Gelsenkirchen-Beckhausen. Warum sich der Gelsenkirchener Pastor Steinrötter nicht an der Aktion #liebegewinnt beteiligt. Zuvor hatte er das Segnungs-Verbot kritisiert.

Als er gegen das Verbot von Segnungen homosexueller Paare aus Rom öffentlich Position bezog, wurde Pastor Bernd Steinrötter von der Pfarrei St. Hippolytus (nicht nur) in sozialen Netzwerken geradezu gefeiert. Trotzdem: An der aktuellen Initiative #liebegewinnt mit entsprechenden Segnungsgottesdiensten beteiligt sich der Geistliche bewusst nicht.

Nein, einen Rückzieher hat Steinrötter nicht gemacht. Nach wie vor steht er dazu, „dass wir Seelsorger und keine Richter sind, die den einen Menschen den Segen Gottes erteilen und den anderen verwehren“. Hintergrund seiner Entscheidung, an der bundesweiten Initiative eben nicht teilzunehmen, ist vielmehr die Corona-Pandemie – und ein moralischer Grund.

Gelsenkirchener Pastor will homosexuelle Paare nicht auf den Präsentierteller heben

Pastor Bernd Steinrötter aus der Pfarrei St. Hippolytus beteiligt sich nicht an den Segnungsgottesdiensten für homosexuelle Paare, obwohl er erst vor einigen Wochen das Segnungs-Verbot aus Rom heftig kritisiert hatte. Das hat ganz praktische Gründe – und moralische.
Pastor Bernd Steinrötter aus der Pfarrei St. Hippolytus beteiligt sich nicht an den Segnungsgottesdiensten für homosexuelle Paare, obwohl er erst vor einigen Wochen das Segnungs-Verbot aus Rom heftig kritisiert hatte. Das hat ganz praktische Gründe – und moralische. © Pfarrei St. Hippolytus

„Zurzeit sind alle unsere Kirchen wegen des Lockdowns geschlossen, wir hätten also gar keinen Raum für einen solchen Segnungsgottesdienst“, erläutert er. „Ich möchte gleichgeschlechtliche Paare aber auch nicht auf einen Präsentierteller heben, denn Beckhausen und Horst sind ja doch fast noch Provinz.“

Überdies möchte er den Eindruck vermeiden, eine Segnung für Protestzwecke zu instrumentalisieren. „Segen ist für mich positiv besetzt und nicht mit Protest gegen etwas verbunden.“ Er sei sich zwar sicher, dass die Mitbrüder, die entsprechende Segnungsgottesdienste anbieten, diese nicht primär mit Protest verbinden wollten, „aber in der Öffentlichkeit könnte dies so wahrgenommen werden“.

Auch sonst wird in Gelsenkirchen kein Segnungsgottesdienst für homosexuelle Paare angeboten. Bei Stadtdechant Markus Pottbäcker, Propst in St. Urbanus und St. Augustinus, hat sich nach dessen Angaben niemand gemeldet. „Ich bin grundsätzlich für die Segnung. Ein bisschen schwierig finde ich aber, dass die Feier bei den aktuellen Segnungsgottesdiensten ihren persönlichen Charakter verlieren könnte.“

Aktion gegen Diskriminierung in der Pfarrei St. Hippolytus

Der Pastor möchte den positiven Blick auf gleichgeschlechtliche Paare vielmehr eingebettet sehen in gesamtgesellschaftliches Engagement (der Kirche) gegen Diskriminierung überhaupt. „Diskriminiert werden viele Gruppierungen in der Gesellschaft, nicht nur Homosexuelle, sondern auch Frauen, Menschen mit dieser oder jener Hautfarbe oder oder behinderte Personen. Das christliche Menschenbild aber lautet: Jeder Mensch ist gleich. Und daran müssen wir immer wieder erinnern.“

Praktisch umsetzen will das die Pfarrei mit einer Aktion, die in der Woche vor Pfingsten starten soll: Postkarten mit der Aufschrift „#meingottdiskriminiertnicht“, versehen mit einem Regenbogen, werden an der St.-Hippolytus-Kirche in Horst und der Liebfrauen-Kirche in Beckhausen zum Mitnehmen bereitgelegt, „um das Bewusstsein für die Diskriminierung im Alltag zu schärfen“.

Dass Kritiker der katholischen Amtskirche Diskriminierung auch von Frauen vorwerfen, ist Steinrötter durchaus bewusst. „An das Thema Macht- und Ämterverteilung müssen wir auch ran“, betont er und ist froh, im Bistum Essen mit dieser Forderung nicht allein zu stehen: Erst Anfang Mai hatte Generalvikar Klaus Pfeffer sich dafür ausgesprochen, dass Frauen Zugang zu Ämtern erhalten.