Gelsenkirchen. Auch die Bewohner der „Zoom Erlebniswelt“ in Gelsenkirchen leiden unter der Corona-Pandemie: Sie vermissen vor allem die ausbleibenden Besucher.

Eisbärin Lara trottet an die Scheibe und sucht vergeblich nach Publikum. Enttäuscht dreht sie wieder ab. Die „Zoom Erlebniswelt“ in Bismarck ist im Jahr 2020 an insgesamt 113 Tagen geschlossen gewesen. Das ist für alle Zoo-Fans traurig genug, aber auch die Tiere vermissen ihre Besucher.

Florian Beutel kommt lächelnd auf seinem Fahrrad zur Eisbärenanlage geradelt. Er ist Tierpfleger im Arktis-Revier. „Lara guck mal, ich habe dir etwas mitgebracht“, ruft er der Eisbärendame fröhlich entgegen. Neugierig reckt sie ihren Hals. Der Tierpfleger wirft einen gefrorenen Snack über das Sichtfenster in das Gehege.„Es fällt schon auf, dass die Tiere ihre Besucher vermissen“, weiß Beutel. „Sie kommen an die Scheiben , um zu gucken, ob da nicht doch jemand ist. Dann bekomme ich das Gefühl, dass sie enttäuscht sind.“ Viele der Tiere seien im Zoo geboren und würden es ohne Zuschauer gar nicht kennen.

Tierpfleger übernehmen in den Mittagspausen die Rolle der Zoo-Besucher

Die „Zoom Erlebniswelt“ in Gelsenkirchen ist in Zeiten der Corona-Pandemie meistens völlig verwaist. Nur die Tierpfleger sind noch zugegen.
Die „Zoom Erlebniswelt“ in Gelsenkirchen ist in Zeiten der Corona-Pandemie meistens völlig verwaist. Nur die Tierpfleger sind noch zugegen. © Jan Lukas Brückner

„Wir haben Stammbesucher, die ihre Hunde mitbringen und gerade bei denen ist die Interaktion sonst sehr ausgeprägt“, sagt Beutel. Die Tiere im Zoo brauchen daher also anderweitig Beschäftigung. Neben dem alltäglichen Training übernehmen die Pfleger jetzt auch ein bisschen die Rolle der Besucher. „Viele Kollegen, wir natürlich auch, machen die Mittagspause inzwischen vor den Gehegen, um die Tiere mehr zu beschäftigen. Dazu kommt, dass wir das Tiertraining intensiver gestalten“, erzählt Beutel und ergänzt: „Beschäftigungsarbeit ist sehr, sehr schöne Arbeit.“

Der Alltag in der Tiermedizin habe sich hingegen nicht geändert. „Die Tiere werden krank, die Tiere werden wieder gesund – alles ganz abseits von Corona“, erklärt Judith Wabnitz, die Tierärztin des Zoos. Sie steht neben dem Tierarztwagen abseits der Besucherwege direkt vor der Zoopraxis. „Die Abläufe im Zoo sind jetzt etwas anders. Durch die Hygienemaßnahmen und das Abstand halten dauert alles etwas länger als vorher. Es ist auch aufwendiger geworden, um an neues Desinfektionsmaterial oder Handschuhe zu kommen.“

Kein Beweis, dass Zootiere den Menschen mit Corona anstecken können

Auch im Umgang mit den Tieren gebe es Hygienevorschriften, denn einige Arten könnten sich mit dem Corona-Virus infizieren. „Es besteht aber nicht gleich der Umkehrschluss, dass wir uns dann wiederum bei den Tieren anstecken. Gerade zu Anfang der Pandemie haben viele Haustierbesitzer aus Angst ihre Katzen ins Tierheim gegeben“, berichtet die Medizinerin. „Wir Menschen können uns zwar untereinander anstecken, es ist aber nicht bewiesen, dass kranke Zoo- oder Haustiere Menschen anstecken können.“

Wabnitz ist es sehr wichtig, dass jeder versteht: Auch Tiere müssen vor Corona geschützt werden. „Zu dem Thema wird aktuell intensiv geforscht. Wir achten darauf, dass im Umgang mit den Tieren Handschuhe und Masken getragen werden. Davon abgesehen handelt es sich nicht um Kuscheltiere. Es wird sowieso Sicherheitsabstand gehalten.“

An 113 Tagen des Jahres 2020 musste die „Zoom Erlebniswelt“ auf Besucher verzichten

Das Coronavirus bringt viele Einschränkungen, die auch die „Zoom Erlebniswelt“ treffen. „Die Kosten für Futter, für Personal und für Instandsetzungen sind in der Pandemie aber gleichgeblieben. Ohne Besucher fehlen uns die Einnahmen“, sagt Pressesprecherin Nataly Naeschke. „Im Jahr 2020 mussten wir an 113 Tagen auf Besucher verzichten.“ Etwas Gutes gibt es zum Schluss aber doch noch: Ganz viele Zoofans hätten gefragt, ob sie helfen könnten. „Und ja, das kann man“, so Naeschke. „Zum Beispiel über Tierpatenschaften. Es wurden im Jahr 2020 doppelt so viele abgeschlossen wie in 2019.“

An der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen werden auch angehende Journalisten ausgebildet. Zum Studiengang „Journalismus & PR“ gehört als Wahlfach das Ressort Lokales. In diesem Wintersemester haben dort 13 Studierende einen Blick auf Gelsenkirchen geworfen und ihre Geschichten aus und über die Stadt erzählt. Einige von ihnen sind hier selber zuhause, andere haben am Hochschul-Standort für die Ausbildung eine neue Heimat gefunden. Die WAZ hat das Projekt als Kooperationspartner begleitet und stellt vor, was junge Menschen entdeckt haben, was sie bewegt.

An der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen werden auch angehende Journalisten ausgebildet. Zum Studiengang „Journalismus & PR“ gehört als Wahlfach das Ressort Lokales. In diesem Wintersemester haben dort 13 Studierende einen Blick auf Gelsenkirchen geworfen und ihre Geschichten aus und über die Stadt erzählt. Einige von ihnen sind hier selber zuhause, andere haben am Hochschul-Standort für die Ausbildung eine neue Heimat gefunden. Die WAZ hat das Projekt als Kooperationspartner begleitet und stellt vor, was junge Menschen entdeckt haben, was sie bewegt.