Gelsenkirchen-Bismarck. Zwischen Consol-Theater und Probenzentrum läuft über fünf Wochen ein Freiluft-Kulturprogramm. Die Band „Tamala“ bringt Weltmusik aus Westafrika.
Die Krise als Chance, aus dem Chaos Energie zu ziehen, so mutet das Festival „Sommerbühne auf Consol“ an. Fünf Wochen mit 24 Einzelterminen aus drei Formaten locken auf den „Roten Platz“ zwischen dem Consol-Theater und dem Musikprobenzentrum Consol 4 in Gelsenkirchen. Eigentlich kam mit dem Konzert von „Tamala“ noch ein weiteres hinzu, denn die Weltmusik der Drei-Mann-Band stammt aus der Klangkosmos-Reihe der Kirche der Kulturen, der Bleckkirche.
Aus dem erfolgreichen „Sommersound“ am Stadtgarten mit jeweils zwei Bands oder Solisten, den Programmen, die die Gelsenkirchener Kulturszene durch das Pandemie-Diktat nicht oder kaum präsentieren kann, und dem Straßentheater speist sich der Fundus. Der Tour-Manager von „Tamala“, DJ und Eventmanager Djammeh, sieht den Abend auf dem Zechengelände erst einmal sichtlich froh als Chance, spielen zu können, draußen und ohne große Einschränkungen bis auf die Registrierung.
Eine Chance für Künstler in Gelsenkirchen
Bis zu 500 Gäste könnten es sein, heute kommen knapp über 40, und überwiegend ältere Zuhörer, die das in der Bleckkirche geplante Konzert nicht erleben konnten. Es musste im Juni noch abgesagt werden.
„Wir sind heilfroh, überhaupt wieder Konzerte geben zu können. Und die Weltmusik ist eine Chance für Gelsenkirchen, denn auch hier ist ein bunter Mix, hier gibt es eigentlich alles“, erzählt Djammeh strahlend, „deshalb hoffe ich, dass die Szene sich hier weiterentwickeln kann und vor allem auch weiter unterstützt wird.“
Fast alle Instrumente sind selbst gebaut
„Tamala“, die „Reisenden“, bieten Ungewöhnliches. Der Sänger und Multi-Instrumentalist Mola Sylla spielt die Daumenpianos Kongoma und Kalimba, dazu die westafrikanische Laute Xalam, und lebt in Amsterdam, „in einem sehr kreativen Viertel“, verrät Djammeh, „deshalb baut er eigentlich auch alle seine Instrumente selbst.“ Unter anderem eine Geige mit nur einer Saite.
Tief aus der senegalesischen Musikwelt schöpft auch Bao Sissoko, der hier überwiegend die westafrikanischen Stegharfe, die Kora, spielt.
Dritter im Bunde ist der belgische Folk-Geiger Wouter Vandenabeele, der auf Consol zu wohl gleichen Teilen den Bogen seiner Fiedel nutzt, wie er die Saiten zupft.
25 Jahre Kirche der Kulturen - Zukunft offen
Pfarrer Thomas Schöps übernimmt die Begrüßung und vermittelt die zwiespältige Stimmung, die über dem Abend hängt. Zunächst freue er sich „riesig“, dass das Konzert doch noch zustand kommen konnte. Aber gleich schränkt er ein, dass noch völlig offen sei, wie das Jubiläum der Kirche der Kulturen begangen werden könnte. Seit 1996, damit „silberne“ 25 Jahre, läuft das Kulturprogramm dort, „wir haben über 60 Ensembles erlebt, über 150.000 Gäste insgesamt“ begrüßt, umreißt er die Bedeutung.
„Das hätte ich schon gerne mit vielen Begleitern aus dieser langen Zeit gefeiert“, meint der Beauftragte für Kunst und Kultur des Kirchenkreises ernst, aber das entscheide sich mit der aktuelle Corona-Lage. Außerdem sei es wohl das letzte Jahr für die Kirche der Kulturen, denn im nächsten Jahr werde er in den Ruhestand gehen, unterstrich Schöps. „Und über die Zukunft der Kirche hat der Superintendent bis jetzt noch nichts Ausreichendes gesagt“, gab er zu bedenken.
An diesem lauen Samstagabend überrascht ihn jedenfalls, dass auch nach über 20 Jahren Kirche der Kulturen und Klangkosmos immer noch neue Zuhörer den Weg hierher finden. Zu einem „Crossover der besonderen Art mit Tamala, den Reisenden“, was auch auf das gesamte Sommerbühnen-Festival im zweiten Corona-Jahr zutrifft.
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