Gelsenkirchen. Digitalisierungsschub, aber auch ein Besucherrückgang: Leiterin der Gelsenkirchener Stadtbibliothek stellt im Kulturausschuss Jahresbericht vor.

Die Corona-Pandemie hat bei der Stadtbibliothek für einen rasanten Digitalisierungsschub, aber auch einen erheblichen Besucherrückgang gesorgt. „Schwierige Straßen führen oft zu wunderschönen Zielen. Und das Jahr 2020 glich einer schwierigen Straße“, ordnete Anja Herzberg die jüngsten Entwicklungen ein. Die Bibliotheksleiterin stellte am Mittwoch den Mitgliedern des Kulturausschusses im Ratssaal den Jahresbericht ihrer Einrichtung für 2019/20 vor. Diese zwei so unterschiedlichen Jahre machten es möglich, den Normalbetrieb mit der Ausnahmesituation in der Pandemie zu vergleichen.

Zahl der Besucher in den Bibliotheken ging im Corona-Jahr um 120.000 zurück

In Zeiten der Corona-Pandemie darf nur eine bestimmte Anzahl von Besuchern zeitgleich in die Zentralbibliothek. Deshalb bildet sich vor dem Eingang manchmal eine Warteschlange.
In Zeiten der Corona-Pandemie darf nur eine bestimmte Anzahl von Besuchern zeitgleich in die Zentralbibliothek. Deshalb bildet sich vor dem Eingang manchmal eine Warteschlange. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Zunächst ein Blick auf die wichtigsten Zahlen: Mit 191.854 Besuchern verzeichnete die Stadtbibliothek in ihren sechs Standorten einen Rückgang um rund 120.000. 2019 wurden noch 311.547 Gäste gezählt. Die größte Resonanz verzeichnete im Jahr 2020 die Stadtteilbibliothek Buer (62.322 Besucher), gefolgt von der Zentralbibliothek (56.778), der Kinderbibliothek (26.727) sowie den Stadtteilstellen in Horst (16.736) und Erle (14.740).

Auch die Zahl der Entleihungen war rückläufig: Nach 1,176 Millionen in 2019 waren es im Jahr darauf noch 922.527. Auffällig: Im Corona-Jahr 2020 gab es erstmals mehr Ausleihen von Online-Medien (236.810) als vor Ort in der Zentralbibliothek (236.359). Und als direkte Auswirkung der Pandemie ging natürlich auch die Zahl der Veranstaltungen in der Stadtbibliothek um gut zwei Drittel zurück – und zwar von 756 auf 255.

Hohe emotionale Bindung zu den Gelsenkirchener Bibliotheken

Trotz dieser Entwicklung war, ist und bleibe die Stadtbibliothek „ein kommerzfreier Lern- und Begegnungsort für unsere Stadtgesellschaft“, betonte Herzberg. Nach wie vor sei eine große Loyalität der Nutzer spürbar. „Das ist so, weil sie eine hohe emotionale Bindung zu ihrer Bibliothek aufgebaut haben“, beschrieb Herzberg.

Corona machte zudem zwangsläufig auch erfinderisch: Es habe erstmals Medienpakete für Schulen, aber auch einen Medien-Lieferservice gegeben. „Wir haben zudem in 2020 das Medienzentrum umgebaut und durch unsere Online-Angebote rund 1000 vorherige Nicht-Nutzer als neue Stammkunden gewinnen können“, so die Leiterin. Und auch die Homepage (www. stadtbibliothek-ge.de) wurde modernisiert und teils erneuert. „Wer weiß, ob wir diese wunderschönen Ziele ohne die Pandemie so schnell erreicht hätten“, so Herzberg.

Verwaltung mit der Erarbeitung eines Kulturentwicklungsplans beauftragt

Gelsenkirchens Kulturdezernentin Anne Heselhaus informierte die Mitglieder des Kulturausschusses zu mehreren Projekten.
Gelsenkirchens Kulturdezernentin Anne Heselhaus informierte die Mitglieder des Kulturausschusses zu mehreren Projekten. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Die Mitglieder des Kulturausschusses entschieden zudem mit breiter Mehrheit, die Verwaltung damit zu beauftragen, Schritte zur Erarbeitung eines Kulturentwicklungsplanes einzuleiten. In den Haushalt für 2021 und 2022 wurden jeweils 60.000 Euro eingestellt.

Kulturdezernentin Anne Heselhaus kündigte an, dass man sich bei der Erstellung eines solchen Plans externer Hilfe bedienen werde. Die Entwicklung solle aber ein offener Prozess sein, an dem sich Interessierte aus der Politik, Verwaltung sowie der Kunst- und Kulturszene beteiligen könnten. Einen ersten Workshop dazu mit Vertreterinnen der freien Kulturszene hätte es gegeben, so Heselhaus. Sie zeigte sich auch zuversichtlich, dass bei einem höheren finanziellen Bedarf die entsprechenden Gremien diese Gelder auch freigeben würden.

Gelsenkirchen wird 2026 Teil der hochkarätigen Wanderausstellung Manifesta

Auf Antrag der SPD-Ratsfraktion sollte Heselhaus auch über die Teilnahme Gelsenkirchens an der 16. Manifesta berichten, die 2026 im Ruhrgebiet stattfinden wird. Dies sei eine „herausragende Wanderausstellung“, in der über die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen diskutiert werde, so die Kulturdezernentin. Das Konzept dazu liege aber noch nicht vor.

Dr. Daniel Schmidt, der Leiter des Instituts für Stadtgeschichte, stellte zudem den virtuellen Rundgang durch die Dokumentationsstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ vor.

Kunstausstellung im Gelsenkirchener Impfzentrum wohl ab Ende Mai

Auf Anfrage der Stadtverordneten Anne Schürmann (FDP) zu einer möglichen Kunstausstellung im Gelsenkirchener Impfzentrum, antwortete Heselhaus, dass ein Verfahren in die Wege geleitet sei.

Nach einer Bewerbungsphase für hiesige Künstler solle schnell eine Auswahl getroffen werden. Ab dem 24. Mai sollen dann Kunstwerke in der Emscher-Lippe-Halle hängen, so die Dezernentin.