Gelsenkirchen. Die Kaue ist eine bedeutende Kulturspielstätte für Gelsenkirchen. Das Hin und Her um ihre Zukunft wirft aber viele unbeantwortete Fragen auf.

Die Spielstätte Kaue ist gerettet, wie Oberbürgermeisterin Karin Welge überraschend am Donnerstagnachmittag erklärte. Die Nachricht selbst hat in der Gelsenkirchener Kulturszene für große Erleichterung gesorgt, doch es bleiben viele Fragen offen, die die Rathauschefin auch am Freitag nicht beantwortete. Stattdessen übermittelte Welge nur ein allgemeines Statement zur Kaue-Lage auf konkrete Fragen unserer Redaktion.

So fragt sich nicht nur die Politik, genau wie die Bürger der Stadt im Dunklen gelassen, warum es nicht schon lange einen öffentlichen Diskurs über die Zukunft der Kaue gegeben hat, obwohl der Mietvertrag schon Ende Dezember 2020 gekündigt wurde.

Völlig offen ist auch, wann und ob die Stadt überhaupt über das mögliche Aus oder die jetzt angekündigte Umstrukturierung informiert hätte, wenn nicht Journalisten des Stadtmagazins „isso“ als Erste aufgedeckt hätten, dass an der Wilhelminenstraße schon zum 30. Juni Schluss ist?

Die Kaue in Gelsenkirchen – viel Ärger um nichts?

Am Donnerstag erklärte OB Welge, deren Arbeit in der Öffentlichkeit bisher kaum wahrgenommen werde, wie uns zahlreiche Leser berichten, dass es bei der Zukunft der Kaue „nie um das ‘Ob’, sondern nur um das ‘Wie’ gegangen sei.

Viel Ärger um nichts also? Die Kaue stand als Spielort nie zur Disposition? Und die Kündigung des Mietvertrages soll nur dazu dienen, bessere Konditionen auszuhandeln und die Kosten auf mehrere Schultern umzuverteilen, die dann dafür Nutzungsrechte bekommen? Wie konkret sind die Pläne tatsächlich? Seit wann wird daran schon gearbeitet? Vielleicht doch erst seit Bekanntwerden der Vertragskündigung am vergangenen Wochenende?

Noch am Montag klang der neue Stadtwerke-Chef im WAZ-Gespräch jedenfalls deutlich weniger optimistisch als die OB nur drei Tage später.

Kaue beschert der Emschertainment jährlich ein hohes Defizit

„Wenn wir einen Weg fänden, die Kaue zu erhalten, ohne das Defizit der Emschertainment GmbH zu vergrößern, dann wäre ich sofort dabei“, erklärte Förster. Das 100-prozentige Tochterunternehmen der Stadtwerke erwirtschafte als Kulturveranstalter und Betreiber der Kaue „eine sehr hohe sechsstellige Euro-Summe als jährliches Defizit“, erklärte Förster.

Karin Welge berichtete zu Wochenbeginn, dass derzeit noch geprüft werde, in welcher Form ein Erhalt der Kaue möglich wäre. Noch seien die Prüfungen nicht abgeschlossen.

Das Bekanntwerden der Kündigung und die Empörung darüber muss den Beteiligten dann offenbar Beine gemacht haben, sodass aus der „laufenden Prüfung“ vom Montag schon am Donnerstag eine Meldung zur Fortführung geworden ist.

Das ist schon bemerkenswert, wenn doch wie behauptet eigentlich schon länger hinter verschlossenen Türen Gespräche zur Zukunft der Kaue geführt wurden.

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Doch auch dazu blieb die OB am Freitag Antworten schuldig. Ebenso wie zur Frage, warum sich der Erhalt der Kaue neben der Heilig-Kreuz-Kirche für die klamme Stadt Gelsenkirchen plötzlich doch rechnet?

Am Montag erst hatte Helmut Hasenkox, Geschäftsführer der Emschertainment GmbH, vorgerechnet, dass für die Kaue neben den rund 100.000 Euro jährlich an Betriebs- und Mietkosten vor allem hohe Personalkosten anfielen. Mit der Heilig-Kreuz-Kirche in Ückendorf bekäme die Emschertainment neben der Kaue, dem Hans-Sachs-Haus und der Emscher-Lippe-Halle ab Herbst aber nun noch eine vierte zu betreuende Spielstätte hinzu. Vier weitere Kräfte seien dann nötig, was zusätzlich jährlich rund 300.000 Euro kosten verursachen würde, rechnete Stadtwerke-Chef Förster vor.

Gewiss ist neben den vielen offenen Fragen eins zumindest aber ganz sicher: Weder in der Diskussion um die Spielstätte ist der letzte Vorhang gefallen. Wie zum Glück auch für die Kaue selbst.