Gelsenkirchen-Altstadt. Die Akademie-Pläne für den Standort Gelsenkirchener Zentralbad werfen Fragen auf, auch für Kunden von Actic Fitness. Die fürchten um ihr Geld.

Das Zentralbad steht vor dem Aus. Stadtverwaltung und Stadtwerke kündigten diese Woche an, dass der Schwimm-Betrieb nach dem Corona-Lockdown nicht mehr anlaufen wird. Die Schließung wurde mit Schulen und Vereinen sowie der Politik abgestimmt. Zumindest von AUF kommt öffentliche Kritik. Tenor: Das bisherige unter breitem Konsens 2018 zustande gekommene Bäderkonzept - es sah unter anderem den Neubau von Sportparadies und Zentralbad an den bisherigen Standorten vor - sei im März vom Rat der Stadt aufgeweicht worden, „um damit die Bewerbung um den Neubau der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung des Landes NRW (HSPV) durchziehen zu können“.

AUF: Gelsenkirchener Zentralbad muss weiter geöffnet bleiben

Linksaußen hält man fest: „Das alte Zentralbad muss solange geöffnet bleiben, bis das neue auf dem Gelände der ehemalige Polizeiinspektion Süd gebaut worden ist!“ Auch die nötige deutliche Begrenzung der freien Schwimmzeiten in Erle ist für AUF „völlig inakzeptabel“.

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Kurze Rückblende: 50 Jahre nach der Einweihung 1971 endet die Geschichte des Gelsenkirchener Zentralbads schneller als gedacht: Nach der Corona-Zwangspause wird die Schwimm- und Sportstätte nicht mehr geöffnet, wird nun zügiger als gedacht der Abriss im ersten Quartal 2022 vorbereitet. Die Pläne des Landes und die Hoffnungen der Stadt, an der Overwegstraße mit einem Projektentwickler für NRW den neuen Standort der Hochschule für Polizei und Verwaltung und ein neues Bad zu realisieren, haben Dynamik ins Verfahren gebracht. Gelsenkirchen ist unter den letzten Städten im Standort-Wettbewerb. Um die guten Chancen zu erhalten, so die Sicht von Stadtwerken, Verwaltungsspitze und mehrheitlich auch in der Politik, müsse der Abriss nun vorbereitet werden, auch wenn das Land die Standortentscheidung erst im Frühjahr 2022 fällen wird.

Wettbewerbe wie den Internationalen Team-Cup 2019 wird es nicht mehr im Zentralbad geben.
Wettbewerbe wie den Internationalen Team-Cup 2019 wird es nicht mehr im Zentralbad geben. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Stadtverwaltung und Stadtwerke stellten diese Woche die Pläne vor

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Für fast 40 Schulen Schulen und neun Vereine werden voraussichtlich bis 2025 Schwimm-Unterricht und -Training im Sportparadies in Erle konzentriert, für die Wintersaison wird dort jeweils, Kostenpunkt 1,1 Millionen Euro, eine Traglufthalle errichtet. Stadtverwaltung und Stadtwerke stellten diese Woche die kurzfristig auf Fraktionsebene mit der Gelsenkirchener Politik die Pläne vor. Soweit die groben Fakten bislang.

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Die betroffenen Vereine sehen den nötigen Wechsel mit gemischten Gefühlen. Auch bleiben Fragen offen. Zum Beispiel, warum nicht das Bad im Gesundheitspark Nienhausen für den Schwimmbetrieb ausgewählt worden sei. Drei Fakten sprechen dagegen: 1. Die Lage am Rand des Stadtgebiets. 2. Der Betrieb läuft nicht unter Regie der Stadt. 3. Ganz entscheidend: Der Schulschwimmerlass sieht für Kinder im Schwimmunterricht Wassertiefen nicht über Schulterhöhe vor. Im Erler Sportparadies kann das durch einen Hubboden erreicht werden, in Nienhausen nicht.

Grüne: Fraktionen haben gemeinsam diese „nicht einfache Entscheidung getroffen“

Zumindest AUF sieht sich bei der politischen Abstimmung außen vor. Alle Fraktionen hätten „gemeinsam die nicht einfache Entscheidung getroffen“ und sich „auf das Sportparadies kapriziert“, das sei gut gelaufen, lobt dagegen der grüne Stadtverordnete David Fischer ausdrücklich das angesichts des Zeitdrucks gewählte Verfahren. Eine entsprechende Ratsvorlage werde es ebenfalls noch geben.

Bleibt eine weitere „Baustelle“: Actic Fitness im Zentralbad. Nach langem Lockdown nahm das 1100 Quadratmeter große Studio Freitag wieder den Betrieb auf. Wie lange, darauf gibt es derzeit keine Antwort.

Fitness-Kundin will Lösung für ihre über sechs Monate gezahlten Beiträge

„Mein Vertrag war einer der ersten, weil ich die Kombination Schwimmen und Fitness-Center genial fand“, sagt Gabriele Zuhmann. „Später habe ich meinen Mann nachgeholt. Von November 2020 bis April 2021 haben wir beide Verträge weitergezahlt, also jeweils sechs Monate. Dann habe ich die Zahlungen ausgesetzt und eine entsprechende Verrechnung der Überzahlungen sollte nach Wiedereröffnung erfolgen“, erinnert sie sich an eine Zusage des Betreibers. Nun will sie wissen, was passiert, wenn das „Zentralbad nicht mehr geöffnet wird, denn wir werden sicherlich nicht nach Duisburg zum Training fahren.“

26 Studios im deutschsprachigen Raum betreibt das Unternehmen, das Hauptquartier ist in Bonn. Anfragen dort blieben Freitag ohne Ergebnis. Bei den Stadtwerken will man sich auch nicht zum laufenden Verfahren äußern, macht aber deutlich: „Wir haben Gespräche geführt und gehen davon aus, dass es in der kommenden Woche Informationen geben wird.“