Gelsenkirchen. Dass das Zentralbad nicht mehr öffnen wird, sorgt bei den betroffenen Gelsenkirchener Schwimmvereinen für Sorgen und Optimismus zugleich.

Seit November sind die Türen des Gelsenkirchener Zentralbads Corona-bedingt geschlossen – und seit Mittwoch ist klar, dass sie auch nicht mehr öffnen werden. Mit Corona hat dies allerdings nichts zu tun. Die Stadt will mit ihrer Bewerbung um den Neubau der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) im Rennen bleiben und das Zentralbad abreißen, um im Falle des Zuschlags den Zeitplan für den Bau einzuhalten. Die Schwimmvereine, die bisher im Zentralbad trainierten, sollen nun ins Sportparadies ausweichen. Die Klubs reagieren mit gemischten Gefühlen auf den Wechsel, schwanken zwischen Sorgen und Optimismus.

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„Wir sind tief geschockt“, sagt etwa Udo Ruchhöfer, Vorsitzender des SC Aegir, und bittet die Mitglieder um Geduld: „Wir müssen auf die Konzepte für das Sportparadies warten und schauen, welche Zeiten uns die Stadtwerke anbieten.“Diese Frage beschäftigt auch die Schwimmvereinigung, den mit mehr als 1300 Mitgliedern größten Schwimmverein der Stadt. „Wenn uns das Sportparadies ausreichend Wasserzeiten zur Verfügung stellt, kriegen wir das übergangsweise hin“, meint Manfred Wöllke, stellvertretender Vorsitzender der SG.

Traglufthalle für die Wintermonate

Er sieht aber ein großes Problem, denn das Zentralbad sei als Wettkampfstätte nicht zu ersetzen: „Es gibt kein Hallenbad in der Stadt, das wettkampfgerecht ist. Die sind alle zu klein. Wettkämpfe sind aber nach den Mitgliedsbeiträgen die zweitwichtigste Säule in unserer Finanzierung“, betont er und folgert: „Wir werden dadurch Finanzprobleme bekommen.“ Zudem weist Manfred Wöllke darauf hin, dass noch unklar sei, wie schnell die von der Stadt für die Wintermonate geplante Traglufthalle über dem 50-Meter-Außenbecken des Sportparadieses montiert werden könne. „Sie muss bis zu diesem Winter kommen“, fordert er. „Sonst fehlt uns die Wasserfläche.“

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Sorgen macht sich auch der Vorsitzende des SC Delphin, Ronald Hedel. Er prophezeit für seinen Klub einen Riesen-Mitgliederschwund, denn: „Wir schließen den kompletten Süden aus, obwohl unsere Mitglieder überwiegend daherkommen. Ich glaube nicht, dass unsere Kinder so flexibel sind, mal eben zum Sportparadies fahren zu können.“ Verluste könnte es besonders bei den Hobbysportlern geben, Wettkampf-Schwimmer würden eher dabeibleiben. „Die pessimistischste Einschätzung ist, dass wir nur zehn Prozent der Mitglieder halten können.“

Oberste Priorität hat die Nichtschwimmer-Ausbildung

Dass die Vereine wegen Corona schon angeschlagen sind, sorgt für eine „doppelte Brisanz“, wie es Jürgen Krisement, Leiter der Fachschaft Schwimmen, formuliert. Er will mit allen Klubs aus der Stadt klären, wo es freie Kapazitäten gibt. „Oberste Priorität hat dabei die Nichtschwimmer-Ausbildung“, betont er. Positiv stimmt ihn jedoch, dass an der Stelle des Zentralbads definitiv ein neues Schwimmbad entstehen soll – entweder im Hochschulgebäude oder, falls die Stadt den Zuschlag nicht erhält, als reiner Neubau: „Am Ende des Tunnels ist die Option auf ein neues, modernes Bad. Dafür müssen wir nun mal die Kröte schlucken, jetzt auf andere Bäder auszuweichen.“

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SC-Aegir-Chef Udo Ruchhöfer bezeichnet das Versprechen als „Lichtblick für den Gelsenkirchener Süden und unseren Verein, woran wir Stadt und Politik messen werden“. Ronald Hedel vom SC Delphin muntert die Aussicht nur teilweise auf: „Wir stehen dem einerseits aufgeschlossen gegenüber, weil wir ein tolles, neues Bad bekommen. Andererseits haben wir die Sorge, dass der Schwimmsport und die Schwimmausbildung darunter leiden.“