Gelsenkirchen-Buer. Kinderchöre mussten coronabedingt lange pausieren - und tun es noch. Kantor Carsten Böckmann will seinen Chor in Gelsenkirchen wieder aufbauen.

Singende Kinder, das gehört zum Leben einfach dazu. Bis Corona die Welt auf den Kopf stellt. Singen ist plötzlich geradezu lebensgefährlich, Chorproben finden lange gar nicht statt, Konzerte erst recht nicht.

Erwachsene Sänger dürfen mittlerweile wieder miteinander proben – mit großem Abstand und nur wenn sie amtlich getestet oder geimpft sind. Bei Kindern allerdings ist beides nicht möglich: Die vorgeschriebenen Tests und Impfungen stehen für sie gar nicht zur Verfügung. Mit Folgen. Schon jetzt vermuten Experten, zwei Jahrgänge der kleinen Sänger sind bereits „verloren“. Urbanus-Kantor und Kinderchorleiter Carsten Böckmann jedoch hofft, das lässt sich noch ändern.

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„Ich gehe davon aus, dass wir bald, hoffentlich nach den Ferien, wieder loslegen können. Aber dann müssen wir bei Null anfangen“, sagt der Musiker. Nach anderthalb Jahren Pandemie werde der Chor in jedem Fall sein Gesicht verloren haben. Nicht alle Kinder würden wieder bei den Proben erscheinen. „Ich hoffe ja immer noch, dass in allen Jahrgängen etwas hängenbleibt.“ Immerhin: „Von einigen, ich nenne sie mal Bestandskunden, hört man, dass die Lust haben, im Chor zu singen.“

Ein großer Verlust für die Kinder

Die Zukunft der buerschen Kinderchöre ist also ungewiss. Der Verlust für die langfristige Chorarbeit sei weniger gravierend. Schon lange bilde man im Kinderchor nicht mehr den eigenen Nachwuchs aus. Durch Ganztagsschulen sei in aller Regel nach der Grundschule Schluss mit Singen. „Der einzige Vorteil ist, dass wir frühzeitig den Kontakt haben zu den jungen Sängern. Dieser soziale Aspekt ist für mich sehr wichtig. Und wenn die Kinder gute Erfahrungen in einem Chor machen, erinnern sie sich vielleicht später einmal daran und steigen wieder ein.“

Der Verlust für die Kinder selbst sei viel größer. „Ich halte das für sehr problematisch. Ich hoffe nur, dass die Kinder wenigstens zu Hause mit den Eltern singen – und sei es zu einem MP3. Das Singen war schon vor Corona rückläufig. Aber wenn Kinder gar nicht mehr singen, dann ist das sehr traurig. Musik ist doch ein Heilmittel – gerade für junge Menschen.“ Erschwert werde all dies durch die coronabedingte Prägung: „Kinder haben richtig verinnerlicht, Singen ist verboten.“ Carsten Böckmann jedoch hofft, das wieder ändern zu können. „Ich glaube fest, dass wir schnell wieder einen Kinderchor zusammen bekommen. Denn das Verlangen zu singen, das ist doch insbesondere bei Kindern immer vorhanden.“