Mit dem Umbau des Busbahnhofs in Buer wurde 2016 die Bronzeskulptur von ihrem Sockel geholt. Warum die Stadt heute noch Forschungsbedarf sieht.

Vor einem halben Jahrzehnt verschwand sie von der Bildfläche. Sang- und klanglos, aber nicht spurlos. Seit ihrer Demontage im Jahr 2016 fristet die Bronzeskulptur „Olympia“ ihr Dasein in einem städtischen Depot. Eigentlich sollte die nackte Schöne nach dem Umbau des Busbahnhofs Buer wieder zurück in den Goldbergpark. Wann das tatsächlich passieren wird, steht offenbar noch in den Sternen. Denn bislang ist die Figur nicht einmal, wie geplant, restauriert worden.

Dabei steht der ursprüngliche Sandsteinsockel längst im Wartestand in der Grünanlage zwischen buerschem Rathaus und St. Himmelfahrtskirche. Hübsch eingebettet in einem neu angelegten großen Beet ist der Platz für die Olympia bereitet – allein, er bleibt wohl noch länger leer.

Bronzeskulptur aus dem Jahr 1937 wartet noch immer auf ihre Restaurierung

Die Skulptur „Olympia“ von Fritz Klimsch prägte das Stadtbild von Gelsenkirchen-Buer mit.
Die Skulptur „Olympia“ von Fritz Klimsch prägte das Stadtbild von Gelsenkirchen-Buer mit. © WAZ FotoPool | Thomas Schmidtke

Das bestätigte nun Gelsenkirchens Stadtsprecher Martin Schulmann: „An einem Konzept für die Aufstellung arbeiten derzeit das Institut für Stadtgeschichte und die Untere Denkmalbehörde.“ Auch der Landschaftsverband Westfalen-Lippe sei eingebunden. Zudem beleuchtet Christiane Wanken vom Kunstmuseum das Thema aus kunsthistorischer Sicht.

Eine Anfrage nach dem Verbleib der Figur sei erst kürzlich, so Schulmann, während der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Nord durch den Grünen-Vertreter Bernd Rudde gestellt worden. Die Verwaltung habe in ihrer Antwort auf noch ausstehenden „Forschungs- und Restaurierungsbedarf“ verwiesen.

Statue durch „äußere Umwelteinflüsse“ stark verschmutzt

Dass die Bronzearbeit, die der Künstler Fritz Klimsch (1870-1960) im Jahr 1937 schuf, überarbeitet werden muss, steht allerdings schon länger fest. Auf Nachfrage des damaligen Bezirksverordneten Karl Henke (Bündnis-Grüne) nach dem Verbleib der „Vermissten“ antwortete die Verwaltung im Februar 2020: „Zudem ist die Statue durch äußere Umwelteinflüsse verschmutzt (z.B. durch Vogelexkremente, Aufkleber…) und es sind braue Korrosionspunkte auf der Oberfläche abgelagert.“ So sei eine fachliche Ausbesserung auch aus Sicht der Unteren Denkmalbehörde Gelsenkirchen notwendig.

Es sei geplant, die Ausschreibungen im ersten Quartal 2020 zu veröffentlichen „und kurzfristig nach der Vergabe mit den Sanierungen zu beginnen, um die Plastik auf dem vorgesehen Platz wieder aufstellen zu können“. Die Verzögerung hänge, so Schulmann, auch mit der aktuellen Pandemie-Situation zusammen: „Ziel sei aber weiterhin die Aufstellung der Skulptur.“

Die Figur der „Olympia“ trägt schwer an ihrer Vergangenheit

Der Sockel steht im April 2021 noch im am Rande des Busbahnhofes in Gelsenkirchen-Buer. Was fehlt, ist nach wie vor die Skulptur.
Der Sockel steht im April 2021 noch im am Rande des Busbahnhofes in Gelsenkirchen-Buer. Was fehlt, ist nach wie vor die Skulptur. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Die „Olympia“ trägt allerdings auch schwer an einer problematischen Vergangenheit, die von der Stadt nicht verschwiegen wird. Ausführliche Informationen über den von den Nazis geschätzten und geförderten Künstler finden sich auf der städtischen Homepage: „Die Nationalsozialisten wurden auf die Kunstwerke von Fritz Klimsch aufmerksam und verhalfen seiner Karriere in den 30er Jahren noch einmal zu einem neuen Schub. Er erhielt mit dem Staatsatelier viele Privilegien und verschrieb sich der heroischen Monumentalkunst dieser Zeit in Deutschland.“ Er habe allein rund 22 Hitler-Büsten hergestellt, stand auf einer Nazi-Liste der „Gottbegnadeten“.

1958 erwarb die Stadt Gelsenkirchen von der Kölner Gemäldegalerie Abels den klassisch anmutenden Frauenakt und stellte die Figur im gleichen Jahr im Goldbergpark auf. Seit 1990 steht sie unter Denkmalschutz, darum ist auch die Untere Denkmalbehörde in den Prozess um die Wiederaufstellung eingebunden.

„Denkmalschutz ist ein hohes Gut“, betont Dr. Daniel Schmidt vom Institut für Stadtgeschichte. Genau wie Christiane Wanken, die derzeit vor allem die Entstehungsgeschichte der „Olympia“ und den Gelsenkirchener Ankauf erforscht, plädiert auch er dafür, das Kunstwerk zukünftig mit einer Tafel zu versehen, die über Künstler und Werk informiert. Denn, so betont Schmidt: „Diese Arbeit ist sehr kommentierungswürdig.“

Daten und Fakten zur „Olympia“-Statue

Der Bildhauer Fritz Klimsch stammte aus Frankfurt und erhielt ein Jahr nach den Olympischen Spielen 1936 in Berlin den Auftrag der Heeresleitung, eine Skulptur für ein Militärlazarett in Magdeburg zu schaffen.

Seit 1958 stand die Bronzefigur im Goldbergpark in Buer, wo sie lange das Stadtbild mit prägte. 2016 wurde sie abgebaut.