9,8 Millionen Euro kostet die Sanierung des Tunnels auf der Autobahn 2 in Gelsenkirchen. Ein Besuch auf der Baustelle zeigt, wie es vorangeht.

Plötzlich bleibt Markus Brodalle stehen und zeigt mit dem Finger an der Wand auf eine Stelle, die mit leuchtender Sprühfarbe markiert wurde. „Hier ist ein ganz feiner Riss. Den müssen die Betonsanierer auf jeden Fall vorher noch verpressen, bevor sie die Stelle richtig verspachteln können“, schreit der 56-jährige Projektingenieur von Autobahn Westfalen gegen den unfassbaren Lärm an, der hier unten im A-2-Tunnel herrscht. Die Arbeiten am Autobahn-Bauwerk laufen auf Hochtouren. „Und wir sind auch weiterhin voll im Zeitplan“, stellt Brodalle mit großer Zufriedenheit fest.

Kosten: Rund 9,8 Millionen Euro

Vom Westportal des A-2-Tunnels in Gelsenkirchen-Erle ging es mit den beiden Projektingenieuren Markus Brodalle (l.) und Joachim Hartl von Autobahn Westfalen hinunter zur Autobahnbaustelle.
Vom Westportal des A-2-Tunnels in Gelsenkirchen-Erle ging es mit den beiden Projektingenieuren Markus Brodalle (l.) und Joachim Hartl von Autobahn Westfalen hinunter zur Autobahnbaustelle. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Die dritte von insgesamt vier Bauphasen geht nun auf die Zielgerade. Ende Mai soll sie abgeschlossen sein. In den Monaten danach folgen die noch verbliebenen Arbeiten, so dass die komplette Sanierung des Tunnels wie vorgesehen Ende 2021 abgeschlossen sein dürfte. Auch das veranschlagte Budget in Höhe von 9,8 Millionen Euro wird wohl nicht überschritten. „Die unliebsamen Überraschungen, mit denen man bei solch einem Projekt immer rechnen muss, sind ausgeblieben“, freut sich auch Joachim Hartl (55) aus Hamm, der für die Elektrotechnik zuständige Projektingenieur.

Über einen stählernen Treppenturm geht es hinunter auf die A-2-Baustelle

Der für Maschinenbau und Bautechnik zuständige Projektingenieur Markus Brodalle (56) aus Werl zeigt an der Mittelwand des Gelsenkirchener Autobahntunnels eine Stelle, an der ein Riss aufgetreten ist.
Der für Maschinenbau und Bautechnik zuständige Projektingenieur Markus Brodalle (56) aus Werl zeigt an der Mittelwand des Gelsenkirchener Autobahntunnels eine Stelle, an der ein Riss aufgetreten ist. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Wir treffen uns in der Baubude, die auf dem Tunneldeckel am Rande der Kronprinzenstraße in Erle zu finden ist. Schnell eine der Warnjacken im knalligen Orange-Farbton übergezogen, denn nun soll es ja gleich hinunter in den Tunnel gehen. Und die grelle Kleidung sorgt dafür, dass der vorbeibrausende Verkehr alle Baustellen-Gäste bereits aus weiter Ferne wahrnimmt.

Wir laufen oberirdisch zum Westportal des Tunnels. Über einen aus stählernem Gerüst gefertigten Treppenturm geht es dann Stufe für Stufe zur Autobahn hinunter. In Fahrtrichtung Oberhausen und Hannover ist derzeit die jeweils linke Spur gesperrt. Denn die Mittelwand des Tunnels steht im Fokus der dritten Bauphase. Sie wurde per Hochdruckreiniger zunächst abgestrahlt, danach auf Schäden untersucht. Alle abgeplatzten Stellen und Risse wurden farblich markiert. Ist alles ausgebessert wird eine wenige Millimeter dünne Schicht aufgespachtelt. Erst dann folgt das Auftragen einer weißen Farbschicht.

1100 neue LED-Leuchten: Die Hälfte ist in Betrieb

„Sie sorgt auch dafür, dass es hier im Inneren des Tunnels viel heller wirkt“, erklärt Hartl. Noch viel wichtiger für diesen Effekt seien aber die 1100 neuen LED-Elemente, die statt der bisherigen Natrium-Dampf-Lampen verbaut wurden. Jedes der Leuchtengehäuse ist aus Edelstahl gefertigt, um Rostschäden zu vermeiden. Sie alle hängen bereits an der Tunneldecke. „Und rund die Hälfte ist schon in Betrieb“, so Ingenieur Brodalle.

330 so genannte Steuerverteiler, die direkt unter der Tunneldecke befestigt sind, sorgen für die korrekte Dimmung der Leuchten. Gerade in den beiden Zufahrtsbereichen in den Tunnel hängen deutlich mehr LED-Elemente als am Ende. Und sie leuchten auch deutlich heller. „Wer aus dem Tageslicht kommend in den Tunnel fährt, dessen Augen gewöhnen sich bei entsprechend hellem Licht viel schneller an die neue Umgebung“, erklärt Hartl den Grund für die ungleiche Verteilung der neuen Lichter.

Anfang Juni soll dann die letzte der vier Bauphasen beginnen. Dann wird nicht nur die neue Videoanlage installiert, sondern auch die modernste Generation von elektronischen Verkehrszeichen an den beiden Schilderbrücken vor den Tunnelzufahrten aufgehängt. Diese zeigen nicht nur die zulässige Höchstgeschwindigkeit an, sondern signalisieren den Verkehrsteilnehmer bei Zwischenfällen jeglicher Art auch mögliche Sperrungen von einzelnen Spuren oder dem gesamten Tunnelbauwerk.

Brandschutzarbeiten an querenden Strom- und Wasserleitungen folgen

Ein Blick von der Ausfahrt des Tunnels in Gelsenkirchen-Erle auf die Autobahn 2 in Fahrtrichtung Oberhausen.
Ein Blick von der Ausfahrt des Tunnels in Gelsenkirchen-Erle auf die Autobahn 2 in Fahrtrichtung Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„Wichtig ist aber auch noch die Brandschutzverkleidung für die Strom- und Wasserleitungen, die quer über die Autobahn verlaufen“, betont Brodalle. Diese Brandschutzplatten bestehen aus Faserbeton. Angebracht werden sollen sie auch im Rahmen einzelner Vollsperrungen der A 2, die vermutlich im Herbst anstehen.

Wichtig: In den vergangenen Monaten hat die Tunnelbaustelle noch nicht als Stau-Produzent gewirkt. Obwohl der Verkehr hier nur über zwei statt wie sonst drei Spuren läuft, rollt es fast immer ungestört, wie Ingenieur Hartl berichtet. Und noch viel wichtiger: Bis heute ist die Baustelle unfallfrei. Oder wie Markus Brodalle es formuliert: „Nach Rücksprache mit der Autobahnpolizei ist unsere Baustelle bislang völlig unauffällig.“

Daten und Fakten zum A-2-Tunnel in Gelsenkirchen-Erle

Der Tunnel wurde 2004 gebaut und zwei Jahre später offiziell in Betrieb genommen. Er ist 320 Meter lang. Die Sanierungsarbeiten begannen laut Autobahn Westfalen, dem Nachfolgebetrieb des früheren Straßen.NRW, im Februar 2020. Bislang habe es dort auch noch keine Corona-bedingte Zwangspause gegeben.

Rund 95.000 Fahrzeuge passieren laut Verkehrsstatistik pro Tag diese Stelle auf der A 2 – darunter allein 18.000 Lkw.