Gelsenkirchen. Seit Tagen steigt der Inzidenzwert in Gelsenkirchen wieder. Ohnehin gab es in kaum einer anderen NRW-Stadt so viele Fälle. Blick auf die Zahlen.

Von den als Minimalziel ausgegebenen 50 Neuinfektionen pro Woche je 100.000 Einwohner ist Gelsenkirchen wieder weit entfernt. Mitte Februar war der Inzidenzwert in der Stadt zwar kurzzeitig unter die 60er-Marke gesunken, die Hoffnung auf eine Besserung der Corona-Lage war aber offensichtlich trügerisch.

Denn seither steigt die Zahl der Infizierten wieder deutlich und überschritt am Dienstag, 2. März, sogar wieder die 80. Noch höher ist der Inzidenzwert nur in 13 weiteren Städten und Kreisen in NRW, darunter Duisburg (86,2), Herne (92), Hagen (101,2) und der Märkische Kreis mit einem negativen Spitzenwert von 124,6. Zum Vergleich: NRW-weit liegt die Inzidenz bei 64,3.

Viele Heimbewohner in Gelsenkirchen sind geimpft

Über die Gründe für den neuerlichen Anstieg lässt sich nur spekulieren. Belastbare Aussagen darüber, wo sich die Gelsenkirchener zuletzt wieder vermehrt mit dem Coronavirus angesteckt haben, gibt es nicht. Einen Tag vor der nächsten Bund-Länder-Konferenz, bei der über die Coronaschutzmaßnahmen und eine etwaige Verlängerung des Lockdowns entschieden wird, greift der Blick auf die Inzidenzen allein indes zu kurz.

Denn während insbesondere im Winter die traurige Gewissheit galt, dass eine steigende bzw. hohe Zahl der Infizierten insgesamt auch eine erhöhte Zahl erkrankter Menschen bedeutete, für die Covid-19 lebensgefährlich sein kann, so sind inzwischen zumindest sehr viele Altenheimbewohner in Gelsenkirchen mindestens einmal mit dem Impfstoff von Biontech-Pfizer geimpft.

Intensivkapazitäten in Gelsenkirchener Krankenhäusern nicht ausgeschöpft

Obgleich die Impfungen hierzulande noch sehr schleppend vorankommen, ist der Schutz der Älteren gerade in Gelsenkirchen von herausragender Bedeutung, bedenkt man, dass in Relation zur Einwohnerzahl in kaum einer anderen NRW-Stadt mehr Menschen mit oder an Corona gestorben sind als in Gelsenkirchen:

213 Gelsenkirchenerinnen (117) und Gelsenkirchener (96), die älter als 80 Jahre waren, verloren ihr Leben an diese Krankheit. 98 der 330 Todesfälle entfallen auf Frauen (35) und Männer (63) zwischen 60 und 79 Jahren. 17 Menschen waren zwischen 35 und 39 Jahre, ein Mann zwischen 15 und 34 und ein Kind erst jünger als fünf Jahre alt.

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Ausschlaggebend für die Entscheidungen der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten ist nicht zuletzt auch die Auslastung der Intensivkapazitäten mit Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern. Laut Intensivregister des Robert-Koch-Instituts sind in Gelsenkirchen derzeit rund elf Prozent der 71 Intensivbetten unbelegt, wobei die hiesigen Krankenhäuser bei Bedarf auch mehr Betten zur Verfugung stellen können. Anfang Dezember waren es beispielsweise 107 Intensivbetten. Während damals zwölf der 19 Corona-Intensivpatienten invasiv beatmet werden mussten, sind es aktuell noch vier.

Kaum noch Corona-Infizierte in Gelsenkirchener Heimen

Eine weitere positive Nachricht trotz wieder steigenden Inzidenzwerts ist die Zahl der Erkrankten in den Gelsenkirchener Heimen. Während vor Weihnachten bei mehr als 200 Bewohnern und etwa 100 Pflegekräften Covid-19 nachgewiesen wurde, sind aktuell nur noch 14 Bewohner und zwei Pflegekräfte betroffen, teilt ein Sprecher der Stadt auf Nachfrage mit.

Wie sich das Infektionsgeschehen derweil auf die Alterskohorten in der Stadt verteilt, lässt sich nicht sagen. Die Frage also, ob aktuell weniger besonders gefährdete Menschen über 70 Jahre erkranken und dafür die Zahl der jüngeren steigt, bei denen eine Corona-Erkrankung meistens vergleichsweise milde verläuft, bleibt unbeantwortet.

Während einige Städte täglich Berichte anfertigen, wie sich das Coronageschehen in der Stadt entwickelt, orientiert sich Gelsenkirchen am Robert-Koch-Institut und addiert die neuen Fälle lediglich auf die bisherigen drauf, ohne sie nach einzelnen Tagen abzuspeichern. Eine vergleichsweise gute Nachricht aber lässt sich aus den Zahlen des Landeszentrums für Gesundheit lesen, wonach der Anteil der corona-erkankten Gelsenkirchener über 80 Jahre um etwa 66 Prozent niedriger sei als Mitte Dezember.