Gelsenkirchen. Die Corona-Infektionslage in den Gelsenkirchener Stadtteilen entwickelt sich ganz unterschiedlich. Ein Trend scheint sich weiter zu bestätigen.

Es ist ein Trend, der sich mehr und mehr verfestigt: In ärmeren und dichter besiedelten Vierteln registrieren die Gesundheitsämter die meisten Corona-Fälle. Woran liegt das? Gibt es in einigen Bezirken eine geringere Akzeptanz der Corona-Vorschriften?

„Dass die Inzidenz in Bezirken höher liegt, in denen das Durchschnittseinkommen geringer ist, überrascht mich nicht. Wir haben solche Berichte aus vielen Städten weltweit“, sagt Prof. Nico Dragano, Medizinsoziologe am Uniklinikum Düsseldorf.

Das liege zum Einen an den beengten Wohnverhältnissen in diesen Stadtteilen, wo es schwieriger ist, sich aus dem Weg zu gehen. Aber auch andere Faktoren spielten eine Rolle.

Das zeige sich etwa beim Thema Homeoffice: „Die Chance, während der Pandemie von zu Hause zu arbeiten, ist sehr ungleich verteilt“, erklärt Dragano. Kassierer, Pfleger, Handwerker oder andere vergleichsweise schlecht bezahlte Berufsgruppen müssten weiterhin zur Arbeit fahren. Und seien dabei überdurchschnittlich häufig auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. „Es ist nicht so leicht, die Mobilität einzuschränken, wenn Sie wenig Ressourcen haben.“

Hartz-IV-Empfänger haben ein deutlich höheres Risiko an Corona zu erkranken

Christoph Rupprecht von der AOK Rheinland/Hamburg führt die erhöhten Infektionszahlen in ärmeren Bezirken ebenfalls auf enge Wohnverhältnisse und „mangelhaft sozial abgesicherte Arbeitsverhältnisse“ zurück.

Der Leiter des Stabsbereichs Politik – Gesundheitsökonomie bei der AOK hatte im Sommer 2020 zusammen mit Dragano eine Corona-Studie betreut. Das Ergebnis: Bezieher von Arbeitslosengeld II hätten ein um 84 Prozent, Arbeitslosengeld-I-Empfänger ein um 17,5 Prozent erhöhtes Risiko für einen Corona-bedingten Krankenhausaufenthalt.

In den Gelsenkirchener Stadtteilen stellt sich die Lage aktuell wie folgt dar:

Im PLZ-Bezirk 45879, den am dichtesten besiedelten Stadtteilen Altstadt und Neustadt (insgesamt 14.963 Einwohner), waren bisher 3,08 Prozent der Bürger infiziert (457 Fälle).

In Schalke und Schalke-Nord (45881) leben 26.147 Menschen. 971 von ihnen waren bisher von einer Covid-19-Erkrankung betroffen. Das sind 3,71 Prozent der dortigen Bevölkerung.

In der Feldmark und Heßler (45883) leben 16.201 Menschen, 458 bzw. 2,83 Prozent sind oder waren von einer Covid-19-Infektion betroffen.

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14.253 Menschen leben im Bezirk 45884. Infiziert waren 429 Personen bzw. 3,01 Prozent der Rotthauser.

In Ückendorf (45886) zählt die Stadt 595 Corona-Fälle. 2.94 Prozent der 20.239 Bewohner sind oder waren betroffen.

In Bulmke-Hüllen (45888) leben 25.393 Menschen. Nach der Innenstadt ist es der am dichtesten besiedelte Stadtteil Gelsenkirchens. Rund 5400 Personen leben hier pro Quadratkilometer. 985 Menschen bzw. 3,88 Prozent sind an Covid-19 erkrankt.

Im angrenzenden Bismarck (45889) leben 15.934 Menschen, hier liegt der Wert der Infizierten mit 649 Personen bei 4,07 Prozent am höchsten in der Stadt.

Die Corona-Lage im Stadtnorden Gelsenkirchens

In Erle (45891) leben wie in Bulmke-Hüllen etwa 25.500 Menschen. Allerdings sind es rund um die Cranger Straße pro Quadratkilometer nur 3400 Einwohner. Die 575 Infizierten machen einen Anteil von 2,26 Prozent der Stadtteilbevölkerung aus.

Vergleichsweise dünn besiedelt sind Resse und die Resser Mark (45892). In den nördlichen Stadtteilen leben 14.799 Menschen (1184 pro Quadratkilometer). 422 Personen sind dort infiziert, was einer Quote von 2,85 Prozent entspricht.

In Buer (45894) sind 19.459 Menschen gemeldet, 552 sind oder waren an Corona erkrankt, das sind 2,84 Prozent der dortigen Bevölkerung.

24.216 Gelsenkirchener leben in Hassel und Scholven (45896). 552 Infektionen registriert das Gesundheitsamt dort. Das entspricht 3,78 Prozent.

Im Postleitzahlbezirk 45897 sind die Stadtteile Beckhausen, Teile von Buer und Horst inbegriffen. Die Bevölkerung dort gibt die Stadt mit 19.847 an. 569 Menschen sind betroffen, was einem Bevölkerungsanteil von 2,87 Prozent entspricht.

In Beckhausen, Teilen von Heßler und Horst (45899) leben 28.103 Menschen. 987 Corona-Fälle sind dort bekannt. Damit sind bereits 3,51 Prozent der Bewohner des Postleitzahlbezirks infiziert gewesen.

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