Gelsenkirchen. Im Hörspiel „Hölderlins Fenster“ hat TV-Star Charly Hübner eine Sprecherrolle übernommen. Geschrieben hat es der Gelsenkirchener Hartmut Kasper.

Nicht nur Beethoven hätte in diesem Jahr seinen 250. Geburtstag gefeiert, auch Friedrich Hölderlin war im Jahre 1770 zur Welt gekommen. Genau deshalb hat der Gelsenkirchener Autor Hartmut Kasper (59) ein Hörspiel über besagten deutschen Dichter geschrieben. Eingespielt wurde es von einigen Mitgliedern des Herner Künstlerkollektivs „Spielkinder“. Aber auch der prominente Schauspieler und TV-Darsteller Charly Hübner übernimmt eine Sprechrolle in „Hölderlins Fenster – die unmöglichen Begegnungen des Herrn Hofbibliothekars“, das soeben erschienen ist.

„Hölderlin ist für mich einer der meistunterschätzten Dichter“, ordnet Autor Kasper ein, der im Berufsalltag am Altenessener Leibniz-Gymnasium das Fach Deutsch für Oberstufen-Schüler lehrt. Der in Buer lebende Kasper hatte sich Hölderlins Leben und Wirken aber nicht nur regelmäßig im Unterricht gewidmet, sondern auch in jenen Hörfunk-Beiträgen, die er einst als Mitarbeiter für die Kulturmagazine der Radiosender WDR 5 und Deutschlandradio angefertigt hatte.

Hölderlin hatte nie den öffentlichen Stellenwert, den er verdient gehabt hätte

Arbeitete früher auch für den Hörfunk: Hartmut Kasper, der in Gelsenkirchen-Buer lebt.
Arbeitete früher auch für den Hörfunk: Hartmut Kasper, der in Gelsenkirchen-Buer lebt. © André Hirtz

In der Öffentlichkeit grassiere oft ein Zerrbild über Hölderlin, das ihn laut Kasper „als Verrückten zeichnet, der in der Psychiatrie gelandet ist“. Wer sich aber genauer mit der Person und ihrem Charakter beschäftige, der fände schnell heraus, dass Hölderlin in Wirklichkeit ein lebenslustiger Mensch gewesen sei, der jene Freiheiten intensiv genoss, die andere nicht gehabt hätten, so Kasper. „Er war ein groß gewachsener, attraktiver Mann. Heute würde man ihn ein Bohémien nennen. Und dennoch hat er in der Öffentlichkeit niemals den Stellenwert erreicht, den er eigentlich verdient gehabt hätte“, so Kasper.

Briefwechsel und Tagebucheinträge studiert

Um ein Gefühl für jene Epoche zu entwickeln, in der Hölderlin übrigens auch auf seine beiden älteren und deutlich prominenteren Dichter-Mitstreiter Goethe und Schiller traf, betrieb Autor Kasper eine aufwändige Literaturrecherche. Über drei Monate studierte er mehr als 15 Bücher, in denen er Texte, Briefwechsel und Tagebucheinträge von Hölderlin studierte. Einen weiteren Monat benötigte er dann für das Schreiben des Hörspiels. „Es ist keine fließende Geschichte geworden, sondern mein Text ist eher ein Panorama mit mehreren Erzählsträngen“, so Kasper.

Bei den Aufnahmen im Tonstudio des „Spielkinder“-Kollektivs war er nicht mit dabei. „Ich ertrage das nicht. Ich würde nur auf die Fehler achten, die ich im Text gemacht habe“, sagt der bekennende Fan der TV-Serie „Stromberg“. Daher hatte er keine Probleme, sein fertiges Werk in fremde Hände zu geben. „Das sind allesamt Profis, die ihre Aufgabe mit großer Kunst und Kenne erledigt haben“, so Kasper. Mit ihren Stimmen lassen sie Hölderlin und seine Epoche zu neuem Leben erwecken. „Und in diesem Moment ist der Text nicht mehr meiner, sondern ihrer.“

Gleichzeitig einer der Autoren der beliebten „Perry Rhodan“-Romanreihe

Seit 1961 erscheint die Romanreihe „Perry Rhodan“: Der Gelsenkirchener Hartmut Kasper gehört zu jenen zwei Köpfen, die dem Autorenteam die Handlungsstränge vorgeben.
Seit 1961 erscheint die Romanreihe „Perry Rhodan“: Der Gelsenkirchener Hartmut Kasper gehört zu jenen zwei Köpfen, die dem Autorenteam die Handlungsstränge vorgeben. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Mit dem Ergebnis sei er „sehr zufrieden“, betont Kasper. Auch das nächste Hörspiel-Projekt hat er schon ins Auge gefasst: Es soll etwas über Viktor von Bülow sein – in der Öffentlichkeit viel besser als Loriot bekannt. 2021 steht der zehnte Todestag des Humoristen und Schauspielers an, 2023 sein 100. Geburtstag. Zu welchem dieser Daten Kasper sein Werk fertig haben will, verriet er aber noch nicht.

Eine völlig andere Zielgruppe spricht Kasper mit seinem zweiten kreativen Standbein an: Er ist einer von zwei so genannten Exposé-Autoren, die den Handlungsfaden für die „Perry Rhodan“-Romane vorgeben. Die Hefte dieser Kult-Reihe aus dem Science-Fiction-Genre erscheint seit 1961 einmal wöchentlich. Inzwischen ist Heft-Nummer 3095 veröffentlicht. Insgesamt zehn Autoren aus Deutschland und Österreich greifen die Fäden der beiden Exposé-Autoren auf und schreiben die einzelnen Romane. „Seit 15 Jahren bin ich jetzt schon im Perry-Rhodan-Team dabei“, verrät Kasper. Und das sei mindestens genauso spannend wie das Schreiben über Hölderlin.