Gelsenkirchener Erzählfrühling erlebt ab 11. April seine siebte Auflage. Das Festival soll im Internet, aber auch vor Live-Publikum stattfinden.

Die siebte Auflage des Gelsenkirchener Erzählfrühlings soll als eine Art Hybridveranstaltung über die Bühne gehen: Denn während die Angebote aller im April auftretenden Geschichtenerzähler aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie nur im Internet übertragen werden können, sollen die Mai-Abende vor Publikum stattfinden. Zwei davon sind eh unter freiem Himmel geplant.

Seine Premiere erlebte der Erzählfrühling anlässlich des Kulturhauptstadt-Projektes „Ruhr.2010“. Und weil die Resonanz damals so überwältigend positiv war, entschieden sich die Bürgerstiftung und das städtische Referat Kultur, dieses Angebot im Jahr darauf fortzusetzen. Seit 2011 findet es im Zwei-Jahres-Rhythmus statt – und zwar in Kooperation zwischen dem Consol-Theater in Bismarck und der Stadt Gelsenkirchen.

André Wülfing ist Festivalleiter des Gelsenkirchener Erzählfrühlings

„Die Planungen laufen bereits seit vergangenen Frühjahr. Jetzt mussten wir wegen der andauernden Pandemie-Beschränkungen aber noch einmal an einigen Stellschrauben drehen und einige der Veranstaltungen ins Netz verlagern“, berichtete André Wülfing. Er ist nicht nur selbst ein passionierter Geschichtenerzähler, sondern fungiert beim Erzählfrühling auch als Festivalleiter.

In dieser Rolle begegnet er unter dem Motto „Wülfing trifft...“ an den ersten drei Festival-Abenden drei völlig unterschiedlichen Erzähler-Typen. Wülfing will in Gesprächen mit seinen Gästen auch den Mensch hinter dem Erzähler näherbringen, doch auch ihren Geschichten soll genügend Zeit eingeräumt werden.

Ein Weitgereister aus Wales ist zum zweiten Mal beim Erzählfrühling zu Gast

Der nun in Brandenburg lebende Waliser Christian Rogers ist der Premieren-Gast bei der siebten Auflage des Gelsenkirchener Erzählfrühlings.
Der nun in Brandenburg lebende Waliser Christian Rogers ist der Premieren-Gast bei der siebten Auflage des Gelsenkirchener Erzählfrühlings. © Markus Hechenberger

Am Sonntag, 11. April, ist ab 18 Uhr zum Auftakt Christian Rogers zu Gast. Der gebürtige Waliser, der nun in Brandenburg lebt, ist ein Weitgereister und schaut bereits zum zweiten Mal beim Erzählfrühling vorbei. Am Freitag, 16. April, steht ab 20 Uhr dann mit Micaela Sauber die Gründerin des Netzwerks „Erzähler ohne Grenzen“ auf der Consol-Bühne. Sie besuchte zahlreiche Flüchtlingslager in den Krisengebieten dieser Welt und sammelte dort ihre Geschichten aus uns teils völlig unterschiedlichen Kulturen.

Nicht minder spannend verspricht am Samstag, 24. April, das Gespräch mit Rainer Mensing zu werden, das Wülfing ab 20 Uhr im „Wohnzimmer GE“ in Schalke führen wird. Dieser Gast lebt und arbeitet in Essen und hat im Vergleich zu den anderen Erzählern seine Geschichten allesamt erfunden. Thema ist die Kindheit in seiner Heimat, dem Ruhrgebiet.

Es gibt auch wieder ein Erzählangebot für Gelsenkirchener Grundschulen

Die Deutsch-Norwegerin Ragnhild A. Mørch soll am 8. Mai beim Erzählfrühling im Gelsenkirchener Consol-Theater auftreten.
Die Deutsch-Norwegerin Ragnhild A. Mørch soll am 8. Mai beim Erzählfrühling im Gelsenkirchener Consol-Theater auftreten. © HARRY SOREMSKI

Hoffentlich vor Publikum soll dann am Samstag, 8. Mai, ab 20 Uhr das Erzähltheater mit der Deutsch-Norwegerin Ragnhild A. Mørch im Consol-Theater stattfinden. Sie beleuchtet ein Kapitel ihrer unfassbaren Familiengeschichte. „Wenn auch im Mai keine Besucher gestattet sind, lassen wir diesen Abend ausfallen. Er würde als Videostream seine imposante Wirkung verlieren“, sagte Wülfing.

Natürlich wird es auch bei diesem Erzählfrühling wieder ein Angebot für Grundschulen geben. Klassen aus sechs Einrichtungen haben sich für die Erzählstunden mit Melody Reich und Susanne Tiggemann bereits angemeldet. Kontakt für interessierte Nachmelder unter: 0209/988 22 82 oder per E-mail an kontakt@consoltheater.de.

Erzählspaziergänge und ein Zelt zum Erzählen mit Lagerfeuer

Unter freiem Himmel sollen am Samstag, 1. Mai, ab 18 Uhr das so genannte Geschichtenfeuer sowie am Sonntag, 9. Mai, um 11 und um 15 Uhr die Erzählspaziergänge stattfinden. „Auch hierfür haben wir ein spannendes Team aus Erzählern zusammengestellt, die verschiedensten Generationen und Kulturen angehören“, verspricht Wülfing.

Laut Georg Kentrup, dem Leiter des Consol-Theaters, ist die Teilnahme an allen Veranstaltungen des Erzählfrühlings kostenfrei. „Spenden aller Teilnehmenden sind aber herzlichst erwünscht“, so Kentrup. Das habe zuletzt bei gestreamten Konzerten oder Lesungen auch zu erfreulichen Einnahmen geführt, sagte der Theaterleiter.

Erzählen ist wichtig für Sprachförderung von Kindern

„Das Erzählen ist nicht nur eine wunderbare Kunstform, es ist auch enorm wichtig für die Sprachförderung von Kindern“, begründet Hans-Joachim Siebel vom Referat Kultur das städtische Engagement für den Erzählfrühling. Gleich mehrere Studien hätten eindrucksvoll belegt, dass die Sprachkompetenz von Kindern enorm gefördert wird, wenn sie regelmäßig von ihren Eltern etwas erzählt oder vorgelesen bekommen.

Zum Erzählfrühling gehörte bislang bei jeder Ausgabe auch stets das „Wohnzimmer-Erzählen“. Dieses fällt auch diesmal nicht aus, muss laut Georg Kentrup aber in den Herbst verschoben werden.