Gelsenkirchen. Die Kunstschule Gelsenkirchen hat einen kreativen Weg durch den Lockdown eingeschlagen. Mit Kleinstkursangeboten und Online-Anregungen.

Die Kultur hat es schwer in diesen Wochen und Monaten. Auch die an der Neustraße in Erle beheimatete Kunstschule musste ausgerechnet zu ihrem Neustart immer wieder pausieren. Die aktiven Ehrenamtler des Vereines, der die Schule betreibt, nutzten die Zeit der Schließungen jedoch kreativ: Sie renovierten die Räume, verpassten Möbeln einen neuen Anstrich, ließen mit Unterstützung von Sponsoren und Stadt Farbabscheider an den Waschbecken installieren und feilten weiter am Konzept.

Distanztage im Wechselunterricht kreativ nutzen

Im Lockdown etwa, während Grundschüler nur im täglichen Wechsel die Schulbank drücken durften, gab es ebenfalls im täglichen Wechsel kreative Angebote in der Kunstschule für jene, deren Eltern daheim ein Betreuungsproblem hatten oder auch jene Kinder, denen die Decke daheim auf den Kopf fiel. Solche Angebote soll es auch in der kommenden Woche nach den Ferien geben.

Von solch üppiger Auswahl an Copic-Stiften können die meisten Manga-Fans daheim nur träumen.
Von solch üppiger Auswahl an Copic-Stiften können die meisten Manga-Fans daheim nur träumen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Der Haken an der Sache, der sich auch bei den Präsenzkursen in diesen Osterferien auswirkt, ist die enge Begrenzung der Teilnehmerzahl aus Gründen des Infektionsschutzes. Nur fünf Kinder je Kurs – das bedeutet wenig Einnahmen für die Kunstschule, aber auch viel Zeit für die Kursleiter, die sich so jedem der Kinder sehr individuell widmen können.

Hunde aus Getränkekartons und Toilettenrollen

Lia ist hochkonzentriert. Sie schneidet gerade  Fensteröffnungen in ihr Zauber-Haus und begutachtet dafür genau ihre Vorlage.
Lia ist hochkonzentriert. Sie schneidet gerade Fensteröffnungen in ihr Zauber-Haus und begutachtet dafür genau ihre Vorlage. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Marit und Berit genießen es. Die Freundinnen sitzen einander im „offenen Zauberschrank“-Kurs mit Abstand gegenüber, basteln an ihrem Hund aus Getränke-Tetrapacks. Die Beine der Tiere sind aus Toilettenpapprollen gefertigt. Der Tetrapack-Körper muss mit Malerkrepp umwickelt werden, um bemalt werden zu könne, wie Jette (7) fachmännisch erklärt. Der Hund war ihre Idee, sie ist schon mit dem Basteln der Transportbox für den Papp-Vierbeiner beschäftigt. Ina Poslusny, die Kursleiterin, weiß die schöne Atmosphäre in der Kleingruppe sehr zu schätzen. Alle sind mit Feuereifer dabei.

Zwei Räume weiter entstehen Mangas. Selbst erdachte Figuren ebenso wie abgezeichnete, Comic-Klassiker und weiterentwickelte Figuren. Mika hat einen Ork gemalt, er und sein Freund Antoni malen sich zum Teil gegenseitig die Vorlagen für ihre Figuren, tauschen Ideen aus, inspirieren einander. Wobei Mika eigentlich eher Comic-Fan ist, aber Mangas sind auch in Ordnung. Kursleiterin Mic ist Kunststudentin und sehr froh, sich in der Kunstschule etwas dazu verdienen zu können. Schließlich sind Jobs für Studenten derzeit nicht wirklich leicht zu finden; und dann auch noch kreativ arbeiten zu können dabei, ist natürlich besonders reizvoll.

Kreativangebote für Distanztage beim Wechselunterricht

Grimmige und fröhliche Gestalten bannen die Teilnehmer der Manga-Werkstatt auf ihr extraglattes Papier.
Grimmige und fröhliche Gestalten bannen die Teilnehmer der Manga-Werkstatt auf ihr extraglattes Papier. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Besonders gefragt sind in der Regel die Nähdichglücklich-Kurse der Kunstschule, auch das läuft in den Ferien weiter, ebenso wie die kreative Arbeit mit Hilfe von Upcycling, also der Arbeit mit gebrauchten Dingen, die so ein neues Leben und eine neue Funktion bekommen.

Sponsoren wichtig gerade in Corona-Zeiten

Brigitta Blömeke, pensionierte Gesamtschulleiterin, Mitbegründerin und lange Zeit Vorsitzende des KulturPott Ruhr in NRW, ist seit 2020 Vorsitzende des Kunstschul-Vereins, natürlich ehrenamtlich. Michael Arning und Magdalena Podstawny stehen ihr zur Seite, letztere vor allem in der immer wichtiger werdenden Social Media-Arbeit. Unterstützt wird die Schule seit ihrer Gründung bereits von der Volksbank Ruhr, deren Sprecher Wilhelm Uhlenbruch auch zweiter Vorsitzender ist, und der Sparkasse Gelsenkirchen. Aber auch die Stadt, die ELE und der Paritätische sind mit im Boot, jener nicht zuletzt durch die kreative Arbeit in den Offenen Ganztagsschulen. Dennoch: Spenden an den gemeinnützigen Verein sind nicht nur willkommen, sondern auch unverzichtbar. Denn gerade in Corona-Zeiten mit den geringen Kurseinnahmen der geringen Teilnehmerzahlen wegen, braucht es Zusatzeinnahmen, um die Arbeit gut fortsetzen zu können. Der (absatzfähige) Jahresbeitrag für Mitglieder liegt bei 30 Euro.

Mappenkurs als Vorbereitung für Aufnahmeprüfung

Kreative Anregungen über Youtube

Auch auf Youtube gibt es kreative Anleitungen und Anregungen der Kunstschule für Daheimgebliebene, die auch mit einfacher Ausstattung gut umsetzbar sind.

Reinschauen funktioniert kostenfrei, Suchbegriffe sind Kunstschule, Gelsenkirchen und Youtube. Vom Zauberstab über einen Vogel aus Gips bis zu kleinen Skulpturen, alles aus Alltagsmaterialien, reicht die Palette.

Neu im Angebot sind neben den etablierten Kinder- und Jugendangeboten Erwachsenenkurse sowie ein Mappen-Vorbereitungskurs für angehende Kunststudenten, die sich fit machen möchten für ihre Uni-Bewerbung. Für mehr Informationen und Anmeldungen steht das Sekretariat montags bis freitags von zehn bis 15 Uhr unter 0209 6138772 oder 015736573477 zur Verfügung.