Sascha und Silke Herder sind verheiratet, obwohl sie Schalke und er den BVB liebt. So erleben sie das Derby – und das wünschen sie ihren Kindern.

Als die WAZ anruft, um sich mit Silke und Sascha Herder über das Derby zu unterhalten, ist Silke Herder schon genervt. „Dieser Klingelton!“, stöhnt sie. Geklingelt hat nämlich Saschas Handy, und das spielt dann die Borussia-Dortmund-Hymne „Wir sind alle am Borsigplatz geboren“. Sascha ist eingefleischter BVB-Fan, Silke dagegen Schalkerin. Trotzdem sind die beiden glücklich verheiratet, Eltern von zwei kleinen Jungs. Am Samstag werden sich die beiden vor den Fernseher setzen und das Derby zwischen Schalke und Dortmund verfolgen. Es könnte auf absehbare Zeit das letzte sein.

Denn um den FC Schalke 04 steht es bekanntlich gerade nicht gut: 13 Spieltage vor Saisonschluss haben die Königsblauen als Tabellenletzter neun Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz – man muss kein Schwarzseher sein um zu erkennen, dass ein Abstieg in die Zweite Liga deutlich wahrscheinlicher ist als der Klassenerhalt. Sollten die beiden Vereine nicht zufällig im DFB-Pokal aufeinandertreffen, kann es das nächste Revierderby frühestens im Spätsommer 2022 geben – kein Wunder also, dass selbst ein beinharter BVB-Anhänger wie Sascha ins Grübeln gerät.

So tippen die beiden das Derby zwischen Schalke und dem BVB

„Irgendwo zwischen Schadenfreude und Mitleid“ beschreibt er seine Gefühlsverfassung mit Blick auf die Situation beim Revierrivalen. „Ein Jahr zweite Liga würde Schalke mal ganz gut tun – aber das Derby würde mir doch irgendwie fehlen.“ Einen Totalabsturz gönnt er den Schalkern aber nicht: „Die müssen aufpassen, dass sie wieder die Kurve kriegen“, warnt er – sonst drohe den Königsblauen ein Schicksal wie anderen Traditionsvereinen wie Kaiserslautern oder München 1860, die schon seit Jahren unterhalb der Zweiten Liga herumkrebsen.

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Auch Saschas Ehefrau Silke glaubt nicht mehr wirklich an den Klassenerhalt ihrer Schalker. „Ich bin normalerweise eine Riesenoptimistin, aber mittlerweile ist auch bei mir die Hoffnung geschwunden“, sagt sie ein wenig resignierend. Etwas optimistischer ist ihr Derbytipp für Samstag: „Mit viel Glück ein knappes 1:0“, sagt sie, und auch Sascha, dessen BVB in diesen Tagen eher glücklos durch die Liga stolpert. traut seinen Dortmundern aktuell nicht richtig viel zu: „1:1“ lautet sein Tipp.

Darauf muss man beim Zahnbürsten-Kauf achten

Dass Silke und Sascha ein Paar wurden, hängt auch mit Fußball zusammen. „Bevor wir uns kennengelernt haben, habe ich Tür an Tür mit Saschas Mutter gewohnt“, erinnert sich Silke. „Ich hatte damals eine Schalke-Fußmatte vor der Tür liegen – und jedes Mal, wenn er seine Mutter besucht hat, war die Matte anschließend umgedreht.“ Das war 2005, und aus dem kleinen Ärger über die umgedrehte Fußmatte wurde Liebe, für die der gebürtige Solinger Sascha sogar ins Ruhrgebiet zog.

Dass es beim Zusammenleben zwischen Borussen und Schalkern gewisse Fettnäpfchen gibt, in die man treten kann, stellten die beiden schnell fest. „Ich habe Sascha einmal eine Zahnbürste aus dem Supermarkt mitgebracht und nicht auf die Farbe geachtet – zuhause weigerte er sich, die zu benutzen, weil sie blau war“, erzählt Silke und lacht. Sie gibt auch zu, dass sie ihre Vereinsliebe nicht ganz so fanatisch lebt wie Sascha: Der ist seit Jahren Dauerkarteninhaber auf der „Süd“ im Dortmunder Signal-Iduna-Park.

Schalke-Socken auf der „Süd“ in Dortmund

Letzte Saison ohne Derby liegt 30 Jahre zurück

Die letzte Saison, in der es kein Revierderby zwischen Schalke und Dortmund gab, war die Saison 1990/91. Schalke spielte damals in der Zweiten Liga, sollte aber am Saisonende den Aufstieg schaffen.

Im ersten Derby nach dem Wiederaufstieg am 24. August 1991 meldeten sich die Königsblauen dafür mit einem Paukenschlag zurück: Ingo Anderbrügge, Peter Sendscheid und Co. siegten im Parkstadion mit 5:2 – vielleicht gibt das ja ein bisschen Hoffnung für übernächste Derby…

Dorthin hat Silke ihn auch schon das ein oder andere Mal begleitet. „Allerdings hatte ich dann immer meine Schalke-Socken an“, gesteht sie. Umgekehrt käme für Sascha ein Besuch in der „Turnhalle“, wie er die Veltins-Arena nennt, nicht infrage. „Außer bei Konzerten war ich nur ein einziges Mal zum Fußball da“, sagt er. „Damals hat Schalke gegen die Glasgow Rangers gespielt – und ich war nur da, weil ich die Rangers sehen wollte.“

Derbys sind immer heikel im Hause Herder – „früher kam es auch schon einmal vor, dass wir nach dem Spiel drei Tage nicht miteinander gesprochen haben“, berichte Silke. Das sei aber auch immer abhängig von der jeweiligen Tabellensituation gewesen. Sowieso habe sich die Lage mit der Geburt des ersten Kindes entspannt, seitdem hätten sich die Prioritäten ein wenig verschoben, berichten beide. Der eine Sohn ist neun, der andere vier Jahre alt. Beide sind übrigens Mitglied bei Dortmund und bei Schalke: Ihre Eltern haben es sich nicht nehmen lassen, den Nachwuchs kurz nach der Geburt beim jeweiligen Lieblingsverein anzumelden. Für wen sie sich am Ende entscheiden: Das wollen Silke und Sascha den Kindern überlassen. Ein Wunsch aber vereint die beiden: „Hauptsache nicht Bayern München.“