Gelsenkirchen. Das Straßenbild in Gelsenkirchen in der Ausgangssperre zeigt sich sehr entspannt. Nächtliche Eindrücke von Nord bis Süd aus einer stillen Stadt.

Einmal von Süd nach Nord durch die Emscherstadt und zurück auf der Suche nach dem Alltäglichen: Aber in der Corona-Zeit ist es nicht alltäglich, nach 22 Uhr in Gelsenkirchen unterwegs zu sein. Von den meisten der wenigen Passanten tragen fast alle die vorgeschriebene Maske. Den Abstand kann jeder ohne Schwierigkeiten einhalten, Mindestmaß nach dem Glockenläuten am Heinrich-König-Platz zur Sperrstunde ist wohl 100 Meter.

Spät unterwegs: Ein paar junge Leute auf dem Heinrich-König-Platz.
Spät unterwegs: Ein paar junge Leute auf dem Heinrich-König-Platz. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Das nächste Geräusch kommt von den Werbetafeln, ein Sirren, als die Anzeige wechselt. Es fällt auf, dabei müsste man sonst schon direkt daneben stehen, um es wahrzunehmen. „Wie bei Robocop“, kommentiert der Kollege, dessen Kameraverschluss heute Nacht ungewöhnlich laut scheint. Ein gleichmäßiges Rattern drängt sich in die Stille, eine Frau zieht einen kleinen Koffer hinter sich her. Die weiße Maske hat sie am Handgelenk. Dürfte vom Hauptbahnhof kommen.

Gelsenkirchens Hot Spots: Ein paar späte Einkäufer vorm Netto-Markt

Dort ist dann tatsächlich mehr Betrieb, aber auch längst nicht im normalen Maß. Aus dem Netto-Markt kommen die letzten Kunden, sie diskutieren, zu verstehen ist kaum etwas unter der Maske. An der Rolltreppe zur U-Bahn fallen tatsächlich ein paar Jugendliche auf. Vier sind es, zwei stoßen noch dazu, anscheinend sind sie irgendwo noch verabredet. Es ist ja Samstag, aber Clubs und Kneipen haben zu, die Ausgangssperre hat gerade begonnen.

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Beinahe menschenleer: Kaum Reisende am Hauptbahnhof Gelsenkirchen. Züge und Nahverkehr fuhren im normalen Linienbetrieb.
Beinahe menschenleer: Kaum Reisende am Hauptbahnhof Gelsenkirchen. Züge und Nahverkehr fuhren im normalen Linienbetrieb. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Zwei Nachteulen mit der Maske am Kinn und der Bierflasche am Arm füllen die Liste. Wahrscheinlich haben sie gar nicht gemerkt, wie spät es ist. Auf dem Weg nach Norden ist dann tatsächlich plötzlich auch ein Blaulicht zu sehen. Aber es ist kein Streifenwagen, ein Rettungswagen fegt über die Ringstraße, biegt Richtung Schalke ab.

Die Hundeleine ist so etwas wie der Passierschein für die Sperrzeit

Die Polizei kontrolliert die Ausgangssperre von 22 Uhr bis 5 Uhr in Buer. Eine Streife ist auf der Hochstraße unterwegs.
Die Polizei kontrolliert die Ausgangssperre von 22 Uhr bis 5 Uhr in Buer. Eine Streife ist auf der Hochstraße unterwegs. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Hier neben der St. Georgs-Kirche ist dann auch der erste Gassi-Gänger noch unterwegs. Die Flexi-Leine ist wohl so etwas wie der Passierschein in der Sperrzeit. Noch etwas weniger Autofahrer sind unterwegs als rund um die Altstadt, ab der Arena sowieso.

https://www.waz.de/thema/coronavirus/coronaschutzverordnung-die-aenderungen-vom-24-april-erklaert-id232124091.htmlAn der Domplatte in Buer kommt zum ersten Mal ein Streifenwagen ins Bild. Die Besatzung ist sehr entspannt, aufgeräumt, freundlich: „Können wir Ihnen irgendwie helfen?“, fragt der Fahrer. Eine gute halbe Stunde nach Einsetzen der Ausgangssperre macht das den Eindruck, als hätte er die Frage noch an diesem Abend noch gar nicht stellen müssen.

Warten auf Grünes Licht an der Fußgängerampel

Der Jogger mit dem Vereinsaufdruck auf der Trainingsjacke, der aus Richtung der Horster Straße gekommen ist, dreht eine Runde durch die menschenleere Einkaufszone. Kurz vor dem Busbahnhof ist er wieder zu sehen. Tatsächlich stoppt er am Fußgängerüberweg und drückt die Anforderungstaste an der Ampel. Kein Passant weit und breit, kein Auto ist zu sehen. Aber er hält sich an die Regeln. Joggen darf er bis Mitternacht. Und allein die ungewöhnliche Stille genießen.

Und noch eine Impression aus dem Norden. Wie leer gefegt wirkt die Straßenszene am Rathaus Buer. Busse und Bahnen fuhren meist mit sehr wenig Kundschaft an Bord.
Und noch eine Impression aus dem Norden. Wie leer gefegt wirkt die Straßenszene am Rathaus Buer. Busse und Bahnen fuhren meist mit sehr wenig Kundschaft an Bord. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Dreimal fallen auf dem Weg zurück nach Süden Autofahrer in Erle und Bismarck auf. Die großen, dunklen Styroporkisten machen klar: Pizza-Lieferdienst. Selbst an den Nachtschaltern der Tankstellen ist nichts mehr los.

So blieb es denn wohl auch. „Nichts gravierendes ist passiert. Alles war ruhig“, lautet am Sonntag die Bilanz auf der Leitstelle der Polizei.