Gelsenkirchen-Buer. Warum sich die Erneuerung der Sportstätte in Gelsenkirchen-Horst weiter verzögert. Und wann die Arbeiten beendet sind.
Lange ist es her, dass der legendäre STV Horst-Emscher im Fürstenbergstadion auf Torejagd ging und sich nach dem Zweiten Weltkrieg zeitweilig gar vor dem Lokalrivalen FC Schalke 04 platzieren konnte. Und (wenn auch nicht ganz so) lange ist es her, dass die Bezirksvertretung West im Januar 2019 beschloss, die Anlage teilweise zu sanieren. Die auf sechs Monate angesetzten Arbeiten sollten eigentlich im Frühjahr jenes Jahres beginnen. Allein – beendet sind sie immer noch nicht.
„Die Baustelle liegt seit Monaten brach. Dabei sind wir kurz vor Beginn der neuen Saison“, beklagt der Horster Heinz Kolb eine Unterbrechung – die Gelsendienste-Sprecherin Andrea Eckert freilich zurückweist. „Der Eindruck täuscht. Die Arbeiten mögen coronabedingt hin und wieder mal ein paar Tage ruhen, etwa weil es Lieferprobleme beim Beton gibt. Ansonsten sind wir aber soweit gut im Zeitplan.“
Arbeiten in Gelsenkirchen-Horst begannen mit eineinhalbjähriger Verspätung
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Wer indes die ursprüngliche Zeitplanung mit dem tatsächlichen Baubeginn abgleicht, wundert sich: Die Arbeiten starteten nicht im Frühjahr 2019, sondern Ende November 2020, also mit mehr als eineinhalbjähriger Verspätung.
Dabei hatten nach Ortsterminen sowohl Politiker der CDU als auch besonders die dort heimischen Vereine – der Kreisligist BV Horst-Süd 1962 und der American Football-Club „Gelsenkirchen Devils“ – immer wieder auf den dringenden Handlungsbedarf hingewiesen, zuletzt im Sommer 2017.
Gelsenkirchener Devils griffen 2017 gar selbst zur Heckenschere
Denn der Pflege- und Bauzustand besonders der Stehstufen war desaströs: So verwittert, beschädigt und teilweise marode waren diese, dass ein Bereich gar wegen Stolpergefahr gesperrt werden musste. Weil die Devils die zugewucherten Ränge jedoch für ihre Spiele vor bis zu 1200 Zuschauern brauch(t)en, griffen die American Footballer 2017 kurzerhand selbst zu Heckenscheren und jäteten Unkraut.
Diese Missstände sollten mit der teilweisen Sanierung der Stehstufen und einer landschaftspflegerischen Umgestaltung eigentlich im Herbst 2019 abgehakt sein. Wie die Redaktion erfuhr, kam es jedoch aufgrund von personeller Fluktuation in der Verwaltung zu erheblichen Verzögerungen etwa bei der Ausschreibung und Beauftragung.
Wellenbrecher sollen Fluchtwege frei halten
„Außerdem wollten wir noch die Saison abwarten, um den Vereinen nicht dazwischen zu funken“, so Sprecherin Andrea Eckert. Hinzu kam: Die auf sechs Monate taxierte Bauzeit sei zu optimistisch eingeschätzt gewesen. „Die beteiligten Abteilungen sind dann doch zu dem Ergebnis gekommen, dass zehn Monate realistischer sind.“
1957 jubelten rund 30.000 Zuschauer im Horster Stadion
Das Fürstenbergstadion war seit seiner Eröffnung 1928 Austragungsort zahlreicher Fußballspiele mit Tausenden von Zuschauern. Eigentlich mit rund 23.100 Plätzen ausgestattet, lockte ein Lokalderby zwischen dem STV Horst-Emscher und Schalke 04 im Jahr 1957 gar etwa 30.000 Fans zur Fischerstraße. Das Stadion verfügt über eine Leichtathletik-Anlage (Aschebahn) und einen Ascheplatz.Heute wird die Anlage nur noch vom Kreisligisten BV Horst-Emscher 1962 und (seit 2015) vom American Football-Club „Gelsenkirchen Devils“ genutzt. Der STV Horst-Emscher hatte sich in der Saison 2007/08 aufgelöst und auch die zweite Mannschaft des FC Schalke 04, die das Stadion von Januar 2006 bis Juni 2008 genutzt hatte, war umgezogen.
Vorgesehen ist, die Stehstufen auf der südlichen Seite der überdachten Haupttribüne sowie einen Teil der Gegentribüne komplett zu erneuern. Ein Teil wird abgebrochen und als Wallanlage begrünt. Dabei sind auch so genannte Wellenbrecher vorgesehen, um Fluchtwege frei zu halten. Insgesamt investiert die Stadt Eigenmittel in Höhe von 506.500 Euro in das Projekt. Öffentlich gefördert wird es nicht.
Zahl der Besucherplätze wird von 23.000 auf rund 2000 reduziert
Nach der Sanierung können bis zu 2000 Zuschauer die Spiele verfolgen, 1425 davon sind als Sitzplätze in der Haupttribüne überdacht. 1928, bei der Eröffnung, bot das Fürstenbergstadion noch Platz für 23.140 Fans.
Dass es nun noch zu einer weiteren Verspätung kommt, danach sieht es laut Gelsendienste derzeit nicht aus. „Wir gehen davon aus, dass die Arbeiten im Oktober 2021 abgeschlossen sein werden“, so Andrea Eckert. Verzögerungen durch Lieferschwierigkeiten bzw. Rohstoffknappheit ließen sich „Stand heute durch entsprechende planerische Änderungen in den Abläufen der Fertigstellungen einzelner Bauabschnitte so gut steuern, dass der Zeitpunkt der Fertigstellung nicht in Gefahr ist.“
Bis auf die Bereiche hinter dem Bauzaun und die Laufbahn könne „alles genutzt werden“, betont Andrea Eckert und verweist auf einen weiteren Pluspunkt: „Finanziell liegen wir momentan voll im Soll.“