Gelsenkirchen. So schnell Bubble Tea auf den Markt kam, so schnell verschwand er wieder. Warum das Getränk in Gelsenkirchen ein Comeback erlebt.
Vor zehn Jahren spielt sich aus heutiger Sicht Verrücktes ab: Sänger Pietro Lombardi stürmt die Charts, der Erreger Ehec sorgt für Panik in der Republik, Schalke 04 gewinnt den DFB-Pokal. Und dann gibt es bei Kindern und Jugendlichen noch diesen Trend um ein Getränk namens Bubble Tea. Ein quietschbunter Tee mit kleinen Bällchen, die im Mund platzen. Der Hype kommt plötzlich und verschwindet ebenso rasch wieder. Jetzt ist er zurück, mitten auf der Bahnhofstraße in Gelsenkirchen.
Wer bei Sonnenschein aus dem Hauptbahnhof kommt und in Richtung Innenstadt läuft, dem ist vielleicht schon eine Warteschlange vor einem kleinen Geschäft mit einem pink-farbenen Schild aufgefallen. Tingting Liu (40) verkauft bei „Mr. Boba“ Bubble Tea. Es gibt ihn auf Basis von grünem Tee, von schwarzem Tee, von Eistee. Es gibt ihn sahnig mit Milch oder mit Saft und immer mit den typischen Boba- oder Tapioka-Perlen. Die Kunden wählen aus den Zutaten, stellen ihren eigenen Wunschtee zusammen – und lieben es, gerade bei gutem Wetter.
Warum Bubble Teas ein Imageproblem hatten
Bubble Tea sei ein saisonales Produkt, erzählt Liu. Im Sommer verkaufe sie mehr als im Winter. Immer gut laufe die Geschmacksrichtung Erdbeere, momentan sei Melone gefragt. „Wir haben für alle Gaumen etwas da“, sagt Liu und lächelt. Ein Grund für den Erfolg sei, dass der Drink eine Alternative zu bekannten Erfrischungsgetränken wie Cola oder Orangenlimo sind, glaubt sie.
Daraus bestehen die „Bubbles“
Im Bubble Tea befinden sich Perlen. Diese heißen Tapioka- oder Boba-Perlen. Tapioka ist eine relativ geschmacksneutrale Stärke. Das Popping Boba hat mehr Eigengeschmack. Es gibt ihn in verschiedenen Sorten. Boba wird aus einer Geliermasse gewonnen.
„Mr. Boba“ in Gelsenkirchen hat beides im Angebot. Für Kinder unter vier Jahren ist das Getränk übrigens nicht geeignet.
„Außerdem ist er natürlicher“, sagt Liu. Ihr Produkt verkauft sie in Plastikbechern, dafür achtet sie auf die Inhaltsstoffe. Manche Anbieter verwenden Pulvermilch, Liu schenkt ausschließlich frische Milch aus. Zudem hat sie vegane Alternativen im Sortiment und den Fruchtzucker aus den Tees extrahiert. Liu will mit der Zeit gehen und muss das auch. Der Trend ist zwar ihr Freund, aber äußerst launisch.
Als die Bubble Tea-Welle aus Asien nach Deutschland herüberschwappt und im Sommer 2012 ihren Höhepunkt erlebt, heißt es von Forschern der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, dass sich gesundheitsgefährdende Stoffe in dem Getränk befänden. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen beauftragt eine Schwerpunktuntersuchung. Auffälligkeiten können dabei nicht festgestellt werden. Allerdings sei der hohe Zuckergehalt des Tees kritisch.
Wie das eben ist: Die Chose kratzte an dem bis dato guten Image, weshalb viele Geschäfte nach dem letzten bunten Plastikstrohhalm greifen und manche schließen.
Trends kommen und gehen in Zyklen. Davon profitiert die 40-jährige Liu, die ihren Laden Ende 2019 eröffnet. Soziale Netzwerke dürften eine gewichtige Rolle beim Comeback des Tees spielen. „Durch das Internet wird alles globaler“, sagt Liu. Plattformen wie Instagram und Tiktok leben von möglichst auffälligen Bildern und Videos. Von all dem, was Aufmerksamkeit erregt. Da sind die knallbunten und exotischen Getränke ein Hingucker.
Was die Inhaberin in ihrem Geschäft in Gelsenkirchen plant
Zu Beginn sei ein junges Publikum zu ihr gekommen. „Mit der Zeit haben wir ältere Kunden dazugewonnen. Wir haben fast jeden Tag neue“, ergänzt die Inhaberin, die chinesische Wurzeln hat. Neben den Tees verkauft sie Waffeln und Kaffee. An guten Tagen, vor der Corona-Pandemie, sei ihr Sitzbereich im ersten Stock gut besucht gewesen. Das solle wieder möglich sein, hofft Liu. Möglicherweise mit größerer Produktpalette.
Nicht nur Bubble Teas sorgen in den Sozialen Netzwerken für einen regelrechten Hype, sondern auch glasierte, grelle oder mit Schokolade überzogene Donuts. Geschäfte, die den süßen Teigsnack verkaufen, öffnen in gefühlt jeder Stadt. Das dürfte in Gelsenkirchen nicht nötig sein. Liu überlegt, demnächst selbstkreierte Donuts anzubieten. Man müsse ja mit dem Trend gehen.
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