Gelsenkirchen. Gelsenkirchen wird bis 2040 laut einer Prognose eines Bundesinstituts schrumpfen und altern. Das sind die Gründe für den Bevölkerungsschwund.

Gelsenkirchen wird immer kleiner und immer älter. Das geht aus einer Prognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hervor, die nun veröffentlich worden ist.

Um neun Prozentpunkte wird die Bevölkerungszahl Gelsenkirchens bis zum Jahr 2040 schrumpfen. Das klingt zunächst nicht wirklich dramatisch. Übertragen auf die derzeitigen 260.000 Einwohner bedeutet dies allerdings, dass 2040 nur noch etwa 236.000 Menschen in der Stadt leben werden - 24.000 Bürger weniger als zurzeit.

Gelsenkirchen dürfte 2040 nur noch 236.000 Einwohner haben

Zu diesem Ergebnis kommt das BBSR in seiner Raumordnungsprognose 2040. Die Forscher des Bundesinstituts schauten sich verschiedene Statistiken der vergangenen 15 Jahre an. Sie untersuchten die Sterbe- und Geburtenrate sowie die Binnen- und Außenwanderung eines jeden Landkreises in Deutschland – nach Alter und Geschlecht. Aus den Zahlen leiteten sie Trends und Strukturen ab und schrieben diese für die kommenden 20 Jahre fort.

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Bei Gelsenkirchen ist neben dem Bevölkerungsschwund auffallend: Die Stadt wird älter. Der Anteil von über 65-Jährigen wird sich bis zum Jahr 2040 um 11,4 Prozent im Vergleich zum jetzigen Zeitpunkt erhöhen. Das liegt zum einen an einem Sterbeüberschuss, den der BBSR für die Region vorhersagt: Es wird mehr Tote als Neugeborene geben. Zum anderen hält sich die Einwanderung aus anderen Teilen Deutschlands und aus dem Ausland insofern in Grenzen, als dass der Sterbeüberschuss nicht ausgeglichen werden kann.

Demografie-Experte: „Gelsenkirchen muss Strukturwandel schneller und besser hinbekommen“

Gelsenkirchen kämpft mit typischen Probleme einer Stadt aus einer strukturschwachen Gegend. Steffen Maretzke, Projektleiter beim Bundesinstitut, sagt: „Strukturschwach bedeutet, dass die Voraussetzungen für die Zukunft ungünstig sind.“ Gegenteilig dazu werden vor allem zentral gelegene strukturstarke Orte und Landkreise weiter wachsen. Düsseldorf, Köln und Münster zählen beispielsweise in NRW dazu.

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In Gelsenkirchen scheint es vielmehr „eine manifeste Strukturschwäche“ zu geben, denkt Maretzke. Deshalb empfiehlt der Experte für Regionaldemografie: „Gelsenkirchen muss den Strukturwandel schneller und besser hinbekommen.“

Ruhrgebiet kämpft mit dem Strukturwandel

Besagten Strukturwandel hat das gesamte Ruhrgebiet seit Jahrzehnten zu bewältigen. Die Kohle-und Stahlindustrie, die dem Revier seinerzeit zu großem Aufschwung und zu Wohlstand verholfen hatte, brach weitgehend weg. Zehntausende Arbeitsplätze gingen verloren.

Europäische Union, Bund, Land und Kommunen bemühen sich, die Herausforderungen in den Griff zu bekommen. Die Stadt Gelsenkirchen selbst schreibt, dass bereits eine Menge erreicht worden sei, jedoch noch weitere Bemühungen beim Strukturwandel notwendig seien.

Gelsenkirchen steckt in einem Teufelskreis

Das Problem: Gelsenkirchen befindet sich in einer Art Teufelskreis. Das BBSR prognostiziert, dass die Gesamtbevölkerung älter wird. Gleichzeitig werden nicht genügend Arbeitskräfte in die Stadt kommen, um dies auszugleichen. Dabei könnten junge und gut ausgebildete Zuzügler dem Strukturwandel entgegenwirken.

Deutschlands Bevölkerung verringert sich nur leicht

Laut der BBSR-Prognose wird sich die Bevölkerungszahl in Deutschland insgesamt bis 2040 nur leicht auf 81,9 Millionen Menschen verringern. Momentan leben 1,3 Millionen Bürger mehr in Deutschland. Der Rückgang sei geringer als bisher erwartet. Dabei gibt es aber eben große . Insgesamt führte das BBSR die Bevölkerungsprognose zum neunten Mal durch.

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Der Strukturwandel lässt sich an der Arbeitslosenquote festmachen. Bereits vor der Wiedervereinigung habe Gelsenkirchen einen der hintersten Plätze im deutschlandweiten Ranking belegt, so Maretzke. Die sogenannten neuen Bundesländer unterboten die Werte nach 1990 zunächst, konnten aber in der Zwischenzeit davonziehen und kommen heute mancherorts auf bessere Werte bei der Arbeitslosenquote.

Auch andere Revierstätde dürften schrumpfen

Mit all dem ist Gelsenkirchen nicht alleine. Das Ruhrgebiet werde laut BBSR bis 2040 insgesamt nur ein leichtes Einwohnerwachstum von etwa einem Prozent verzeichnen. Städte wie Bottrop (-8 Prozent) oder Duisburg (-10,5 Prozent) werden, wie auch Gelsenkirchen, schrumpfen.

Hier geht es zu der BBSR-Prognose