Gelsenkirchen-Buer. Zum ersten Mal fand auf der Domplatte in Gelsenkirchen Buer der Feierabendmarkt wieder statt – mit nur drei Ständen und ein paar Tischen.

Hand aufs Herz: Das, was sich gerade hier auf der buerschen Domplatte abspielt, hat mit dem einst so stark frequentierten Feierabendmarkt wenig zu tun. Drei Stände, etliche Tische – und ein ganz großes Gefühl. Für die Bueraner nämlich ist diese Erstausgabe nach langer Zeit der coronabedingten Abstinenz wie ein Befreiungsschlag. Endlich kehrt für sie das Leben zurück, das hier im Ort so geprägt war von der Tradition, allein vor die Türe zu gehen und dann auf ganz viele bekannte Gesichter zu treffen.

„Händler und Besucher müssen sich erst wieder an den Feierabendmarkt gewöhnen“, sagt Wilhelm Weßels, bei Gelsendienste verantwortlich für die städtischen Märkte. „Nächste Woche kommen dann schon ein paar mehr Händler.“ Demnächst sollen es dann neun oder zehn sein. „Es ist ein Start mit angezogener Handbremse“, sagt auch Siegbert Panteleit, Gelsendienste-Berater in Sachen Markt. „Mir haben viele Stammgäste gesagt, die Unbefangenheit fehlt. Vorher kommen sie auch nicht her. Dieses Po an Po zu sitzen, das fehlt den Leuten.“ Die Menschen seien noch zurückhaltend, bestätigen beide – insbesondere angesichts der sich verbreitenden Delta-Variante des Corona-Virus. Dennoch sei es wichtig, heute hier zu sein. „Wir wollten auch ein Signal setzen, dass wir noch leben.“

Zunächst nur drei Stände in Gelsenkirchen-Buer

Eine Frittenbude, eine Currywurstbude, dazu der Getränkestand des „Kaffee Odiba“: Dieses überschaubare Angebot reicht vielen heute schon zur Freude. „Wir sind so glücklich, dass wir hier heute auf dem Markt sitzen dürfen“, sagt Ute Maleßka. „Anderthalb Jahre unseres Lebens sind ja schon verloren. Ich habe auf diesen Moment wirklich gewartet.“ So sieht es auch Kerstin Albrecht. „Ja, es sind nicht alle Stände da. Aber wir sind froh, dass es wieder losgeht. Wir waren vorher schon Stammgäste – und klinken uns jetzt wieder ins Leben ein.“ Mit den beiden sitzt auch Britta Koßmann am Tisch. „Wir haben das immer wieder auf Instagram verfolgt und gedacht, es gibt mehr und mehr Lockerungen, warum also findet der Feierabendmarkt nicht statt? Wir sind immer gern gekommen, weil man jeden hier trifft. Durch Corona hat man so viele Menschen aus den Augen verloren.“

Getränke im Angebot: Sylvia Seidel-Droschk, Michaela Munoz Collado und Kornelia Selm (v.l.) vor dem Stand der Odiba-Kaffeerösterei.
Getränke im Angebot: Sylvia Seidel-Droschk, Michaela Munoz Collado und Kornelia Selm (v.l.) vor dem Stand der Odiba-Kaffeerösterei. © FUNKE FotoServices | Heinrich Jung

Mit fortschreitender Zeit treffen immer mehr Menschen ein, begegnen sich Bekannte und Freunde. Sicher, nichts ist normal. Keiner gibt dem anderen die Hand, Umarmungen, Küsschen zur Begrüßung sieht man ebenso wenig. Wer sich unterhält, hält intuitiv den so lange eingeübten Abstand. Aber, da sind sich alle einig, dieser Moment ist ein wichtiger Schritt ins normale Leben. „Ich hatte vielleicht ein bisschen mehr erwartet“, sagt Thorsten Wehde. „Aber immerhin trauen sich die Akteure, wieder zu starten.“

Der Wunsch der Menschen: Wieder Kontakt halten

„Auch wenn das eine abgespeckte Version ist, das ist ganz egal“, sagt Monika Wendt. „Hauptsache, es geht wieder los. Man kann sich wieder treffen, kann losgehen und trifft ja immer jemanden.“ Übrigens auch die lokale Prominenz. Bald darauf nämlich treffen auch Bezirksbürgermeister Dominic Schneider und seine Frau Sibylle ein. „Ich habe extra die Ratssitzung etwas früher verlassen“, sagt er, der hier ist, „um die Freude der Menschen zu teilen“.

Markt mit Abstand: Vorerst müssen die Besucher sich noch an die Corona-Regeln halten. 
Markt mit Abstand: Vorerst müssen die Besucher sich noch an die Corona-Regeln halten.  © FUNKE FotoServices | Heinrich Jung

Feierabendmarkt mit Regeln

Ab sofort finden wieder beide Feierabendmärkte statt, immer mittwochs in der Gelsenkirchener Innenstadt, donnerstags in Buer.

Allerdings gibt es Regeln: Besucher müssen an festen Plätzen sitzen oder stehen und registriert werden. Ab der kommenden Woche soll das auch via QR-Code auf den Tischen möglich sein – ohne App, sondern über ein webbasiertes System, das eine Schnittstelle hat mit dem örtlichen Gesundheitsamt.

Wohl wissend, dass man noch mehrere Monate mit dem Virus zu tun haben werde. „Das soziale Leben ist so wichtig, dass die Menschen wieder untereinander in Kontakt kommen – und in meinem Fall, auch mal ein Wort mit dem Bezirksbürgermeister wechseln zu können. Das ist ein echter Freudentag für Buer.“