Gelsenkirchen-Altstadt. Das ist eine gute Nachricht in Zeiten der Corona-Krise: Das Altstadtcafe in Gelsenkirchen öffnet wieder. Das Konzept ist ein ganz besonderes.

Ein bisschen Wehmut – nein, ziemlich viel Wehmut – klingt mit, wenn Andrea Gosen über „ihr“ Altstadtcafe spricht. Erst 2016 hatte sie gemeinsam mit ihrem Mann Josef Boelting den Traditionsbetrieb im Herzen der Gelsenkirchener City übernommen, und viel „Herzblut, Liebe und Arbeit“ hineingesteckt, wie sie sagt. Bis Anfang 2020 lief alles nach Plan – dann kam Corona, und die Pandemie bedeutete das Aus für die beiden. Doch für das Altstadtcafe geht es jetzt weiter, und auch wenn Andrea Gosen nach wie vor traurig ist, sich von ihrem Projekt trennen zu müssen, so ist sie doch froh, das Café in gute Hände übergeben zu können.

Das ist einmal eine gute Nachricht in Zeiten von Corona, Lockdown und drohenden Schließungen: Sobald es Gastronomen wieder möglich ist, Gäste zu bewirten, wird das Altstadtcafe wieder öffnen, dann unter neuer Leitung. Neuer Betreiber wird das Sozialwerk St. Georg beziehungsweise die zum Sozialwerk gehörende „INTZeit GmbH“. Genau wie beispielsweise das „Bistro AufSchalke“ hinter dem alten Parkstadion soll auch das Altstadtcafe als Inklusionsbetrieb geführt werden: Hier werden Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam arbeiten.

An diesem Tag will das Gelsenkirchener Café öffnen – wenn Corona es zulässt

Für Andrea Gosen ist das die ideale Nachfolgelösung. „Das ist eine schöne Idee“, sagt sie, „das passt richtig gut zu unserem Konzept, das wir uns damals für das Altstadtcafe überlegt haben.“ Ihr Café sollte ein „Ort zum Ausruhen sein, Massenabfertigung kam für uns nie infrage“, so Andrea Gosen. Sie ist sich sicher, dass der neue Besitzer das auch so sieht.

Adrian van Eyk, Geschäftsführer des Sozialwerks, nickt. Auch er ist an diesem Mittwoch zur „Staffelstabübergabe“ ins Altstadtcafe gekommen, er freut sich darauf, das Café wieder mit Leben füllen zu können. Und das nach Möglichkeit schon recht bald: „Wenn Corona nicht wäre, würden wir am 1. April öffnen“, sagt van Eyk – weil aber Corona noch immer da ist, müsse man sich natürlich an den dann geltenden Regeln orientieren. Optisch umgewöhnen müssen sich die Besucher jeweils nicht: Die Einrichtung des Cafés übernimmt das Sozialwerk von den Vorgängern, sie ist im tadellosen Zustand.

Auch die evangelische Kirchengemeinde freut sich über den neuen Pächter

Andrea Gosen hatte im ersten Lockdown im März schließen müssen, als im Mai wieder geöffnet werden durfte, verzichtete sie schweren Herzens. „Sehr viele unserer Stammgäste gehören zur Risikogruppe, diese Verantwortung wollten wir nicht übernehmen“, sagt sie. Zum Glück war mit dem Sozialwerk schnell ein Nachfolger zur Stelle. Citymanagerin Angela Bartelt stellte den Kontakt her zwischen Andrea Gosen, Adrian van Eyk und der evangelischen Emmaus-Gemeinde, der das Gebäude gehört.

Pfarrer Andreas Chaikowski musste nicht lange überzeugt werden. „Wir hatten auch noch andere Anfragen, aber das Konzept hat uns von Anfang an überzeugt“, sagt er. „Einen Inklusionsbetrieb mitten in die Stadt zu bringen – das ist auch ein Zeichen, das hier gesetzt wird.“ Er deutete an, dass man mit dem Sozialwerk in vieler Hinsicht zusammenarbeiten könnte – so etwa beim Catering für Gemeindeveranstaltungen.

Zu diesen Zeiten ist das Café geöffnet

Das Sozialwerk St. Georg beziehungsweise die INTZeit GmbH betreibt neben dem Bistro „AufSchalke“ unter anderem auch noch das Café Lebensart an der Theodor-Otto-Straße in Sutum. Das werde allerdings nach dem Lockdown nicht mehr wieder öffnen. „Die Mitarbeiter ziehen dann ins Altstadtcafe um“, berichtet Adrian van Eyk. Ziel der inklusiven Einrichtung sei, die Menschen fit zu machen für den ersten Arbeitsmarkt.

Was für die Besucher mindestens genauso wichtig ist: Das Altstadtcafe wird von Anfang an mit „maximalen Öffnungszeiten“ an den Start gehen, wie van Eyk sagt: Ab 7 Uhr gibt es Frühstück, dann hat das Café durchgehend bis 22 Uhr geöffnet. „Wir haben zwar keine Restaurantküche, aber Snacks, Tapas und Kleinigkeiten gibt es den ganzen Tag“, sagt van Eyk – „und natürlich frischen Kuchen“, sagt er nachdrücklich und lacht. Neben der Terrasse hinter dem Café soll es auch eine Außengastronomie vor dem Lokal geben.