Gelsenkirchen-Buer. Warum Gelsensport eine 850.000-Euro-Förderung für den Gelsenkirchener Verein Come Back ablehnt. Und wieso dessen Chef eine Hinhaltetaktik sieht.

Im Oktober 2019 war es, als Peter Friedrich, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Come Back und Vorsitzender des gleichnamigen Reha-Sport-Vereins in Buer, einen Antrag auf NRW-Förderung für den Bau eines Ersatz-Schwimmbads am Nordring stellte. Auf einen Zuschuss von 850.000 Euro hoffte er. Nun trudelte die Ablehnung von der prüfungszuständigen Institution Gelsensport ein. Dabei erbost die Verzögerung von eineinhalb Jahren Friedrich genauso wie das Nein an sich – das die CDU freilich für gerechtfertigt hält.

„Corona hin oder her: Es kann doch nicht sein, dass Gelsensport eineinhalb Jahre braucht, um endlich zu einer Entscheidung zu kommen“, empört sich Friedrich und wirft der Sportorganisation und Sport(selbst)verwaltung Intransparenz und eine Hinhaltetaktik vor. Deren Vertreter hätten ihm bei Nachfragen immer wieder signalisiert, seinen Antrag zu unterstützen. „Und dann kommt urplötzlich die Mitteilung, dass er nicht berücksichtigt werden kann.“

Gelsensport: Come Back ist ein Wirtschaftsunternehmen

Im Garten des Nordringhauses in Gelsenkirchen-Buer sollte der Ersatzbau für das in die Jahre gekommene Come-Back-Schwimmbad am Urban-von-Vorst-Weg errichtet werden.
Im Garten des Nordringhauses in Gelsenkirchen-Buer sollte der Ersatzbau für das in die Jahre gekommene Come-Back-Schwimmbad am Urban-von-Vorst-Weg errichtet werden. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Gelsensport begründet die Ablehnung in dem Schreiben an ihn damit, dass Friedrich ein Wirtschaftsunternehmen führe und sowohl in der Angebotsstruktur als auch bei den Preisen für Schwimmkurse „auf einer völlig anderen Grundlage arbeitet als die Gelsenkirchener Schwimmvereine und die DLRG. Daran ändert auch nichts, dass Sie einen eingetragenen Verein gegründet haben.“

Außerdem habe Friedrich zurzeit „keine Berechtigung zur Abnahme des Schwimmabzeichens ,Seepferdchen’; Schwimmvereine und DLRG könnten dies aus Kapazitätsgründen jedoch nicht übernehmen. Eine positive Entscheidung für den Antrag würde „letztendlich einen kommerziellen Anbieter fördern.“

Come Back: Erfüllen Fördervorgaben des Landes

Peter Friedrich, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Come Back und Vorsitzender des gleichnamigen Rehasport-Vereins, ärgert sich über die Verzögerung bei der Prüfung seines Förderantrags - und das Ergebnis.
Peter Friedrich, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Come Back und Vorsitzender des gleichnamigen Rehasport-Vereins, ärgert sich über die Verzögerung bei der Prüfung seines Förderantrags - und das Ergebnis. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Friedrich kontert, er habe den Antrag als Vertreter des Vereins und nicht als Chef des Unternehmens gestellt, eben so wie es die Fördervorgaben des Landes für das Programm „Moderne Sportstätten 2022“ vorsähen. Die Kursgebühr von 60 Euro pro Kind erkläre sich damit, dass der Verein kein öffentliches Bad nutze, sondern es privat finanzieren müsse. Auch müsse er seine Ausbilder bezahlen müsse, während die Übungsleiter der Schwimmvereine ehrenamtlich arbeiteten.

Detlef Gillmeister, stellvertretender Sprecher des DLRG-Bezirks mit Gelsenkirchen, Horst und Buer, bestätigte letzteres auf Redaktions-Nachfrage. Die Kurse seien kostenlos, nur aus Versicherungsgründen müssten die Teilnehmer dem Verein beitreten und dafür einen jährlichen Beitrag zahlen. In Gelsenkirchen-Mitte liege dieser für Kinder derzeit bei 45 Euro.

Dass das Come Back seit einigen Monaten keine „Seepferdchen“-Prüfungen mehr abnehmen dürfe, sei – so Friedrich – auf „interne Streitigkeiten“ von Westdeutschem Schwimmverband und Bundesverband für Aquapädagogik zurückzuführen. Es liege auch nicht in seiner Verantwortung, dass die Schwimmvereine „bei unseren Kindern nicht die ,Seepferdchen’-Prüfung abnehmen wollen“, so Friedrich.

Gelsensport will Presse-Anfragen nicht beantworten

„Ich habe mehrfach erklärt, dass ich bei einer öffentlichen Förderung die Beiträge für die Schwimmkurse deutlich reduzieren und das Bad täglich für zwei Stunden anderen Vereinen kostenlos zur Verfügung stellen würde. Daher verstehe ich nicht, wo das Problem ist“, ärgert sich der 61-Jährige. Schließlich gehe es um die Schwimmförderung von Kindern. Der Bad-Neubau könne helfen, die entsprechenden Kapazitäten zu erhöhen. „Nicht nur wir platzen aus allen Nähten.“

Wie Gelsensport diese Argumente bewertet, welche Kriterien die Organisation bei der Prüfung der Förderanträge angelegt, warum sie eineinhalb Jahre Zeit für eine Entscheidung gebraucht hat und wie endgültig das Votum ist: Das ließ sich nicht in Erfahrung bringen. Gelsensport-Vertreter lehnten es trotz mehrmaliger Anfragen der Redaktion ab, auf entsprechende Fragen zu antworten.

Kriterien für Prüfung der Anträge

Die stellvertretende Leiterin Sandra Sudek-Müller teilte der Redaktion lediglich mit, dass man erst die antragstellenden Vereine informieren, die Stadt „ins Benehmen setzen“ und dann die politischen Gremien in Kenntnis setzen wolle. Auch unabhängig von dem Fall wollte sich niemand zum grundsätzlichen Verfahren äußern.

Nach inoffiziellen Informationen wurden bei der Prüfung u.a. folgende Kriterien angelegt: Mitgliederzahl, Jugendanteil und -vertretung, (Liga-)Spielbetrieb, Maßnahmenbezug zur Kernsportstätte und gesellschaftliches Engagement. Wie zu erfahren war, habe das Come Back da „im Vergleich zu anderen Vereinen nicht so gut abgeschnitten“.

CDU kann Ablehnung des Antrags nachvollziehen

Andreas Batzel, sportpolitischer Sprecher der CDU, äußerte unterdessen Verständnis für die Ablehnung angesichts der Tatsache, dass 24 Anträge mit einem Fördervolumen von 5,272 Millionen Euro vorliegen, für Gelsenkirchen bis einschließlich 2022 aber nur 3,557 Millionen Euro zur Verfügung stehen. „Ich halte es für nachvollziehbar, wenn eher möglichst viele Vereine in der Breite unterstützt werden sollen und nicht ein Antragsteller eine so große Summe erhält.“ Er will sich dafür stark machen, „alternative Möglichkeiten auszuloten“, wie das Come-Back-Projekt doch noch verwirklicht werden kann.

Für Initiator Friedrich steht allerdings fest: „Ohne Förderung ist der Ersatzbau nicht zu stemmen. Dann ist das Ganze für mich gestorben.“