Gelsenkirchen-Buer. Warum die Gelsenkirchenerin Denisa Contra bei ihrem Neustart von der Pandemie profitierte. Und wie sie die Gastronomie in Buer beleben will.

Sich selbst neu erfinden: Das müssen viele in Pandemie-Zeiten, notgedrungen und oft genug wider Willen. Nicht so bei Denisa Contra: „Für mich war Corona ein Sechser im Lotto!“, sagt die Bueranerin (28) über die „einmalige Chance, endlich meinen Lebenstraum zu verwirklichen.“

Eigentlich ging es ihr vor dem Lockdown gut, erzählt sie. „Ich hatte einen tollen Job als Filialleiterin eines Mode-Labels im CentrO und war kurz davor, auf der Karriereleiter höher zu klettern. Aber andererseits hatte ich auch immer etwas Eigenes im Sinn. Und ich wollte mehr Zeit mit unserer Tochter Emilia verbringen.“

Ehemann hält Gelsenkirchenerin den Rücken frei für das Abenteuer Gastronomie

Seele baumeln lassen auf der Galerie: In dem reduziert eingerichteten, aber mit einigen Farbklecksen liebevoll dekorierten Café von Inhaberin Denisa Contra können (nicht nur) Eltern ausspannen, während die Kinder in der Spielecke toben.
Seele baumeln lassen auf der Galerie: In dem reduziert eingerichteten, aber mit einigen Farbklecksen liebevoll dekorierten Café von Inhaberin Denisa Contra können (nicht nur) Eltern ausspannen, während die Kinder in der Spielecke toben. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

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Ein familiengerechtes, kinderfreundliches Café war es, was ihr seit Jahren im Kopf herumspukte und für das sie schon lange Ideen sammelte. „Immer wenn mir in einem Lokal etwas besonders gefiel oder ich einen Einfall hatte, notierte ich das in einer Liste“, berichtet die junge Mutter schmunzelnd.

„Gastro-Management ist genau mein Ding, auch wenn ich das noch nie gemacht habe“, ist sie von ihrem Konzept überzeugt – und ihr Mann Lucas Dul auch. Mit seinem Rückhalt fiel es ihr leichter, mitten in der Pandemie 2020 die gut dotierte, unbefristete Anstellung aufzugeben und gegen ein Abenteuer mit unsicherem Ausgang namens „Eluni’s Café“ einzutauschen.

Üppige Frühstücks-, Brunch- und Kuchenkarte

Auf die Plätze, fertig, spielen: Denisa Contra aus Gelsenkirchen-Buer hat die Spielecke in „Eluni’s Café“ mit der Erfahrung einer jungen Mutter eingerichtet: Tochter Emilia ist vier Jahre alt und bekommt nun Verstärkung von einem kleinen Bruder.
Auf die Plätze, fertig, spielen: Denisa Contra aus Gelsenkirchen-Buer hat die Spielecke in „Eluni’s Café“ mit der Erfahrung einer jungen Mutter eingerichtet: Tochter Emilia ist vier Jahre alt und bekommt nun Verstärkung von einem kleinen Bruder. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„Corona hat mir die Suche nach einem geeigneten Lokal ungeheuer erleichtert. Ohne die Krise hätte ich niemals so eine gute Verhandlungsbasis für eine so tolle und zentrale Location nahe der Fußgängerzone gehabt“, weiß sie sehr wohl, dass sie von der wirtschaftlich schwierigen Lage profitiert hat. „Um den Betreiber des asiatischen Vorgänger-Restaurants hier an der Maximilianstraße tut es mir wirklich leid, der wegen der Pandemie aufgeben musste. Aber für mich ist das eine Chance.“

Café und Galerie zugleich

Geöffnet ist „Eluni’s Café“ an der Maximilianstraße 2 in Gelsenkirchen-Buer dienstags bis freitags von 9 bis 17 Uhr und samstags/sonntags von 9 bis 16 Uhr. Montags ist Ruhetag. Kleinere Gesellschaften können das Lokal etwa für Taufen oder Geburtstage mieten.

Auch Kunst-Fans will Betreiberin Denisa Contra etwas Besonderes bieten: Ausgestellt werden wechselnde malerische und fotografische Arbeiten der Bochumer Künstlerin Sandra Kunce-Haurand sowie des Gelsenkirchener Arztes Michael Krämer.

Und die will sie ab dem ersten Öffnungstag am Samstag, 31. Juli, nutzen und die Gastro-Szene in Buer beleben: Auf 80 Quadratmetern im Erdgeschoss und einer kleinen Galerie im Obergeschoss bietet sie in ihrem reduziert, aber liebevoll eingerichteten Café mit rund 35 Sitzplätzen eine üppige Frühstücks-, Brunch- und Kuchenkarte (nicht nur) für Erwachsene und eine Spielecke für Kinder. Angelegt ist das Ganze als „Lieblingsplatz für Groß und Klein“.

Familien-Café in doppelter Hinsicht: Mutter Crenguta Ray backt Kuchen und Torten

Auf der Speisekarte stehen gesunde, saisonale Speisen, bei der sowohl Vegetarier als auch Fleisch-Liebhaber glücklich werden sollen; serviert werden auch Flammkuchen, Tortillas, Sandwiches, Smoothies und Eier-Variationen unter den Namen „Turkish“ und „Flamenco Eggs“ – eben mal mit Knoblauch-Joghurt oder mit Chorizo und Serrano-Schinken.

„Ein Geheimtipp sind aber unsere Kuchen, Torten und Tartes, die meine Mutter – eine begnadete Bäckerin – mit saisonalen Zutaten regionaler Herkunft frisch zubereitet“, verspricht Denisa Contra ein Familien-Café gleich in doppelter Hinsicht: Schließlich ist „Eluni’s Café“ ohne die kulinarischen Talente von Mama Crenguta Ray für sie kaum vorstellbar.

Handgefertigtes Keramik-Geschirr aus Portugal, Kaffee von fair bezahlten Kleinbauern

Allerdings sollen auch die Details stimmen: Geschlemmt wird von handgefertigtem Keramik-Geschirr einer Bekannten aus Portugal, das die Gäste auch gleich bei ihr kaufen können. Und in die Kaffee-Tassen kommen nur Getränke von dem Label „Revierbohne“, „das seine Bohnen nur von kleinen, fair bezahlten Kleinbauern in Nord- und Südamerika sowie Afrika bezieht.“ Die Koffein-Kicks tragen Namen wie „Beste Plörre“, „Kleiner Kumpel“ oder „08/15“: „Die Leute sollen doch Spaß haben, wenn sie hier ihre Pause einlegen!“

Dass Denisa Contra ihr Abenteuer erst Ende Juli startet, ist einer speziellen Familienkonstellation geschuldet: Ihr zweites Kind soll in diesen Tagen zur Welt kommen, „da brauchen wir dann ein bisschen Zeit, um uns zu erholen.“

Angst vor diesem doppelten Neuanfang hat sie nicht. „Ich mache grundsätzlich nur die Dinge, die ich liebe und hinter denen ich voll stehe“, mag sie lediglich von „Herausforderung“ sprechen. Ihr Mann will drei Monate Elternzeit nehmen, um ihr den Rücken frei zu halten für ihr zweites Baby „Eluni’s Café“, „da wird das schon klappen“, ist sie zuversichtlich. An das Bild von der Gastronomin mit Säugling im Arm werden sich die Gäste bestimmt schnell gewöhnen – schließlich ist es ein Familien-Café.