Gelsenkirchen. Der Zoom Erlebniswelt fehlt durch den Lockdown viel Geld, aber die Menschen in der Region lassen den Gelsenkirchener Zoo nicht alleine.

Damit hätte er selbst in seinen kühnsten Träumen nicht gerechnet: Als der Gelsenkirchener Michael Döring Anfang Januar eine Hilfsaktion für die seit Wochen wegen der Pandemie geschlossene Zoom Erlebniswelt initiierte, hatte er maximal auf 1000 Euro gehofft. Geld, das in eine Tierpatenschaft hätte fließen sollen oder in Spielzeug.

Aber die zahlreichen Menschen, die diesen Zoo lieben und um seine Zukunft bangen, ließen sich nicht lumpen. Sie stifteten bislang unfassbare 23.500 Euro für Giraffe, Löwe, Eisbär und Co.

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Initiator Michael Döring, 60-jähriger Finanzmakler aus Bismarck, ist baff: „Diese Hilfsbereitschaft ist sensationell und dokumentiert den immer noch vorhandenen Zusammenhalt des Ruhrgebiets.“

Versorgung der Tiere ist gesichert

Der Gelsenkirchener Zoo leidet derzeit, wie andere Tierparks bundesweit auch, unter massiven Einnahmeeinbußen. Allein bis heute beklagt die Einrichtung über vier Millionen Euro Verlust durch fehlende Gelder aus dem Verkauf von Eintrittskarten.

Am Hungertuch, betont Zooleiter Hendrik Berendson, müssen die Tiere zwar nicht nagen: „Die Versorgung ist gesichert.“ Dennoch laufen die Kosten im derzeitigen Lockdown im Galopp davon.

Es gehen vor allem viele kleinere Geldbeträge zwischen fünf und 30 Euro ein

Michael Döring, als leidenschaftlicher Fotograf ein häufiger Zoobesucher, wollte mit der Aktion „Zoom-Erlebniswelt-Freunde“ helfen, vor allem aber ein Zeichen setzen: „Der Zoo ist ein Aushängeschild der Stadt und wichtig für die Menschen, die hier leben.“

Dass aber so viele seinem Aufruf folgen, hätte er nicht gedacht. „Es gehen vor allem viele kleinere Beiträge zwischen fünf und 30 Euro ein.“ Aber auch Überweisungen von 300 und 500 habe es gegeben, einmal flossen gar stattliche 1000 Euro.

Selbst Briten spenden für die Zoom Erlebniswelt

Und das Geld kommt längst nicht nur von Menschen aus Gelsenkirchen, sondern weit darüber hinaus. „Es gibt Spenden aus dem Sauerland und vom Niederrhein, aber auch aus Hessen, Bremen und Niedersachsen“, freut sich Döring. „Sogar ein britischer Fan von Eisbärmädchen Nanook hat sich beteiligt.“

Was den Initiator ganz besonders berührte: „Zwei Gruppen mit je sechs Menschen aus einem betreuten Wohnen im Sauerland haben ebenfalls Geld überwiesen.“ Viele Helfer seien sogar „Mehrfachtäter“.

Für Krebspatienten war Zoo-Spaziergang wie Therapie

Zwar ging die Initiative von Döring aus, inzwischen unterstützen ihn aber weitere Zoofans mit noch mehr als Geld, darunter die Zoofreundin Martina Kaminski. Die an Krebs erkrankte 55 Jahre alte Bismarckerin nutzte den Park bislang fast täglich für lange Spaziergänge, die Besuche bei den Tieren galten ihr förmlich als Therapie, sie konnte sich hier erholen und will der Einrichtung darum in der aktuellen Not etwas zurückgeben.

Etwas zurückgeben wollen die rührigen Zoofreunde nun auch den Spendern. Döring: „Wir verschicken gerade 130 Dankeskarten an die Unterstützer, von denen wir eine Adresse haben.“ Martina Kaminski schreibt jede Karte mit der Hand. Finanziert werden die Dankschreiben von Michael Döring aus seiner Privatschatulle.

Initiator hofft auf zweite Spendenwelle an den Zoo

Geholfen habe auch die Sparkasse Gelsenkirchen, die das Treuhandkonto kostenlos führe. Für Michael Döring ganz wichtig: „Hundert Prozent der Gelder fließen direkt an den Zoo.“

Mitte Februar ist eine Scheckübergabe an die Zoom-Leitung geplant. Wie die Gelder genau verwandt werden, überlässt die Gruppe der Einrichtung. Geplant sind wohl Futter- und Spielzeugspenden und Tierpatenschaften.

Mit der Geldübergabe wollen die Zoo-Freunde ihre Aktion aber noch nicht beenden. Michael Döring: „In diesem Fall hätte ich nichts dagegen, wenn wir eine zweite Welle auslösen könnten.“

>>> INFO: Bisherige Hilfe

Im ersten Corona-Lockdown 2020 erhielt die von den Stadtwerken getragene Zoom Erlebniswelt noch 800.000 Euro Zuschuss vom Land. Jetzt hat der Zoo Hilfsgelder beim Bund beantragt. Auch die lokale Politik forderte bereits Hilfen für den Zoo ein.

In der Gelsenkirchener Zoom Erlebniswelt leben rund 1000 Tiere, die täglich versorgt werden müssen.

Wer sich an der Hilfsaktion beteiligen möchte, die IBAN bei der Sparkasse Gelsenkirchen lautet: DE 41 4205 0001 0160 107229