Gelsenkirchen. Den Starttag haben besonders Stammgäste ersehnt: In Gelsenkirchen lässt die Zoom-Erlebniswelt auf Termin Besucher zu. Für manche ist das: Urlaub!
Eine Woche haben sie Urlaub. Eigentlich wollten Kevin (28) und Sabrina (26), Kim (30) und Lars (31) die Zeit gemeinsam irgendwo an der Nordsee verbringen. Der Lockdown verhagelte alle Reisepläne. Auch sonst konnte das Quartett aus Siegen-Netphen seit Montag nicht wirklich viel unternehmen. Freitag sieht das ein Stück weit anders aus: Statt Holland mit Fritten und Kibbeling gibt es die Weltreise an einem Tag. Die Zoom-Erlebniswelt hat wieder geöffnet. Die vier Netphener haben sich Tickets gesichert. Um kurz vor 11 Uhr haben sie Alaska schon hinter sich. Vor der Runde durch Afrika ist eine Stärkung angesagt - mit Pizza und Croissants aus der Tupperdose. Auch Asien wartet noch.
Von Siegen nach Gelsenkirchen zur Weltreise an einem Tag
Von Siegen aus läge der Kölner Zoo näher als Gelsenkirchen. „Doch hier ist es schöner. Die Gehege sind besser für die Tiere“, findet Sabrina. Punkt für den Zoom. In der Vergangenheit haben sie und ihre Freunde hier schon die ein oder andere Runde gedreht. Diesmal sind sie erstmals unter Corona-Bedingungen in Bismarck. Die Online-Reservierung hat gut geklappt, den Ticketpreis finden die vier Besucher angemessen. Zwei weitere Pluspunkte. Bären und „natürlich die Seelöwen“ haben es Sabrina besonders in Alaska angetan. Ihr nächstes Highlight auf dem Rundgang wird die Afrika-Savanne. Und trotz Verpflegung aus der Box: „Eine warme Waffel wird beim Rundgang noch drin sein“, meint Kim.
Auf den Grillplatten rösten Würstchen. Verkauft wird nur „To go“
Die Crews der Imbissstände sind bereit. Auf den Grillplatten rösten die ersten Würstchen. Verkauft wird „To go“, verzehrt werden darf aber im Umkreis von 50 Metern nichts. Die Spielplätze haben geöffnet, geschlossen bleibt allerdings der Streichelzoo am Grimberger Hof. Auch die „African Queen“ schippert nicht durch die Zoo-Gewässer. So viel Nähe wie hier eventuell entstünde, lässt die Coronaschutz-Verordnung nicht zu.
Im Zoom setzt man mit Abstand auf Sicherheit. Ein Besucher pro zehn Quadratmeter Außenfläche wird zugelassen, in den Tropenhäusern in Asien und Afrika gilt als Regel eine Person pro 20 Quadratmeter. An den Zugängen regelt Zoom-Personal die Besucherströme. Wobei: Strom trifft es nicht. 2500 Gäste wären Freitag maximal zugelassen. Um kurz vor 11 Uhr sind noch 1383 Tagesreservierungen verfügbar. Kurzum: Der Andrang ist nach der Zwangspause ganz ordentlich, aber im riesigen Gelände verlaufen sich die Menschen.
Der Barcode für das Einlasssystem wird aufs Smartphone geschickt
Auffällig: die hohe Kinderwagendichte. Etliche Mütter und Paare mit kleinen Kindern sind unterwegs. Der Zoo gilt bekanntlich als besonders familienfreundlich. Mit einer Bekannten und ihren Söhnen Levi und Mats im Buggy zieht es Lisa Finken aufs Gelände. Mit ihrer Dauerkarte und der Onlinereservierung (der Barcode wird aufs Smartphone geschickt und öffnet den Durchgang an den Einlassschranken) hat es keine Probleme gegeben. Aus Bochum ist die junge Frau „vor Corona“ im Schnitt „einmal die Woche hier gewesen“. Ein bisschen, sagt sie, sei das für sie im Zoom wie Spazieren gehen im Park mit besonderen Eindrücken. Am Starttag nach dem zweiten Lockdown führt der Weg für sie auf jeden Fall nach Afrika. „Wir wollen zu den Giraffen, das gehört dazu.“
Zoo rechnet mit Millionenverlust
Im Zoom gilt: Maskenpflicht und Abstand halten. Tickets gibt es ausschließlich im Online-Shop in Verbindung mit einer festen Terminbuchung.
Geschlossen sind derzeit das Drachenland, Alaska Ice Adventure, Green Planet, aber auch der Zoom-Shop und der Streichelzoo. Tierpflegergespräche und Fütterungen sind nicht möglich.
Auf 2500 Personen ist die Besucherzahl aktuell begrenzt. 2020 waren in den Sommermonaten bis zu 3500 erlaubt. Die Beschränkung trifft den Zoo wirtschaftlich massiv. Zoom-Leiter Hendrik Berendson rechnet, für das Coronajahr mit rund vier Millionen Euro Umsatzverlust. Einmalige Landeshilfen in Höhe von 800.000 Euro sind 2020 geflossen. Die Zoom-Erlebniswelt hat auch November- und Dezemberhilfen beantragt.
Hendrik Berendson und sein Team sind für den Starttag gerüstet: „Es war sehr ruhig heute Morgen. Es läuft, auch die Anmeldung funktioniert“, sagt der Zoom-Leiter. Mit dem Onlineverfahren werden die Kontaktdaten erhoben. Reservierungen werden nicht wie bei anderen Zoos nur stundenweise sondern gleich für ganze Tage vergeben. Freigeschaltet werden Termine maximal sieben Tage im Voraus. Das soll die Planbarkeit erleichtern. Und mehr Verlässlichkeit lassen die Sieben-Tage-Inzidenzwerte derzeit ohnehin kaum zu. „Wir wollen verantwortungsvoll mit der Situation umgehen und sind froh, dass wir überhaupt öffnen können“, sagt Berendson.
Die Besucher haben sich längst an die Corona-Regeln gewöhnt
Der Eingangsbereich ist mit Markierungen und rot-weißen Pylonen gepflastert die in der Zahl einer Autobahnbaustelle zur Ehre gereichen würden. Die Personaldichte ist hoch. Wer Fragen hat, findet schnell einen Ansprechpartner. Doch der Erklärungsbedarf hält sich offenbar in Grenzen. Die Menschen haben sich an die Corona-Regeln gewöhnt. Einige Besucher warten vor dem Service-Center. Unter ihnen Helmut Kowall. In Bismarck im Haverkamp ist er daheim, hat „seit Jahren eine Dauerkarte“ und den Zoom zu seinem Park erklärt, den er nun endlich wieder besuchen darf. „Ein- bis zweimal die Woche drehe ich hier für zwei, drei Stunden meine Runde“, sagt er. Die Mail mit dem Barcode hatte er auf seinem Handy nicht gefunden. Das Problem ist schnell gelöst. Nun geht es rein in den Zoo. Und wie immer auch zu den Erdmännchen und den Roten Varis. „Das sind meine Lieblinge.“
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