Gelsenkirchen. Das Zentralbad ist dicht, Actic Fitness schließt wohl Ende Juli. Was geschieht mit Verträgen und Guthaben, fragt sich die verärgerte Kundschaft.

Fitness und Schwimmen unter einem Dach – das war das Versprechen, als Ende 2013 die schwedische Kette Actic Fitness im ehemaligen Wannenbad des Zentralbads Leibesübungen an Land anbot. 400 Kunden hatte das Studio damals nach Angaben der Betreiber schon im ersten Monat. Das Schwimmen hat sich erledigt. Das Zentralbad wird nach dem Corona-Lockdown bekanntlich nicht mehr geöffnet, da – überraschend schnell – der Abriss des Komplexes vorbereitet werden soll. Und auch Actic wird nicht mehr lange bleiben. Nach WAZ-Informationen wird der Betrieb zumindest noch bis Ende Juli ermöglicht. Der Schließungstermin scheint klar, viele Fragen sind dennoch offen. Und zurück bleibt die verstimmte Kundschaft.

Gelsenkirchener Studio wirbt weiterhin mit kostenlosem Training bei Vertragsabschluss

Auch interessant

Wie werden eventuell überzahlte Beträge vergütet, was wird mit dem Trainingspersonal geschehen, wurde der Betreiber selbst von der Entscheidung der Stadtwerke überrascht, wann genau schließt das Studio, wie viele Kunden sind betroffen? Auf alle diese Fragen kommt vom Actic-Management nur PR-Prosa als Antwort: Es sei „eine Herzensangelegenheit, unseren treuen Mitgliedern so lange wie möglich den Trainingsbetrieb aufrecht zu erhalten. Jeder Tag, an dem unsere Mitglieder bei uns aktiv sein können, ist ein Zuspruch an ihre Gesundheit und damit unsere Vision. Wir sind sehr stolz auf unsere Mitglieder, die uns loyal zur Seite stehen und bei uns bleiben – auch in Krisenzeiten“, schreibt Country Managerin Juliane Winterscheid und bittet gleichzeitig um Verständnis, „dass wir zu weiteren Details in der aktuellen Situation keine Auskunft erteilen können“. Auf seiner Homepage wirbt das Unternehmen derweil noch neue Mitglieder mit zwei Monaten kostenlosem Training.

Kundin betont: Das Studio kann vertraglich zugesicherte Eigenschaften nicht erfüllen

Auch bei den Stadtwerken, dem Vermieter, hält man sich bedeckt, verweist auf Actic. Immerhin kommt vom Badbetreiber der Hinweis, das der Fitness-Betrieb bis 31. Juli möglich sein wird. Derweil ärgern sich Kunden – über Actic, aber auch die Stadtwerke, die das Zentralbad geschlossen haben.

4,50 Ermäßigung pro Monat

Lediglich eine Minderung des Monatsbeitrags um 4,50 Euro von 22,50 auf 18 Euro wurde Actic-Kundin Silke Albrecht zugebilligt.

„Von der Differenz kann ich noch nicht einmal ein einziges Mal den Eintrittspreis für das Jahnbad, geschweige denn das Sport-Paradies begleichen. Außerdem stehen im Actic Fitness keine Duschen zur Verfügung, soll man jetzt immer nassgeschwitzt vom Fitnessstudio zum geschäftlichen Termin oder ins Büro gehen?“

Zu ihnen zählt Silke Albrecht. „Durch die bis zum letzten Moment geheimgehaltene Entscheidung, das Zentralbad bereits jetzt dauerhaft zu schließen, ist bei mir die Frist verstrichen, um meinen im Actic-Fitness bestehenden Vertrag zeitnah zu kündigen. Die Kündigung wurde mir zum 15. Juli 2022 bestätigt. Ein Sonderkündigungsrecht verneint der Betreiber“, beschreibt die Kundin ihre Situation. Sie hat sich in der Verbraucherzentrale Rat geholt, fürchtet aber, dass sie sich anwaltliche Hilfe holen muss, um mit ihrer Argumentation durchzudringen. „So wie das Fitnessstudio konzipiert ist, ist das Schwimmen ein zentraler Bestandteil des Konzeptes. Da dieser Teil jetzt weg fällt, kann das Studio seine vertraglich zugesicherten Eigenschaften nicht mehr erfüllen. Damit besteht ein Sonderkündigungsrecht“, findet Albrecht.

Zeit der Corona-Schließung sollte automatisch angehängt werden

Edeltraud Schug kritisiert derweil den Badbetreiber, die Stadtwerke. Die verkauften im September 2020 noch Jahreskarten, die wegen der Corona-Pandemie nur bis Anfang November genutzt werden konnten. „Es wurden die neuen Karten erstellt, wir wurden fotografiert und mit den neuen Karten neue Einlass-Terminals eingerichtet, um jetzt das Zentralbad bereits zu schließen?“, wundert sich die Gelsenkirchenerin.

„Dass Corona in diese Zeit fiel, das konnte man ja nicht ahnen beziehungsweise nicht mit der zeitlichen Dauer der Sperrung der Hallenbäder rechnen“, zeigt Schug Verständnis für den Lockdown. Doch „es wurde immer ausgeführt, dass die Zeit der Corona-Schließung automatisch angehängt würde“, was nun nicht mehr möglich sei. Die (noch geschlossenen) Hallenbäder in Buer und Horst sind für Edeltraud Schug keine Alternative, das Bad im Revierpark mit einem anderen Betreiber ohnehin nicht. „Bürgernähe, vorausschauende Entscheidung und Informationskultur sieht anders aus“, ärgert sich Edeltraud Schug.

Zur Guthaben-Erstattung müssen Kunden ins Sportparadies kommen

Zumindest einen kleinen Trost haben die Stadtwerke parat. Die Dauerkartenkosten, so Unternehmenssprecherin Janin Meyer-Simon, werde man anteilig erstatten. Betroffene Kunden, die im Zentralbad ihre Tickets bezahlt haben, wolle man jetzt zunächst anschreiben. Meyer-Simon geht von – lediglich – 125 betroffenen Dauerkarteninhabern aus. Zur Erstattung müssten Kunden ins Erler Sportparadies kommen. Dort werde die Guthaben-Erstattung geprüft. Meyer-Simon: „Leider können wir das Geld nicht bar auszahlen, sondern nur überweisen.“