Gelsenkirchen. Die Corona-Impfung für Kinder ab zwölf Jahren ist ein Streitthema. Was ein Gelsenkirchener Kinderarzt dazu sagt und wie er vorgehen wird.
Der Corona-Impfstoff des Herstellers Biontech/Pfizer ist nun auch für Kinder ab zwölf Jahren zugelassen. Viele Fragen stehen aber noch im Raum. Zum Beispiel: Wie schnell können Kinder und Jugendliche tatsächlich an eine Impfung kommen? Und: Ist eine Impfung für Kinder und Jugendliche wirklich sinnvoll?
Der Gelsenkirchener Kinder- und Jugendarzt und Kinderpneumologe Dr. Christof Rupieper impft in seiner Praxis in der Altstadt schon seit gut vier Wochen gegen das Coronavirus. Einige wenige Jugendliche ab 16 – für sie ist der Impfstoff von Biontech schon länger zugelassen –, vor allem aber Begleitpersonen wie etwa die Eltern schwerkranker Kinder haben bei ihm schon die Spritze bekommen.
Gelsenkirchener Kinderarzt: Warteliste für Corona-Impfung ist schon jetzt sehr lang
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„Ab 7. Juni wollen wir voll in die Impfkampagne einsteigen. Vorausgesetzt, wir bekommen genug Impfstoff“, sagt der Mediziner. Ab diesem Datum sind Impfungen für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren möglich, außerdem wird die Impfpriorisierung aufgehoben. Aber schon jetzt, gibt Rupieper zu bedenken, habe er eine lange Warteliste – auch ohne die Gruppe der Zwölf- bis 15-Jährigen.
Um den schon jetzt herrschenden Andrang zu bewältigen, hat der Kinderarzt eine zusätzliche Mitarbeiterin eingestellt, die die Termine koordiniert. Eine andere ist momentan den ganzen Tag für die Impfung eingesetzt. „Für uns ist die Impfung von Kindern und Jugendlichen organisatorisch absolut machbar“, sagt Rupieper. „Wenn der Impfstoff da wäre, könnten wir drei-, vier-, fünfmal so viele impfen.“ So aber könne er zunächst definitiv nur seinen eigenen Patientinnen und Patienten das Vakzin spritzen und müsse die Termine nach dem Prinzip ,Wer zuerst kommt, mahlt zuerst’ vergeben.
Risiko für Jugendliche: Gelsenkirchener Arzt hält Signale der Stiko für sinnvoll
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Umstritten ist bisher noch die Frage, ob die Vorteile eines Impfschutzes bei Kindern und Jugendlichen überhaupt in einem nennenswerten Verhältnis zu möglichen Risiken der Impfung stehen. Denn selbst wenn sie an Covid-19 erkranken, ist das Risiko eines schweren Verlaufes bei ihnen sehr gering.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat deshalb bereits signalisiert, dass sie möglicherweise keine allgemeine Impfempfehlung für Zwölf- bis 15-Jährige, sondern nur für junge Patienten mit Vorerkrankungen geben wolle. Eltern und Kinder müssten dann selbst entscheiden, ob sie eine Impfung für sinnvoll halten. Viele von ihnen sind unentschlossen.
Rupieper sagt dazu: „Dass sich Eltern Sorgen machten und Fragen stellen, ist normal und richtig.“ In der Tat könne er auch das Argument gut nachvollziehen, dass junge Menschen nicht allein deshalb geimpft werden sollten, damit sich ihre Lehrerinnen und Lehrer sicher fühlten. Die bisherigen Signale der Stiko hält er daher für sinnvoll. Allerdings weist der Mediziner auch darauf hin, dass es durchaus Kinder ohne Vorerkrankungen gebe, die schwer an Corona erkranken oder an Spätfolgen leiden.
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