Gelsenkirchen. Nur noch ein niedergelassener Arzt in Gelsenkirchen nimmt Abtreibungen vor. Die Wahlfreiheit von Frauen ist bedroht. Ein Kommentar.
Seit Jahren nehmen immer weniger niedergelassene Ärzte und Kliniken Schwangerschaftsabbrüche vor. In Gelsenkirchen gibt es nur noch eine Praxis, an die sich ungewollt schwangere Frauen wenden können. Diese Entwicklung ist besorgniserregend. Denn selbst, wenn im Ruhrgebiet noch kein Versorgungsengpass herrscht, könnte dies in wenigen Jahren ohne Weiteres der Fall sein. Ein großer Teil der durchführenden Ärzte ist über 60 Jahre alt. Wenn sich nicht bald etwas ändert, steht die Wahlfreiheit von Frauen auf der Kippe.
Natürlich obliegt jedem Arzt die individuelle, moralische Entscheidung, ob er Schwangerschaftsabbrüche durchführen möchte. Ärzte haben ihren Beruf gewählt, weil sie Leben schützen, nicht beenden wollen. Wenn sie zusätzlich damit rechnen müssen, von Abtreibungsgegnern angefeindet zu werden und noch dazu während ihres Studiums die praktische Durchführung nicht lernen, dann ist es nicht verwunderlich, dass sie die Leistung nicht anbieten möchten.
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Doch der Eindruck, der so entsteht, ist dieser: Gebt den Frauen gar nicht erst die Möglichkeit oder macht es ihnen schwer, und haltet am besten so viele Informationen wie möglich zurück – dann überlegen sie es sich vielleicht anders. Oder, im Umkehrschluss: Bietet den Frauen keinen niedrigschwelligen Zugang zu einem Schwangerschaftsabbruch – sonst entscheiden sie sich vielleicht leichtfertig dafür.
Dabei macht sich in Wahrheit sicherlich keine Frau diese Entscheidung leicht. Aber es gibt Lebenssituationen, in denen sich manche Frauen nicht in der Lage fühlen, die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. Eine Verantwortung, die nicht nach kurzer Zeit endet, sondern die sie Jahre und Jahrzehnte lang tragen müssen.
Ihnen werden auf ihrem ohnehin schon schweren Weg zusätzliche Steine in den Weg gelegt. Deswegen gehört der Paragraf 218 – und erst Recht das im Paragrafen 219a festgelegte Werbeverbot – abgeschafft, und Abtreibungen gehören auf den Lehrplan im Medizinstudium. Tabuisierung ist hier fehl am Platz.
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