Gelsenkirchen. Ende Februar will Gelsenkirchen mit den Impfungen in Senioren- und Behindertenheimen fertig sein. 142 Pflegekräfte aktuell infiziert.

Mitte bis Ende Januar sollen die Impfungen in der Emscher-Lippe-Halle starten, bis Ende Februar, so rechnet Klaus Rembrink, der ärztliche Leiter des Impfzentrums, müssten beide Impfungen in den Senioren- und Behinderteneinrichtungen in der Stadt abgeschlossen sein. Am Ende dieser Woche sollen 840 weitere Impfdosen (insgesamt 1020 bislang) verabreicht sein, in sieben weiteren Heimen.

Keine Verzögerung bei weiteren Lieferungen durch langsameren Start

Dass es weniger sind als theoretisch möglich, liege an einer späten Verfahrensänderung seitens des Landes. "Am 22. Dezember kam die Ansage, dass flexibel abgerufen werden kann, zwischen Anfrage und Auslieferung aber vier Tage liegen müssen", erklärt Klaus Rembrink. Das habe die Pläne verändert, bedeute aber nicht, dass weitere Lieferungen verzögert würden.

"Ärzteschaft extrem engagiert"

Gelsenkirchens Krisenstabsleiter Luidger Wolterhoff spricht von einem "Wendepunkt in der Pandemie". Alle Heime seien informiert und bereiteten in Zusammenarbeit mit den betreuenden Hausärzten die Impfungen vor, die sie neben dem normalen Praxisbetrieb übernehmen müssen. "Das ist eine gewaltige Herausforderung", betont Klaus Rembrink, der mit mobilen Teams der Kassenärztlichen Vereinigung einspringt, wo keine Hausärzte zur Verfügung stehen. Das Engagement der Ärzte sei aber extrem hoch.

Mitte oder Ende Januar Start in der Emscher-Lippe-Halle

Bis Ende Februar, so rechnet Rembrink, müssten die impfwilligen Bewohner und Pflegekräfte der 46 Senioren- und Pflegeeinrichtungen in der Stadt -- rund 7000 Menschen -- durchgeimpft sein, wenn man von einer durchschnittlichen Impfbereitschaft von 70 Prozent ausgehe. Mitte bis Ende Januar rechnet der organisatorische Leiter des Impfzentrums, Ansgar Stening, mit einem Start der Impfungen in der Emscher-Lippe-Halle. Auch hier sind zunächst nur Angehörige der ersten Priorität zugelassen, also Menschen über 80 Jahren, Personal in Notaufnahmen, Intensivstationen und Corona-Stationen, Pflegekräften in der ambulanten Pflege oder Rettungsdienst-Mitarbeiter.

Versprechen: Keine einzige Impfdosis wird vergeudet

Beim Impfauftakt am Sonntag zogen einige Heimbewohner kurzfristig ihre Einwilligung in die Impfung zurück. "Aber für solche Fälle ist vorgesorgt. Keine einzige Impfdosis wird vergeudet", versichert Wolterhoff. Die Heime hätten impfwilliges Personal, das nicht im Dienst war, im Vorfeld gebeten, auf Abruf für solche Fälle bereit zu stehen; was auch funktioniert habe. Zudem sind ungeöffnete Fläschchen noch vier Tage nach der Impfung nutzbar, sodass es Nachholtermine geben kann etwa für weiteres Personal, das außer Dienst war.

142 Mitarbeiter in Pflegeheimen aktuell infiziert

Die Zahl der aktuell Infizierten sei mit dem Dienstag, 29. Dezember, wieder auf dem korrekten Stand, ein Team von 50 Mitarbeitern habe am Montag alle seit Mittwoch hinzugekommenen Fälle nachgearbeitet, erklärte Wolterhoff nach der letzten Krisensitzung des Jahres 2020. Weiter gestiegen ist über Weihnachten die Zahl der infizierten Pflegeheim-Mitarbeiter -- von 120 auf 142. Die Zahl der betroffenen Bewohner liegt aktuell bei 219 und stagniert damit seit Weihnachten auf sehr hohem Niveau.

Letzte von 135 Krisenstabsitzungen in 2020

"Die Pflegeheime sind ein klarer Schwerpunkt jetzt. 45 der 84 Verstorbenen haben in Heimen gelebt, 40 bis 50 der 195 Inzidenzpunkte sind in Heimen angesiedelt", mahnt Wolterhoff. Der Krisenstab hat in diesem Jahr 135 Sitzungen absolviert. Bis Mitte 2021 werde es weitere regelmäßige Treffen geben müssen, rechnet die Stadt. Die erste davon ist für Montag, 4. Januar, angesetzt.

Gesundheitsamtsteam von 93 auf 203 Mitarbeiter aufgestockt

Weiter verbessert hat sich laut Krisenstab die Situation im Gesundheitsamt. 200 Anrufe täglich würden bewältigt, die Fälle könnten wieder zeitnah abgearbeitet werden, inklusive Quarantäneverfügungen und Kontaktnachverfolgung. 203 Mitarbeiter zählt das Gesundheitsamt jetzt, in normalen Zeiten sind es 91. Im Januar soll es dank zehn Neueinstellungen weitere Verstärkung geben. Die Zusammenarbeit, auch im Krisenstab mit allen Beteiligten, nennt Wolterhoff ausgezeichnet.

"Winterberg gibt es auch bei uns, nur ohne Schnee"

Herausfordernd sei die Pandemie vor allem auch für Polizei und Ordnungsdienst. "Winterberg gibt es auch bei uns, nur ohne Schnee", berichtet der Dezernent mit Kopfschütteln: "Der Ordnungsdienst hat uns heute von einem Fotoshooting zu einer Hochzeitsfeier mit vielen Beteiligten berichtet. Zur Rede gestellt behaupteten die Teilnehmer, man habe sich gerade zufällig getroffen und kennengelernt."

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"Wie sich das Impfgeschehen im Januar nach den Weihnachtstagen und Silvester entwickelt, wissen wir nicht. Das hängt eben auch vom Verhalten jedes Einzelnen statt. Mein Appell lautet: Zurückhaltend bleiben bei Kontakten! Zur Zeit stagniert der Inzidenzwert auf zu hohem Niveau", warnt Luidger Wolterhoff.

148 Covid-19-Patienten werden im Krankenhaus behandelt, 26 intensiv

In den Kliniken der Stadt werden derzeit 148 Covid-19-Patienten behandelt, davon 26 auf Intensivstationen, 20 müssen beatmet werden. Damit werden aktuell rund 23 Prozent der Intensivkapazitäten durch Covid-19-Patienten gebunden. Mittlerweile werden auch die ersten nicht dringend sofort notwendigen Operationen verschoben, um ausreichend personelle Kapazitäten bei weiterem Anstieg vorhalten zu können, bestätigt Dr. Monika Liebers, stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes.

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