Gelsenkirchen. Für Foto-Fans und Revier-Enthusiasten ist die neue Ausstellung des Pixelprojekts Ruhrgebiet im Gelsenkirchener Wissenschaftspark ein Hochgenuss.

Das Jahr 2020 stand ganz im Zeichen der Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen. Kein Wunder, dass die neue Ausstellung des Pixelprojekts Ruhrgebiet auch Arbeiten umfasst, die sich mit diesem alles überlagernden Themenkomplex auseinandersetzen. Ab Donnerstag, 17. Juni, können alle Fotofans wieder durch die 300 Meter lange Glasarkade des Wissenschaftsparks in Ückendorf schlendern und beim Blick auf über 100 Bilder viele alte und neue Ansichten auf das manchmal so schöne und manchmal so schmuddelige Revier gewinnen.

100 Bewerbungen: 24 neue Serien wurden von der Jury ausgewählt

Der in Bottrop lebende Fotograf Wolfgang Fröhling hat 2010 und 2020 die „Schalker Meile“ und die dortigen Treffen der Fans dokumentiert. Aus lokalpatriotischer Sicht ganz sicher einer der Höhepunkte der neuen Pixelprojekt-Ausstellung im Wissenschaftspark Gelsenkirchen.
Der in Bottrop lebende Fotograf Wolfgang Fröhling hat 2010 und 2020 die „Schalker Meile“ und die dortigen Treffen der Fans dokumentiert. Aus lokalpatriotischer Sicht ganz sicher einer der Höhepunkte der neuen Pixelprojekt-Ausstellung im Wissenschaftspark Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

24 Bilderserien hat die sechsköpfige Jury um Pixelprojekt-Organisator Peter Liedtke (62) in diesem Jahr neu in die Sammlung aufgenommen. Seit der Premiere im Jahr 2003 sind mittlerweile 547 Serien von 326 verschiedenen Fotografinnen und Fotografen im gigantischen Fundus gelandet. „Über 10.000 Bilder gehören nun dazu“, verkündet Liedtke. Rund 100 Bewerberinnen und Bewerber hatten ihre Fotos eingereicht. Rund ein Viertel davon kam nach dem Auswahlprozess der Jury zum Zuge.

Erstmals wird es diesmal keine feierliche Eröffnung im Rahmen einer Vernissage geben – auch das eine Spätfolge der Corona-Pandemie. „Stattdessen planen wir mit einer Midissage am 22. Juli“, so Liedtke. Soll heißen: Erst zur Ausstellungshalbzeit werden alle neu in die Sammlung aufgenommenen Fotos zum Betrachten auf der Homepage (www.pixelprojekt-ruhrgebiet.de) freigeschaltet. Und auch erst dann treffen alle Beteiligten und Gäste vor Ort im Wissenschaftspark aufeinander. „Diese Zusammenkunft ist für die gesamte Fotoszene im Revier etwas sehr Wichtiges“, stellt Liedtke klar. Daraus sei in den vergangenen Jahrzehnten ein echtes Netzwerk entstanden.

Geld aus einem Kultur-Fördertopf des Landes NRW hat diesmal sehr geholfen

Pixelprojekt-Initiator Peter Liedtke im Gespräch mit WAZ-Redakteur Thomas Richter.
Pixelprojekt-Initiator Peter Liedtke im Gespräch mit WAZ-Redakteur Thomas Richter. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Einen Dank spricht der Organisator auch an das Land NRW aus. Denn ohne die finanzielle Unterstützung, die das Förderprogramm „Neustart Kultur“ ermöglichte, wäre die Umsetzung in diesem zweiten Corona-Jahr in Folge wirklich schwer geworden, betont Liedtke. Über 40.000 Euro seien addiert für das Pixelprojekt sowie eine zweite, noch folgende Fotoausstellung geflossen.

Das Besondere an der jährlichen Foto-Ausstellung im renommierten Technologiezentrum sei, so Liedtke, dass ein Teil des Publikums stets ganz gezielt anreist, um die ausgewählten Serien in Augenschein zu nehmen. „Beim anderen Teil handelt es sich aber um Zufallsbesucher, die eigentlich eine der vielen Veranstaltungen im Wissenschaftspark besuchen wollten und dann im Vorbeigehen auf die Fotos stoßen. So bringen wir die Kunst quasi zu den Menschen“, so Liedtke.

Innenansichten des einstigen Amtsgerichts Buer und die „Schalker Meile“

Manche der ausgewählten Fotografen waren bereits mehrere Male bei Pixelprojekt-Ausstellungen zu sehen – wie etwa Andreas Teichmann oder Achim Pohl. Dieses Duo war es auch, die sich die Pandemie und ihre Folgen als Thema für ihre Arbeiten ausgesucht hatten. „Der Mensch bleibt ein soziales Wesen“ hat der in Essen lebende und arbeitende Teichmann seine starke Bilderserie genannt. Und Pohl gewährt den Betrachtern mit „Soziale Arbeit im Lockdown“ einen nicht minder beeindruckenden Einblick in den Alltag von Obdachlosen, psychisch Erkrankten oder Drogenabhängigen sowie jenen Menschen, die ihnen Hilfe leisten.

Lokalkolorit versprüht der Bottroper Fotograf Wolfgang Fröhling. Er hatte sich 2010 und zehn Jahre später auf der „Schalker Meile“ umgeschaut und dokumentiert, wie sich die Herzkammer einer jeden blau-weißen Fußballseele in dieser Dekade verändert hat. Und die beiden Gelsenkirchener Bernhard Klug und Martin Schmüdderich haben ein Stück Stadtgeschichte festgehalten. Sie besichtigten im Winter 2015/16 das Innere des kurz zuvor für immer geschlossenen Amtsgerichts Buer und hielten ihre Eindrücke fest. Diese werden jetzt im Fundus des Pixelprojekts Ruhrgebiet das Gebäude selbst ewig überdauern.