Gelsenkirchen. Die Lage an Gelsenkirchens Krankenhäusern hat sich etwas entspannt. Doch eine Lockerung des Lockdowns halten die Kliniken für verfrüht.

Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, hält Lockerungen des aktuellen Lockdowns für möglich, neben Bildungseinrichtungen denke er dabei auch an Kultur und Gastronomie. Die Lage an den Kliniken habe sich entspannt:

Während es Anfang Januar bundesweit noch 6000 Intensivpatienten gegeben habe, seien es inzwischen nur noch halb so viele. Lange Zeit hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere politische Entscheidungsträger sowie Virologen davor gewarnt, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet werden darf. Nach Ansicht von Gerald Gaß ist dieses Ziel erreicht, weshalb nun ein Kurswechsel denkbar sei.

„Wieder mehr Lockerungen zulassen“

„Wir können in dieser Situation auch mit einer Inzidenz von 50 oder 70 leben und wieder Lockerungen zulassen, ohne dass die Kliniken überlastet sein werden“, erklärte Gaß in einem Interview mit der „Welt“. In Gelsenkirchen lag der Inzidenzwert am Dienstag ziemlich genau in der Mitte bei 58,9. Die Gelsenkirchener Krankenhäuser indes beurteilen die Situation deutlich zurückhaltender.

So erklärt Wolfgang Heinberg, Sprecher der St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH, etwa: „Ob und welche sogenannten Lockerungen ab welchem Inzidenzwert möglich werden oder möglich sind, entscheidet und bewertet bewährtermaßen die Politik. Uns als Krankenhausträger mit Standorten im zentralen Ruhrgebiet ist der tägliche Blick auf die Patientenzahlen auf unseren Covid-Stationen und unseren Intensivstationen wichtig.“

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Selbst wenn die Zahlen aktuell ein Stück weit niedriger lägen als noch vor gut einer Woche – sei die Lage, auch mit Blick auf eine mögliche Verbreitung der Corona-Mutanten, weiterhin wechselhaft „und unsere Ärztinnen und Ärzte, wie auch alle Mitarbeitenden in der Pflege, arbeiten weiterhin unter einer hoher Belastung“, so Heinberg, der in Gelsenkirchen für die Marienhospitäler in Ückendorf und Buer, das Elisabeth-Krankenhaus in Erle und das St. Josef-Hospital in Horst spricht.

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Laut Intensivregister des Robert-Koch-Institus waren am Dienstag 63 der 67 Intensivbetten in Gelsenkirchen belegt. Sieben davon mit intensivmedizinisch behandelten Covid-Patienten, vier Personen wurden invasiv beatmet.

Bergmannsheil Buer beteiligt sich nicht an politischer Diskussion

Die Sprecherin des Bergmannsheil Buer erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion, dass die Klinik sich nicht an der Diskussion um mögliche Lockerungen der Pandemie-Maßnahmen beteilige. „Das sind politische Entscheidungen. Grundsätzlich ist der Personalengpass ein großes Problem. Die zurückliegenden Monate waren für das gesamte Klinikpersonal sehr belastend und kräftezehrend“, macht Sabine Ziegler aber deutlich.

Der Geschäftsführer der Evangelischen Kliniken in der Altstadt erklärt zu der Frage nach weiteren Lockerungen: „Auch wenn einige Krankenhäuser nicht vollständig ausgelastet sind, kann dies nicht Anlass dafür sein, Schutzmaßnahmen aufzuweichen. Wir erleben immer wieder, dass vereinzelte Ausbrüche von Corona-Infektionen entweder einzelne Krankenhausstationen oder ganze Kliniken betreffen, die damit teilweise oder komplett aus der Versorgung sogar von Notfällen vorübergehend ausscheiden müssen“, so Olaf Walter.

Falls Lockerungen der Schutzmaßnahmen dazu führen würden, dass die Infektionszahlen wieder ansteigen, würde gleichzeitig auch die Zahl der Corona-Patienten im Krankenhaus steigen. Damit werde auch das Risiko für einen Ausbruch in einem Krankenhaus erhöht, ist sich der Chef der EVK sicher.