Gelsenkirchen. Die britische Mutante hat uns erwischt – teilweise schwer. Auch ohne diese Antikörper galt und gilt für uns aber: Die Kinder müssen in die Kita.

Neun Tage lang fast 40 Grad Fieber, kein Appetit, kein Geschmacks- und Geruchssinn, keine Kraft mehr im Körper, anschließend Atemnot und sechs Tage durchgehend an der Sauerstoffbrille. Danach noch einige weitere Tage unter Beobachtung im Krankenhaus und zunächst erstmal nur ein Bruchteil der Kraft und Ausdauer wie vorher – die britische Mutation des Coronavirus kann auch junge Menschen (33 Jahre) hart treffen, das weiß ich nun auch aus persönlicher Erfahrung.

„Angeschleppt“ hat das Virus meine Frau, die in einer Gelsenkirchener Kita arbeitet und dort infiziert wurde. Ob, wovon ausgegangen wird, durch einen Kollegen oder am Ende möglicherweise doch durch ein Kind, ist nicht zu klären. Es spielt auch keine Rolle. Wir haben immer gewusst, dass es keine absolute Sicherheit gibt, nicht geben kann. Die gibt es im Leben nicht.

Im Zweifel immer für so viel Normalität wie möglich entschieden

Das bedeutet selbstverständlich mitnichten, dass wir deshalb durch verantwortungsloses Handeln blindlings dem Virus Tür und Tor zu unserer Familie geöffnet haben, aber wir haben uns im Zweifel immer dafür entschieden, unseren beiden Söhnen (anderthalb und zweieinhalb Jahre) so viel Normalität wie eben möglich und verantwortbar ist, zu gewährleisten.

Dazu zählt für uns seit Beginn der Pandemie an vorderster Stelle, dass Kinder andere Kinder, Spiel und Abwechslung und eine Umgebung brauchen, in der sie lernen und sich entwickeln können, ohne das Mama oder Papa die ganze Zeit dabei sind.

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Von Sinan Sat, Katrin Böcker, Justus Heinisch

Als NRW-Familienminister Joachim Stamp wochenlang die Familien bat, ihre Kinder möglichst nicht in die Kita zu schicken, sind wir dem eine Zeit lang nachgekommen. Inhaltlich überzeugt waren wir allerdings zu keinem Zeitpunkt davon. Nicht zuletzt auch weil Studien immer wieder zeigen, dass von Kitas vergleichsweise kein erhöhtes Infektionsrisiko ausgeht, haben wir unsere Söhne schon früh wieder in die Kita gebracht. Die Jungs lieben es, es tut ihnen gut.

Klar haben wir durch die überstandene Infektion jetzt einen erhöhten natürlichen Schutz vor einer neuerlichen Infektion, aber sowohl ohne als auch trotz unserer eigenen Corona-Erfahrung gilt für uns weiterhin: Wir bringen unsere Kinder in die Kita, für ein bisschen Normalität und trotz der vielen sozialen Kontakte vor Ort. Corona ist nicht die einzige Gefahr für Kinder, soziale Isolation ist auch eine.

Lesen Sie hier: Warum WAZ-Redakteur Gordon Wüllner sein Kind vorerst nicht mehr in die Kita bringt.