An die Fusion der Gelsenkirchener Bäckereien Gatenbröcker und Zipper schließen sich Investitionen in Millionenhöhe am Standort an. Die Pläne.
Zwei Gelsenkirchener Traditionsbetriebe, zwei Geschäftsführer, eine Idee: Die Bäckereien Gatenbröcker und Zipper wollen künftig gemeinsame Wege gehen. Verbunden mit der geplanten Fusion ist das Ziel, bestehende Standorte auszubauen und/oder eine weitere Produktionsstelle in einem Gewerbegebiet anzusiedeln. Die Gespräche mit der Wirtschaftsförderung der Stadt laufen bereits.
Es ist keine Entscheidung, die von Corona getrieben ist, sondern eine Idee, über die Christian Leben als Geschäftsführer der Traditionskette Gatenbröcker (41) und Innungsobermeister Christian Zipper (50) vom gleichnamigen Klein-Filialisten bei den regelmäßigen Branchentreffen immer wieder mal gesprochen haben.
„Uns geht es dabei um Zweierlei“, erklären die beiden Unternehmer ihre Beweggründe. „Wir wollen ein wertvolles handwerkliches Gewerbe in Gelsenkirchen erhalten, zugleich die Betriebe künftig noch stabiler und gesünder aufgestellt sehen.“
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Eine entscheidende Rolle für die angelaufene Fusion hat der Tod von Friedrich Gatenbröcker im Sommer 2018 gespielt. „Freddy“ Gatenbröcker war für seine Nachfolger Christian Leben und Tim Tröster eine Art unternehmerischer Ziehvater, schon in jungen Jahren war der Kontakt sehr familiär. Der mit 58 Jahren plötzlich verstorbene Firmenchef hatte weder Sohn noch Tochter, die in die großen Fußstapfen treten konnten. „Ähnlich ist es bei mir, ich habe keinen Nachfolger“, sagt Bäckermeister Christian Zipper. Mit mittlerweile 50 Jahren komme man da ins Grübeln. „Ich möchte den Mitarbeitern, vor allem den jungen Menschen, eine Perspektive geben,“ sagt er.
Gelsenkirchener Bäckereien Zipper und Gatenbröcker bleiben als eigenständige Marke erhalten
Zipper hat bereits seit einem Vierteljahr ein Büro an der Weststraße in Erle bezogen, dem Firmensitz von Gatenbröcker seit 1978. Hier steckt der 50-jährige Innungsobermeister mit Wirtschaftsrechtler Christian Leben und Tim Tröster (35, gelernter Verwaltungsfachwirt) die Köpfe zusammen, um die Fusion voranzutreiben. „Allerdings ohne zeitlichen Druck“, wie Leben und Zipper betonen.
Der grobe Plan sieht so aus: Das kommende Geschäftsjahr wollen beide Unternehmen noch selbstständig abschließen. Wenn alle relevanten steuerlichen und rechtlichen Voraussetzungen geklärt sind, sollen beiden Firmen fusionieren, „vielleicht 2022 oder 2023“. Am Markt bestehen bleiben sollen beide Bäckereien als zwei eigenständige Marken.
Das gleichberechtigte Trio teilt sich die Aufgaben künftig auf. Tim Tröster kümmert sich um den Verkauf, Christian Zipper um Versand und Produktion, Christian Leben, „um alles, was übrig bleibt“, wie er scherzhaft formuliert. Seine Bereiche beschreibt er mit „Standorte und Personal“.
Zwei gute Stichworte, denn sowohl Gatenbröcker mit seinen 60 Filialen in acht Städten als auch Zipper mit acht Dependancen in drei Nachbarkommunen (siehe Infobox) suchen „händeringend qualifizierte Mitarbeiter.“ Das Spektrum reicht vom Bäcker bis zur Bäckereifachverkäuferin. Beide Gelsenkirchener Traditionshäuser „arbeiten nach wie vor an der Kapazitätsgrenze“, womit sich der Kreis zum eingangs erwähnten Ziel, das Unternehmen stabiler aufzustellen, wieder schließt.
Gelsenkirchener Traditionsbetriebe beschäftigen insgesamt 830 Mitarbeiter
Zipper und Leben geht es nämlich in erster Linie darum, „die vorhandenen Standorte und Produktionsbetriebe zu stärken“. Was den zeitweilig kursierenden Gerüchten um eine potenzielle Firmenpleite die Grundlage nimmt. Es steckt sogar noch mehr dahinter, die Pläne sehen als Folge der Fusion Investitionen und zusätzliche Arbeitsplätze vor. Das Feedback aus der Belegschaft ist dementsprechend: „Aus Angst und Sorge ist Erleichterung und Freude geworden“, so Leben und Zipper. In Corona-Zeiten eine gute Nachricht.
„Wir sind in Gesprächen mit der städtischen Wirtschaftsförderung“, bestätigen die beiden Unternehmer. Aktuell würden die Möglichkeiten ausgelotet, den Betrieb am Standort Erle auszubauen respektive in einem Gewerbegebiet in Gelsenkirchen eine weitere Produktion hochzuziehen. Geschätzte Kosten: fünf bis sechs Millionen Euro. Zipper hat seinen Sitz an der Cranger Straße in Erle. Aktuell beschäftigt Gatenbröcker 750 Mitarbeiter, bei Zipper sind es 80.
Da ein passendes Paket zu schnüren, ist nicht ganz einfach. Das Hauptkriterium ist die Nachtarbeit, Backen und Lieferverkehr durch die vielen Filialen machen es zur Bedingung, einen Platz zu finden, an dem Anwohner nicht unzumutbar gestört werden, gleichzeitig muss die Lkw-Flotte eine gute Verkehrsanbindung haben, um in die einzelnen Quartiere und Städte schnell und pünktlich ausliefern.
Christian Leben und Christian Zipper sind aber zuversichtlich, dass die Pläne reifen und gelingen.
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