Die Gelsenkirchener FDP setzt auf den „UpBus“ als Verkehrslösung. Den Verkehrsausschuss beschäftigte jetzt das Thema – und es gab eine Premiere.

Die Idee klingt ein bisschen nach Science Fiction. Man stelle sich als Folgendes vor: Man betritt einen Bus, nimmt Platz, der Bus fährt los. Einen Fahrer gibt es nicht. Nach kurzer Zeit fährt der Bus auf eine Art Mast zu – und ehe man sich versieht, hebt das Gefährt ab, verlässt die Kabine den fahrbaren Untersatz und setzt die Fahrt als Seilbahn fort. Der Bus schwebt über Straßen, Kanäle, Hindernisse hinweg, bis es wieder nach unten geht – und die Fahrt auf vier Rädern beendet wird. Doch ganz so weit hergeholt ist das nicht: An der RWTH Aachen hat diese Idee konkrete Formen angenommen, und wenn es nach der FDP geht, könnte Gelsenkirchen eine der ersten Städte sein, in denen der „UpBus“ fährt.

Am Donnerstag war das Projekt Thema im Verkehrsausschuss der Stadt: Die FDP-Fraktion hatte es auf die Tagesordnung gesetzt und Dominik Berndt aus dem Projektteam der Aachener Uni als Referenten gewinnen können. Dabei kam es zu einer Premiere im Hans-Sachs-Haus: Weil Berndt auch wegen der Corona-Pandemie der Weg nach Gelsenkirchen erspart werden sollte, wurde der Ingenieur per Videokonferenz zugeschaltet, hielt ein kurzes Referat zum Thema und stand den Ausschussmitgliedern anschließend für Fragen zur Verfügung.

Das war die Reaktion der anderen Gelsenkirchener Parteien

„Wir wollen mit diesem Projekt die Mobilität von morgen effizienter gestalten“, schilderte Berndt den Ansatz hinter „UpBus“. Wichtig: Das Thema Mobilität solle „neu gedacht, aber nicht neu gemacht werden“, so Berndt weiter. Es gehe also darum, die Infrastruktur, die bereits vorhanden sei, besser zu nutzen. Berndt zählte die Vorteile auf, die das System sowohl für Fahrgäste als auch für Betreiber biete: Keine Umstiege, eine enge Taktung und kurze Fahrtzeiten. Darüber hinaus seien die Betriebskosten gering.

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Die Verkehrsausschuss-Mitglieder staunten. „Ich bin erstaunt, was technisch alles so möglich ist“, sagte etwa die stellvertretende Ausschussvorsitzende Birgit Wehrhöfer (Bündnis90/Die Grünen), als „futuristisch“ bezeichnete Axel Barton von der SPD das Projekt. „Wer sich mit dem Thema Mobilität der Zukunft beschäftigt, wird bei Ihnen gelandet sein“, lobte Wolfgang Heinberg von der CDU den Ingenieur aus Aachen. „Die Ideen sind auf den ersten Blick bestechend, ich wünsche Ihnen, dass Sie die nötigen Fördergelder bekommen“, so der CDU-Politiker.

Projekt soll mit Fördermitteln realisiert werden

Technik aus der Raumfahrt

Die Idee für den „UpBus“ kommt aus der Raumfahrt: „iBoss“ ist eine Kupplung, die Satelliten im Weltraum sekundenschnell miteinander verbindet. Sie wurde zum Teil auch an der RWTH Aachen entwickelt und diente als Vorbild für den modularen Aufbau der UpBusse.

Die Forscher planen, bis 2023 eine Teststrecke für die Gefährte aufzubauen. Jedes von ihnen kann bis zu 35 Passagiere befördern. Mehr Infos zu dem Projekt gibt es unter www.upbus.rwth-aachen.de.

Für die FDP ist der „UpBus“ ein Herzensprojekt, schon im Wahlkampf hatte die OB-Kandidatin und jetzige Fraktionsvorsitzende Susanne Cichos das Projekt auf der Agenda. „Für die Stadt Gelsenkirchen wäre es ein enormer Image-Gewinn, wenn man dieses Pilotprojekt hier realisieren könnte“, hatte Cichos gesagt. Auch eine Idee, wo man das Projekt verwirklichen könne, hatte sie schon. „Der UpBus könnte Nordsternpark und Zoo miteinander verbinden und eine touristische Attraktion werden“, so Cichos. Der Großteil der Kosten würde über Förderungsmaßnahmen finanziert.

Die Reaktionen der anderen Parteien auf den Vortrag des Experten am Donnerstag waren höflich, aber reserviert. Eine Entscheidung wurde ohnehin nicht gefällt – in der Sitzung ging es lediglich darum, sich ausführlich über das Projekt zu informieren. Es ist allerdings zu erwarten, dass die FDP das Thema am Leben halten wird.