Die im Jahr 2020 außer Dienst gestellte Pauluskirche in Gelsenkirchen soll nach dem Willen der neuen Träger zu einem Lernort werden.
Die in Ückendorf ansässige Landes-Initiative „Baukultur NRW“ unterstützt im Rahmen ihres Projektes „Zukunft – Kirchen – Räume“ fünf Gotteshäuser, die von der katholischen oder evangelischen Kirche aufgegeben wurden, nun aber von Bürgern oder Kirchenkreismitgliedern für eine anderweitige Nutzung umgestaltet werden sollen. Zu den Auserwählten gehört auch ein Bewerber aus Gelsenkirchen: die Pauluskirche in Bulmke-Hüllen.
Die Ausschreibung zu diesem Förderprogramm erfolgte vor genau zwei Jahren im Februar 2019. Aus den 21 Bewerbungen wurden zunächst acht ausgewählt. Drei von ihnen sind in ihren Planungen inzwischen so weit, dass sie ihr Neunutzungsvorhaben nun allein stemmen können. Die verbleibenden fünf erhalten von der Initiative „Baukultur NRW“ weitere Unterstützung. So auch die Pauluskirche.
Initiative „Baukultur NRW“ begleitet neue Träger auf dem Weg der Kirchenumnutzung
Und wie sieht diese Unterstützung aus? „Wir finanzieren die Beratung durch Experten, mit deren Hilfe das neue Nutzungskonzept für die Kirchengebäude verfeinert werden soll“, sagt Christoph Kremerskothen. Der Bochumer ist seit 2013 der Sprecher der Initiative „Baukultur NRW“, die ihren Sitz an der Leithestraße in Ückendorf hat. Zudem werde ein Netzwerk aus den verschiedenen Gruppen gebildet, die allesamt dasselbe Ziel verfolgen: den Abriss eines nicht mehr kirchlich genutzten Gotteshauses in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zu verhindern. Besagtes Netzwerk soll auch den Ideenaustausch innerhalb der Gruppen fördern.
Doch nicht nur um das Schicksal profanierter Kirchen kümmert sich die Initiative. „Uns liegt das Thema Leerstand im Allgemeinen sehr am Herzen“, sagt Kremerskothen. Als Beispiele nennt er Ladenlokale und inzwischen auch größere Warenhäuser, die in immer mehr Innenstädten des Landes NRW brachliegen würden.
Rund ein Drittel aller Kirchengebäude in NRW wird perspektivisch profaniert
In der Initiative „Baukultur NRW“ sitzen mehrere Vertreter aus der Architekten- und Bauingenieur-Kammer, aber auch aus den Hochschulen der Region. Sie alle suchen nun verstärkt nach Lösungen, mit welchen Mitteln dem immer weiter um sich greifenden Leerstand begegnet werden kann.
Zwar gebe es laut Kremerskothen keine genauen Statistiken der beiden Kirchen, wie viele Gotteshäuser genau inzwischen für andere Nutzungen bereitstehen. „Nach unseren Informationen werden aber perspektivisch etwa ein Drittel der insgesamt rund 6000 Kirchengebäude in NRW nicht mehr für kirchliche Zwecke genutzt“, so der Initiativen-Sprecher.
Aus den ehemaligen Gotteshäusern werden auch Kletter- oder Eventkirchen
Manche würden etwa zu Eventkirchen umgebaut, die als Spielstätte für Kulturveranstaltungen dienen. Das gelte etwa für die Heilig-Kreuz-Kirche in Ückendorf, deren Umbau bereits auf der Zielgeraden ist. In Münster soll es laut Kremerskothen inzwischen aber auch eine Sportkirche mit Basketballfeld im Innenraum geben. Und nach Mönchengladbach locken eine Kirche mir Kletterpark sowie eine Kirche, deren Inneres nun als Wohnraum genutzt wird.
Die Pauluskirche in Bulmke-Hüllen will hingegen thematisch auf das Drei-Säulen-Modell „Spiritualität, Bildung und Kultur“ bauen und ein alternativer Lernort für das Quartier werden. Dafür gibt es eine Kooperation der Evangelischen Apostel-Kirchengemeinde Gelsenkirchen, die als neuer Träger auftritt, mit dem Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium. Dieses befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Pauluskirche.
Gelsenkirchener Gauß-Gymnasium als Kooperationspartner
Ihre Außerdienststellung hatte das Presbyterium im Jahr 2018 beschlossen. Sie erfolgte dann zu Pfingsten 2020. Nach den Plänen der neuen Träger soll die Kirche künftig als Kommunikationsort fungieren, der in den Stadtteil als Sozialraum hineinwirkt. Nicht nur Veranstaltungen des Gauß-Gymnasiums sollen dort stattfinden, sondern auch andere nahe gelegene Schulen und Kindergärten sowie die Volkshochschule sollen hier Platz für ihre Angebote finden. Und den Weg dorthin will die Initiative „Baukultur NRW“ weiter begleiten.