Gelsenkirchen. Im Herbst endet ein Stück katholische Geschichte in Gelsenkirchen-Schalke. Warum die Pfarrer trotzdem zuversichtlich nach vorn schauen.

Vier katholische Pfarrgemeinden gibt es zurzeit noch auf Gelsenkirchener Stadtgebiet: St. Urbanus, St. Hippolytus, St. Joseph und St. Augustinus. Ende des Jahres werden es nur noch drei sein: Die Gemeinde St. Joseph wird es dann nicht mehr geben. Sie wird der Gemeinde St. Augustinus „zugepfarrt“, wie es amtlich korrekt heißt.

„Zupfarrung“: Dieses Wort klingt etwas sperrig, bedeutet im Grunde ganz einfach, dass die Gemeinde St. Joseph in der Nachbargemeinde aufgeht. Propst Markus Pottbäcker, Pfarrer von St. Augustinus, wird dann auch für die etwa 15.000 katholischen Christen zuständig sein, die bisher zu St. Joseph gehörten. Insgesamt wächst die Mitgliederzahl von St. Augustinus damit auf etwa 35.000 Mitglieder – damit läuft St. Augustinus der buerschen Gemeinde St. Urbanus den Rang als größter Gemeinde der Stadt ab.

Zusammenschluss der Gelsenkirchener Gemeinden ist keine Überraschung

Dass der Zusammenschluss der beiden Gemeinden so verläuft, dass etwa nicht aus beiden Gemeinden eine neue gegründet wird, hat unter anderem auch wirtschaftliche Gründe. „Wir haben uns für dieses Konstrukt entschieden, weil auf die Pfarreien im Fall einer Neugründung Steuerzahlungen in sechsstelliger Höhe zukämen“, begründet Propst Markus Pottbäcker. „Dieses Geld möchten wir lieber in die pastorale Arbeit vor Ort investieren.“

Dass der Zusammenschluss kommt, ist keine Überraschung. „Als ich 2012 mein Amt als Pfarrer in Schalke angetreten habe, haben damals schon viele Gemeindemitglieder die Meinung vertreten, ich sei doch bestimmt der letzte Pfarrer von St. Joseph“, erinnert sich Ingo Mattauch. Schon seit längerem stand fest, dass es ein Zusammengehen mit St. Augustinus geben werde – jetzt geht alles allerdings doch ein wenig schneller als geplant.

Das ist der Grund für den Zeitpunkt

Immer zu Heimspielen hat die St. Joseph-Kirche geöffnet: Das wird auch nach dem Zusammenschluss der Gemeinden so bleiben.
Immer zu Heimspielen hat die St. Joseph-Kirche geöffnet: Das wird auch nach dem Zusammenschluss der Gemeinden so bleiben. © Pfarrei St. Joseph | Pfarrei St. Joseph

Dass der Prozess noch im Jahr 2021 umgesetzt wird, hat allerdings gute Gründe, sagt Markus Pottbäcker und verweist auf den Zeitplan. „Bis zum 2. Juli muss der Zusammenschluss formal abgeschlossen sein, im Anschluss erfolgt die Genehmigung durch den Bischof und den Staat“, erklärt der Propst.

„Am 28. August, dem Gedenktag des Heiligen Augustinus, soll der Zusammenschluss feierlich begangen werden.“ Weil mit der Gemeinde St. Joseph aber auch deren Gremien aufhören, zu existieren, war den Verantwortlichen wichtig, dass der Zusammenschluss vor der Neuwahl von Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand Anfang November stattfindet. „Auf diese Weise haben wir schon im November neugewählte Gremien, in denen auch Katholiken aus Schalke, Bismarck, Feldmark und Heßler vertreten sind“, so Pottbäcker.

Ingo Mattauch wies noch einmal darauf hin, dass die Entscheidung für den Zusammenschluss im Rahmen des Pfarrentwicklungsprozesses zustande gekommen sei: „Das ist aus der Basis gewachsen, das ist keine Top-Down-Entscheidung“, sagt der Geistliche. Entscheidungsgremien beider Pfarreien hätten sich für den Zusammenschluss ausgesprochen. Er sprach auch etwaige Ängste von Gläubigen an, dass „ihre“ Gemeinde jetzt einfach von St. Augustinus geschluckt würde. „Es wird auch künftig unterschiedliche Schwerpunkte und Angebote in den einzelnen Stadtteilen geben“, so Mattauch.

Dieses Angebot wird es auch weiterhin geben

Das Angebot der „Offenen Kirche“ an Heimspieltagen von Schalke 04 werde es auch weiterhin geben, betonte Mattauch. Bis etwa eine halbe Stunde vor Spielbeginn bleibt dann die Kirche an der Kurt-Schumacher-Straße für Fußballfans und Neugierige, die die Atmosphäre in der Kirche genießen wollen, geöffnet – „das wird immer gut angenommen, und das wird auch fortgeführt“, so Mattauch.

Verwaltung zieht ins Augustinushaus

Der Verwaltungssitz und auch der Sitz des Pfarr- und Friedhofbüros wird zukünftig im Augustinushaus an der Ahstraße sein. Der genaue Zeitpunkt des Umzuges steht allerdings noch nicht fest.

Wer Fragen zum Thema hat, kann sich an Pastoralreferentin Astrid Jöxen oder Gemeindereferentin Elvira Neumann wenden. Die Adressen: astrid.joexen@propstei-ge.de bzw. elvira.neumann@bistum-essen.de.

Der neue Einsatzort des Pfarrers liegt in der direkten Nachbarschaft. Schon jetzt vertritt Mattauch den erkrankten Pfarrer der Essener Kirchengemeinde St. Nikolaus. Weil der nicht wieder an seine alte Stelle zurückkehrt, wird Mattauch die Leitung der Gemeinde auf Dauer übernehmen. St. Nikolaus fusioniert demnächst mit der Gemeinde St. Johann Baptist zur neuen Gemeinde Hl. Cosmas & Damian, deren neuer Pfarrer Ingo Mattauch wird.