Gelsenkirchen. Geburtsurkunde oder Hundesteuer: Durch die Bürger-ID-App sollen immer mehr Behördengänge überflüssig werden. Eine erste Anwendung ist gestartet.

Geburtsurkunde anfordern oder die Hundesteuer anmelden: Mit der „BürgerID GE“ soll der mühsame Gang zum Amt für immer mehr Anliegen in Gelsenkirchen überflüssig werden. Nun wurde ein erster Anwendungsfall aktiviert: Die Beantragung von Bewohnerparkausweisen ist ab jetzt per Smartphone möglich. Die langwierige Antragstellung fällt durch die Verknüpfung mit der App weg.

„Die App fungiert als persönliche digitale Identität“, erklärt Oliver Kazmierski, Projektleiter der Smartphone-Bürger-ID. Das heißt: Die Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener können sich mit ihr künftig gegenüber dem Bürgerservice ausweisen. Das Smartphone dient somit als „sicherer und innovativer Schlüssel“ zu den Dienstleistungen der Stadt.

Erster Test der App: Registrierung funktioniert problemlos

Ein erster Test auf einem iOS-Gerät (Apple) zeigt: Die Registrierung erfolgt problemlos und schnell. Erst muss eine Mailadresse, dann eine persönliche PIN eingegeben werden. Anschließend erhält man eine Mail, um die App zu aktivieren. Ein Nachteil: Die Aktivierungsmail ist lediglich auf Englisch - problematisch für Nutzer mit geringen Fremdsprachenkenntnissen.

Die Aktivierung kann auf zwei Wegen erfolgen: Entweder man öffnet die Mail auf einem Zweitgerät und scannt dort mit dem Smartphone den QR-Code, den man per Mail erhalten hat. Oder aber man aktiviert die App, indem man direkt auf dem Smartphone zum Mail-Programm wechselt und dort auf den Aktivierungslink klickt. Hat man dies getan, wird man erneut aufgefordert, seine PIN einzugeben sowie aus Sicherheitsgründen ein biometrisches Merkmal wie einen Fingerabdruck hinzuzufügen. Man kann die App aber auch ohne biometrisches Merkmal nutzen. Anschließend ist sie erfolgreich aktiviert.

Ausweis fürs Bewohnerparken: Beantragung startet nicht direkt über die App

Wer nun in der App einen Menüpunkt sucht, über den der Bewohnerparkausweis beantragt wird, kann lange suchen. Um zur Beantragung zu kommen, muss man im Browser auf einem Zweitgerät die Homepage der Stadt Gelsenkirchen besuchen und dort unter „Bürgerservice“ nach dem Bewohnerparkausweis suchen.

Erst dort wird einem angeboten, die Anmeldung auch per Online-Antrag durchzuführen. Klickt man auf den Online-Antrag, sieht man den Hinweis auf die App und einen QR-Code. Scannt man diesen dann mit der „BürgerID“-App, startet die Datenabfrage für den Parkausweis. Gefragt wird dabei unter anderem nach Namen, Adresse, Geburtstag, Kennzeichen des Fahrzeugs und Ziffern aus dem Fahrzeugschein.

App soll für mehrere Smart-City-Dienste zur Verfügung stehen

Ist all das nicht etwas umständlich? Lukas Rissel von der städtischen Stabsstelle „Vernetzte Stadt“ erläutert, man habe sich die „typische User-Reise“ vergegenwärtigt und die Funktionen der App dementsprechend angepasst. „Die wenigsten werden generisch die App laden und schauen, was sie so alles damit machen können. Vielmehr werden sie nach einer Dienstleistung der Stadt suchen und dann erfahren, dass man dafür die App verwenden kann.“ Deshalb gebe es keinen Menüpunkt für die Antragstellung.

Schrittweise sollen nun neue Anwendungsfälle in der App freigeschaltet werden. Wie Rissel mitteilt, will man einen Schwerpunkt auf Smart-City-Dienste setzen. Denkbar sei es, die App demnächst fürs Carsharing, für die Verwendung elektronischer Ladesäulen oder für öffentliche Schließfächer zu nutzen. Unrealistisch sei es dagegen, die App für die Beantragung eines Personalausweises oder für die Ummeldung nach einem Umzug zu verwenden. Dies könne nur auf analogem Wege geschehen.

Stadt will bei der Sicherheit auf „höchste Standards“ setzen

„Impuls für die gesamte Region“

Die „BürgerID GE“ wird durch das Förderprogramm der digitalen Modellregionen des Digital- und Wirtschaftsministeriums in NRW mit 3,9 Millionen Euro finanziert. Neben Gelsenkirchen sind die Städte Soest, Paderborn, Wuppertal und Aachen digitale Leitkommunen.

Manfred vom Sondern, Teamleiter der Stabsstelle „Vernetzte Stadt“, sieht Gelsenkirchen mit der App in einer Pionierrolle: „Die Smartphone-Bürger-ID ist ein wichtiger Baustein eines ganzheitlichen Ansatzes, der nicht nur die Stadt voranbringt, sondern auch als Impuls für die gesamte Region dienen soll.“

Dazu soll die „BürgerID“ in das „Servicekonto.NRW“ integriert werden, wodurch ein einfacher Zugang zu allen Serviceportalen des Landes ermöglicht werden soll. Das langfristige Ziel: eine digitale Identität für das gesamte Bundesland.

Und die Sicherheit? „Ihre privaten Informationen liegen hochsicher im Rechenzentrum der Stadt“, wird in der App versprochen. Zudem werde dem Nutzer bei jedem Authentifizierungsvorgang „transparent eine Übersicht der angeforderten Daten geboten“, die dann nur durch die eigene Zustimmung ermittelt werden. [Lesen Sie auch: Coronakrise: Zwölf Mal mehr Hackerangriffe aufs Homeoffice]

Außerdem, so verspricht die Stadt, setze man bei der App „auf den höchsten Stand der IT-Sicherheit“ und will sie „stets an die neuesten Standards anpassen“. Dazu wird mit dem Institut für Internet-Sicherheit der Westfälischen Hochschule kooperiert. Zudem hat die Stadt für die App mit dem Gelsenkirchener Startup XignSys und der Stadt Aachen zusammengearbeitet.

Die „BürgerID GE“-App steht in den bekannten Stores für Android ab Version 6.0 und für iOS ab Version 13.0 zur Verfügung.