Gelsenkirchen-Altstadt. Die AfD-Demo in Gelsenkirchen ging teils im Geläut der Kirchenglocken unter. Gegendemonstranten setzten auf Musik und Trillerpfeifen.

„Rettet die Innenstädte“ hatte die AfD, "Alternative für Deutschland", ihre Kundgebung auf dem Heinrich-König-Platz überschrieben. "Etwa 40 Teilnehmer" schätzte die Polizei, die mit einem starken Aufgebot rund um den Platz vertreten war. Der Einsatzleiter verwies auf den Neumarkt: "Da sind die Gegendemonstranten, die haben schon angefangen."

Die unterschiedlichen Ansätze auf diese kurze räumliche Entfernung wurde deutlich: AfD-Ratsmitglied Thorsten Pfeil musste abwarten, bis das Geläut der Altstadtkirchen verklungen war, um vor dem abgegrenzten Bereich vor der Bühne die Kundgebung zu eröffnen. Bunte Flaggen und Trommelklänge der Combo "Sambakowski" bestimmten derweil die Gegendemo des Gelsenkirchener Aktionsbündnis' gegen Rassismus und Ausgrenzung, die bereits eine halbe Stunde vorher begonnen hatte.

Gegendemonstration in der Gelsenkirchener City

Jörg Schneider, Bundestagsabgeordneter der AfD und Lehrer in Gelsenkirchen, wunderte sich denn auch über das gut zehnminütige Läuten um 11 Uhr. "Das habe ich noch nicht gehört", stellte er das Demokratieverständnis der evangelischen Kirche in Frage. "Immerhin gehöre ich der auch seit drei Jahren nicht mehr an", erklärte er.

Nach den jüngsten Vorkommnissen rund um den Heinrich-König-Platz, an der Marina in Bismarck und rund um das Apollo-Kinocenter konstatierte er: "Die Klientel, die hier für Ärger sorgt, wollen wir nicht."

Gastredner aus dem Revier

Nach etwa 20 Minuten stockte die Demonstration, denn erneut begannen die Glocken der evangelischen Altstadtkirche zu läuten. Da der Verantwortliche, so der Einsatzleiter, nicht zu erreichen war, bestand die Polizei darauf, dass das Geläut in der Sakristei abgestellt wurde. Es sei für maximal zehn Minuten erlaubt, lautete die Begründung.

Der Dortmunder Wolfgang Seitz, für die AfD im Ruhrparlament, wetterte: "Am Montag gehe ich mit meiner Frau los und trete aus der Kirche aus", und teilte gegen die Gegendemonstranten aus, die inzwischen mit Trillerpfeifen vor der Kirche weiter protestierten, "Antifa und Gewerkschaften karren hier die Leute an".

Wiederholt: "Abgeschottete Subkultur"

Enxhi Seli-Zacharias, Ratsmitglied in Gelsenkirchen, erinnerte, die AfD habe mit ihren elf Sitzen im Gelsenkirchener Stadtparlament auch einen Sitz im Polizeibeirat und kündigte an, deutlich gegen die Clan-Kriminalität vorzugehen. Sie unterstrich, es handele sich dabei um eine "ethnisch abgeschottete Subkultur", "Parallelstrukturen und Paralleljustiz" seien in diesem Zusammenhang nicht mehr hinnehmbar.

Die Kundgebung endete gut 20 Minuten nach dem 12-Uhr-Geläut der Altstadtkirchen.