Gelsenkirchen. Auch die Krankenhäuser in Gelsenkirchen müssen Einnahmeverluste wegen der Corona-Pandemie hinnehmen und erwarten dafür Geld vom Staat.

Einer Umfrage der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) nach geraten immer mehr Krankenhäuser Pandemie-bedingt in Existenznöte. Allein im Januar seien in den nordrhein-westfälischen Kliniken gegenüber dem Vorjahr Einnahmeausfälle von mehr als 370 Millionen Euro aufgelaufen, berichtet die KGNW. Die Bettenbelegung sei bei erhöhtem Personalaufwand um fast 22 Prozent eingebrochen, hinzu kämen stark rückläufige Einnahmen bei Wahlleistungen und in der ambulanten Versorgung.

An der Umfrage teilgenommen haben 174 von landesweit 345 Krankenhäusern. Demnach sorgen hauptsächlich verschobene planbare Eingriffe, die derzeitige Scheu mancher Patienten vor einem Krankenhaus-Aufenthalt sowie hohe Hygieneauflagen durch Corona für die finanzielle Schieflage der Kliniken.

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Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, appelliert daher an Bund und Länder, die Ausfälle zu kompensieren: „Aus den Rückmeldungen der Krankenhäuser geht hervor, dass 40 Prozent aller Kliniken bundesweite keinerlei Ausgleichszahlungen erhalten. Aber auch bei den Kliniken mit Ausgleichszahlungen liegen die tatsächlichen Erlösverluste deutlich darüber. Die Zahlungen des Bundes gleichen die Einnahmenverluste nur zu etwa zwei Drittel aus“.

Aktuell erhalten die Kliniken nur Hilfen, wenn in einem Kreis die Inzidenz über der Marke von 70 liegt. Dies sei zwar derzeit erfreulicherweise nur noch in 25 Prozent der Kreise der Fall. „Für die Kliniken mit ihren anhaltenden Einnahmeausfällen ergibt sich daraus die nicht tragbare Situation, dass die Länder für 75 Prozent der Regionen keine Hilfen mehr zahlen dürfen. Dabei haben zurzeit alle Krankenhäuser Einnahmeprobleme wegen geringerer Belegung, unabhängig davon, ob sie an der Versorgung von Covid-Patienten beteiligt sind“, so Gaß.

So ist die Situation in den Gelsenkirchener Krankenhäusern

Konkrete Auskünfte zu Einnahmeverlusten machten die Krankenhäuser in Gelsenkirchen auf Nachfrage zwar nicht. Wolfgang Heinberg erklärte als Sprecher der Kliniken der St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH aber: „Von der Politik erwarten wir einen fairen Umgang mit der Leistung der Krankenhäuser und der Krankenhausbeschäftigten in der Pandemie und einen fairen Erlösausgleich – auch für das laufende Jahr“.

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Als Krankenhausträger hätte sich die St. Augustinus den Anforderungen und Erwartungen gestellt, „die die Politik an unsere Häuser und unser Leistungsvermögen zur Bekämpfung der Pandemie und zur Behandlung von Corona-Patienten gerichtet hat“, so Heinberg.

Umgekehrt erwarteten die katholischen Krankenhäuser nun aber auch von der Politik, dass sie erkenne, dass das reguläre Finanzierungssystem der Kliniken in der Pandemie nicht funktioniere. „Alle Häuser, auch die Krankenhäuser der St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH, hatten und haben geringere Erlössituationen als noch 2019 und die gewährten Ausgleichszahlungen schaffen bei Weitem keinen Eins-zu-Eins-Ersatz für die erlittenen Erlösverluste – die Lage ging und geht den Krankenhäusern auch an die erarbeitete Substanz“, mahnt Heinberg.

„Noch ist die Pandemie nicht ausgestanden“

Ähnlich bewertet man auch im Bergmannsheil Buer die Lage, wie Geschäftsführer André Schumann erklärt. Die Pandemie setzte das Krankenhaussystem in vielerlei Hinsicht unter Druck. Zuallererst stehe die bestmögliche Versorgung der Covid-19-Patienten im Fokus.

„Das ist ein großer Kraftakt – medizinisch wie ökonomisch. Die zeitlich begrenzte finanzielle Unterstützung der Kliniken durch Ausgleichszahlungen ist ein guter Ansatz. Eine Fortsetzung ist erforderlich. Wir haben vor allem zu Beginn der Pandemie planbare Operationen verschoben und müssen dies auch jetzt immer wieder tun“, sagt Schumann. Daher sei weiterhin Augenmaß nötig, um ausreichend Freihaltekapazitäten auf der Intensivstation zu garantieren. Denn: „Noch ist die Pandemie nicht ausgestanden“.