Gelsenkirchen. Bei Mietansteigen liegt Gelsenkirchen im Vergleich zu Nachbarkommunen auf Rang vier. Das geht aus der Erhebung eines Online-Portals hervor.
Nirgendwo sonst im Ruhrgebiet steigen die Mieten so stark wie in Bochum. Das geht aus der aktuellen Erhebung eines Online-Portals hervor. Aber auch in Gelsenkirchen haben die Preise spürbar angezogen.
Zumindest wenn es um einen Vergleich der Angebotsmieten für Wohnungen in einer Größe zwischen 40 und 120 Quadratmetern geht. Trotz Corona haben die Mieten in vielen deutschen Großstädten angezogen, wie das Onlineportal „Immowelt“ aktuell ermittelt hat. Neben Spitzenreiter Bochum belegt Gelsenkirchen Rang vier.
Um fünf Prozent ist hier der durchschnittliche Mietpreis (siehe Tabelle) für neuvermittelte Wohnungen gestiegen, und zwar von 5,60 Euro auf 5,90 Euro je Quadratmeter. In Bochum beträgt die Steigerung sogar neun Prozent, in keiner anderen Ruhrgebietsstadt wurde es im Verhältnis teurer. Ähnlich stark war der Anstieg mit sieben Prozent nur in Herne (6,40 Euro). Einzig in der Nachbarstadt Bottrop (6,90 Euro) gibt es mit minus ein Prozent einen zarten Preisrückgang.
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Städtischer Mietspiegel: 4,70 bis 6,90 Euro pro Quadratmeter in Gelsenkirchen
Dass Gelsenkirchen eigentlich ein moderates Mietniveau hat, wenn man den in der Stadt gültigen Mietspiegel betrachtet, ist nicht unbedingt ein Widerspruch zur aktuellen Preisentwicklung. Für eine Wohnung in normalem Wohnumfeld sind, je nach Größe und Stand der Modernisierung des Gebäudes, 4,70 bis 6,90 Euro pro Quadratmeter angegeben. Diese Zahlen weist der Mietspiegel der Stadt aus. Er gibt die Durchschnittsmiete im Bestand wieder. Nicht jedoch die Entwicklung bei Neuvermietungen.
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Da jährlich etwa acht Prozent der Mieter eine neue Wohnung beziehen und dabei nicht selten die bis dato gültige Miete angehoben wird, steigt das Preisniveau ebenso wie durch den Bezug von Neubauten.
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Ernst Georg Tiefenbacher, erster Vorsitzender des Gelsenkirchener Mietervereins, betrachtet die Miet-Zahlen kritisch. Ein Urteil über mögliche Mitnahmeeffekte durch Eigentümer und Investoren als Ursache für den Preisanstieg bei neuvermittelten Wohnungen mochte er nicht abgeben. Vielmehr warnte er davor, dass solche Miet-Erhebungen oft nicht richtig sind und ein eher ungenaues Lagebild zeichnen“.
München hat die höchsten Mieten
Die höchsten Anstiege der Mieten im Vergleich von 80 deutschen Großstädten verzeichnet Reutlingen mit zwölf Prozent (10,30 Euro je Quadratmeter). Dahinter folgen bereits Pforzheim (8,50 Euro) und Bochum (7,50 Euro) mit je neun Prozent.
Die höchsten Preise werden in München verlangt (18,60 Euro je Quadratmeter). In Köln ist das Preisniveau bei Neuvermietungen um sechs Prozent auf 11,50 Euro gestiegen, in Hamburg um drei Prozent auf 12,10 Euro. Noch teurer ist es in Berlin, wo Mietwohnungen für 12,50 Euro pro Quadratmeter angeboten werden.
Der Rechtsanwalt erklärt auch warum: „Der Mietspiegel setzt sich zusammen aus Daten, die der Arbeitskreis Mietspiegel zusammenträgt.“ Beteiligt sind darin unter anderem der Mieterverein Gelsenkirchen, die Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümervereine Buer-Horst-Westerholt und Gelsenkirchen sowie das Katasteramt. „Oftmals ist der Rücklauf auf Fragen nach den aktuellen Preisen, die Mieter zahlen, eher mäßig“, so Tiefenbacher weiter.
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Beispielsweise verlange die Wohnungsgesellschaft LEG oftmals den Maximalwert an Mieterhöhung, aus Angst vor Repressalien würden sich zumeist ältere Betroffene nicht an den Mieterverein wenden und schon gar keine Auskunft über ihre Mieten geben. „Das verfälscht das Bild, der Mietspiegel kann so beispielsweise offiziell 5,10 Euro pro Quadratmeter ausweisen, in Wahrheit liegen die Mieten aber schon bei 5,40 Euro pro Quadratmeter.
Angebot kann mit Nachfrage nicht mithalten, Schieflage betrifft ältere Menschen besonders
Im Zusammenhang mit dem bislang noch gültigen Mietspiegel aus dem Jahr 2019 hatte zuletzt die CDU gefordert, einen neuen Mietspiegel zu erheben.
Auffällig ist vor allem der ständige Rückgang des Bestands an geförderten Wohnungen. 2000 gab es laut Stadt noch rund 27.900 Sozialwohnungen in Gelsenkirchen, 2019 waren es gerade einmal noch 12.300. Dabei liegen 50 bis 60 Prozent aller Gelsenkirchener unterhalb der Einkommensgrenze für den sozialen Wohnungsbau und könnten daher einen Wohnberechtigungsschein beanspruchen. Rentnerhaushalte dürften sicherlich zu den eher niedrigen Einkommensgruppen gezählt werden“, ergänzt Stadtsprecher Martin Schulmann.
Heißt: Das Angebot kann bei weitem nicht mit der Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen mithalten. Und die Schieflage bei bezahlbaren Mietwohnungen trifft besonders die Älteren.
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