Gelsenkirchen. Beim Gelsenkirchener Traditions-Friseur Intercoiffure Horstmann startet die nächste Generation. Was Vater Klaus und Sohn Oliver planen.

Man könnte meinen, bei diesen beiden Männern geht einfach nichts - ohne Haare. Klaus Horstmann und sein Sohn Oliver haben sich dem Friseurhandwerk verschrieben, mit allem, was dazu gehört. Zu Beginn des neuen Jahres stand eine Veränderung an für diesen so traditionsreichen Gelsenkirchener Salon - die eigentlich gar keine ist: Seit dem 1. Januar hat Oliver Horstmann "Intercoiffure Horstmann" von seinem Vater übernommen. Ein Leben für die Arbeit im eigenen Salon und am Kopf!

Gelsenkirchener Traditions-Friseur Horstmann: Nun übernimmt der Sohn

"Ich liebe meinen Beruf", sagt Klaus Horstmann ganz bestimmt. Der heute 72-Jährige war einmal jüngster Friseurmeister Deutschlands, das erzählt er nicht ganz ohne Stolz. "Ich habe in meinem Leben immer wahnsinnig viel gearbeitet", sagt er auch. Die Entscheidung indes, das Geschäft an seinen Sohn zu übergeben, sie stehe schon lange fest.

Und ebenfalls schon lange wissen die beiden: Verändern soll, vor allem wird sich erstmal nichts. "Warum soll ich Gutes ändern, was bewährt ist?", fragt Oliver Horstmann. Und fügt hinzu: "Wir leben unseren Beruf und legen noch Wert auf das klassische Handwerk."

Im Jahr 1900 eröffnete Josef Horstmann seinen ersten Salon

Der Senior, der ja noch so gar nicht nach Ruhestand aussieht, will weiterhin vor Ort sein. Mit der Schere in der Hand und mit dem Ohr am Kunden. "Der kann nicht ohne", sagt Sohn Oliver und lacht laut. So lange er Spaß daran habe, will Klaus Horstmann noch den einen oder anderen Tag arbeitend, Haare schneidend, Schönheit gestaltend am Wiehagen verbringen. Niemals geht man so ganz. Ein Leben für die Arbeit, nicht mehr im eigenen Salon.

Schaut man auf die Geschichte dieser Familie, besonders die der Männer, wird das noch klarer: Für etwas anderes als das Friseurhandwerk scheint es schlicht keinen Platz zu geben. Im Jahr 1900 eröffnete Josef Horstmann seinen ersten eigenen Salon an der Ückendorfer Straße. Sein Sohn Josef stieg irgendwann mit ein.

Vater und Sohn verstehen sich bestens, sehen sich als Partner

Ein weiterer Salon, eine weitere Station an der Sellhorststraße sollte folgen. Später dann ging es zur Dessauer Straße - und Klaus Horstmann machte mit. Er ging bei seinem Vater in die Lehre, verschrieb sich ganz dem Haar - und öffnete dann 1977 am Wiehagen. Dann ist es ja wohl folgerichtig, dass der vierte Mann der Familie in dieselben Fußstapfen wie Vater, Großvater und Urgroßvater tritt. Wie die Väter, so die Söhne.

Und wenn der Vater mit dem Sohne? Das funktioniert bestens, finden die beiden Horstmänner. Sie sehen sich als Partner. "Ich kann aber zwischendurch auch mal ganz gut ohne ihn", sagt Horstmann Junior und lacht. Sein Vater lacht mit. Und wenn sie sich mal nicht sehen, die beiden, muss es eben übers Telefon gehen.

Oliver Horstmann schätzt die Wandelbarkeit seines Berufes

Doch bei aller Liebe: Es gab eine Zeit, da wollte Oliver Horstmann auch mal woanders arbeiten. War beispielsweise über mehrere Jahre Fachberater bei großen Firmen wie L'Oréal und Wella, international unterwegs wie sein Vater. Das mit dem elterlichen Betrieb sei so eine Sache, sagt er. Und lacht wieder. Seit zwölf Jahren ist er genau dorthin zurückgekehrt, wird fortführen, was seine Väter, diese bekannten Friseure, auf die Beine gebracht und mit Liebe zum Job gefüllt haben.

Der 51-Jährige schätzt die Wandelbarkeit seines Berufes, seines täglichen Tuns. Denn sie haben ja mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun. "Ich bin ein sehr fröhlicher Mensch, ich lache sehr gerne", sagt er dann auch. "Wir arbeiten nah am Menschen, immer unter der Fragestellung: Wie sehe ich einen Kunden, eine Kundin, wie gehe ich auf sie ein", erläutert Klaus Horstmann. Begegnung auf Augenhöhe nennt man das wohl und genau diese Formulierung wählt er dann auch.

"Wir sind in der Friseurbranche keine Unbekannten"

Kundschaft mit dem wohl weitesten Weg reist aus Hamburg an, viele kommen auch aus dem Ruhrgebiet in die Gelsenkirchener Neustadt. Bei den Horstmännern geht's auf den Friseurstuhl zumeist nur mit Empfehlungen. 95 Prozent ihrer Kunden sind Stammkunden. Laufkundschaft am Wiehagen? Eher mäßig, so Vater und Sohn. Macht auch nix, denn schließlich sagen die beiden mit Stolz über ihren Betrieb: "Wir sind in der Friseurbranche keine Unbekannten".

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Große Friseurshows, Schulungen, Seminare, die Ausbildung zahlreicher junger Friseur-Kräfte. Das alles ging bei Horstmanns immer ziemlich gut. 2006, 2008 und 2011 wurde ihr Geschäft zum Intercoiffure Salon des Jahres gewählt. Eine besondere Auszeichnung. Ebenso wie der Titel "Intercoiffure" im Geschäftsnamen der Horstmanns. Diesen gibt es nicht mal eben so, er muss erarbeitet werden. Bewerben darum kann man sich nicht - zum Fünf-Sterne-Friseur wird man berufen.

Nun, der Zeitpunkt für den Wechsel hätte wahrlich besser sein können. Shutdown, der zweite. Wieder sind die Türen von Intercoiffure Horstmann schon seit Wochen dicht, kein Haarschnitt nirgends. Die Mitarbeiter in Kurzarbeit. Und der neue Kopf an der Spitze von Intercoiffure Horstmann - räumt auf, erledigt Dinge, die liegen geblieben sind, nutzt die Zeit, auch wenn es manchmal nicht so einfach ist.

"Wir denken trotzdem positiv. Wir werden aus dieser Situation gestärkt herausgehen", weiß Horstmann Senior. Und warum? Ganz einfach: "Weil unsere Kunden auf uns warten."

Gelsenkirchener Friseure tragen Verantwortung für acht Mitarbeiter

Klaus und Oliver Horstmann tragen die Verantwortung für acht Mitarbeiter. Neben dem Angebot fürs Haar gibt es auch noch eines für Wellness: In einem eigenen Bereich liegt das Kosmetikstudio Wellness Perfektion.

Die Mitarbeiter von Horstmann Senior und Junior wurden schon im Betrieb ausgebildet und sind teilweise schon seit Jahrzehnten Teil des Teams. "Die Ausbildung und Förderung von qualifiziertem Fachpersonal ist seit Jahren ein wichtiger Punkt und eine Teil der Unternehmensphilosophie", heißt es auf der Homepage von Intercoiffure Horstmann.

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