Gelsenkirchen. Der Corona-Effekt steigt in der Emscher-Lippe-Region. Dennoch registrieren viele Betriebe keine Einbußen. Kleine Firmen meistern Krise am besten.

739 Unternehmen haben sich an einer Corona-Blitzumfrage der - auch für Gelsenkirchen zuständigen - Handwerkskammer (HWK) Münster beteiligt. Die Handwerksbetriebe im Kammerbezirk sollten ihre Geschäfts-Prognosen für das erste Quartal 2021 abgeben. Deutlich wurde: Der Optimismus überwiegt. 58 Prozent der Handwerksbetriebe blicken demnach mit optimistischen Erwartungen auf das erste Quartal des Jahres. Pessimistisch sind dagegen 42 Prozent.

42 Prozent der Befragten sehen kein oder nur ein geringes Nachlassen der Kundennachfrage

Während beispielsweise 4020 Friseur- und Kosmetikbetriebe im Kammerbezirk seit Wochen im Voll-Lockdown sind und teils hart um ihre Existenz ringen, merken 42 Prozent der Befragten kein oder nur ein geringes Nachlassen der Kundennachfrage durch Corona, stellt die Handwerkskammer fest. Gegenläufige Entwicklungen gäbe es auch beim Umsatz: 29 Prozent verzeichnen keinerlei Effekte, was der höchste Anteil seit Krisenbeginn ist; genauso viele Betriebe sind allerdings stark bis sehr stark betroffen, was wiederum der Maximalanteil seit dem Sommer ist.

Handwerkskammerpräsident Hans Hund: Zu viele fallen durch das Förderraster

„Bei teils sehr unterschiedlicher Betroffenheit der Branchen von der Krise werden die Auswirkungen von Corona insgesamt wieder stärker“, fasst Handwerkskammerpräsident Hans Hund die Ergebnisse zusammen. Er drängt darauf, dass die finanziellen Hilfen kurzfristig und vollständig bei den schwer betroffenen Betrieben ankämen. Außerdem fielen zu viele durch das Förderraster. 

24 Prozent der befragten Betriebe erging es trotz Corona sogar besser als im Vorjahr

Durchwachsen, aber im Saldo negativ ist die Bewertung der Geschäftslage im vergangenen Jahr gegenüber 2019 – dem Boomjahr vor der Pandemie: 41 Prozent der Betriebe sagen, 2020 sei schlechter gewesen, aber immerhin 24 Prozent erging es trotz Corona sogar besser. Vergleichbar finden 35 Prozent die beiden Jahre. Bei der Fachkräftegewinnung lief es für 36 Prozent der Befragten schlechter und nur für fünf Prozent besser. 

Unverändert 72 Prozent der Befragten schließen Personalabbau aus

Die Situation für Beschäftigte hat sich gegenüber Ende November verschlechtert.  Das wird laut Kammer bei der Kurzarbeit am deutlichsten; jeder fünfte Betrieb (22 Prozent) nutzt dieses Instrument, um seine Mitarbeiter zu halten (plus 7 Prozent). Unveränderte 72 Prozent der Befragten schließen Personalabbau aus, sechs Prozent mussten Mitarbeitern kündigen (plus 0,5 Prozent). 14 Prozent halten diesen Schritt in der Zukunft für wahrscheinlich (plus 1,5 Prozent). 

Vor allem die die Soloselbstständigen haben mit Beeinträchtigungen zu kämpfen

Der „Corona-Effekt-Index“ der HWK nahm gegenüber November um 2,6 Punkte zu. Er lag am 10. Januar bei 20,6 Prozentpunkten. Der Index erfasst die starke bis sehr starke Beeinträchtigung des heimischen Handwerks durch das Virus bei Kundenaufträgen, Lieferfähigkeit, Leistungspreisen, Umsatz, Personalbestand, Liquiditätsengpässe, Kreditbedarf, Kurzarbeit und Personalabbau. Den Betrieben im Münsterland (Index: 19,5 Punkte) ergeht es dabei besser als denen in der Emscher-Lippe-Region (23,3).

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Am meisten haben die Soloselbstständigen mit Beeinträchtigungen zu kämpfen (Index: 24,8 Punkte). Schwer haben es auch Betriebe mit fünf bis neun Beschäftigten 5 (23,5). Am besten kommen kleine Betriebe mit zwei bis vier Mitarbeitern durch die Krise (14,4). Firmen ab 50 Personen liegen im Mittelfeld.
 
Nach wie vor boomt das Bauhandwerk. Am schlechtesten ergeht es dem Gesundheitsgewerbe.

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