Gelsenkirchen-Resse. Gelsenkirchener Pfarrei St. Urbanus bietet Texte und Ausmalbilder für die Heiligabend-Feier zu Hause. Vorbereitungsteam packt 2000 Taschen.
Nein, sie tragen keine weißen Bärte und roten Zipfelmützen, wie es die Weihnachtswichtel in den Kinderfilmen tun. Die sieben Frauen und der einzige Mann unter ihnen, sie tragen – Maske. Und doch wirkt der Saal im Gemeindezentrum Herz-Jesu in Resse wie eine Werkstatt von Santa Claus: 2000 Papiertüten, bedruckt mit Rentieren und Tannenbäumen, stehen dicht an dicht hintereinander aufgereiht auf rund 30 Tischmetern und warten darauf, befüllt zu werden. Denn wenn Katholiken in der Pfarrei St. Urbanus sich wegen der Corona-Pandemie zum Fest nicht in die Kirchen wagen, dann kommt die frohe Botschaft von der Geburt Christi eben zu ihnen: Weihnachten in der Tasche!
Heiligabend zum Mitnehmen also, oder „neudeutsch“: to go! Das Team Familienpastoral der größten deutschen Pfarrei St. Urbanus wollte nicht kapitulieren vor dem Coronavirus, „sondern Familien eine Möglichkeit geben, ihren Glauben zu leben“, auch unter erschwerten Pandemie-Bedingungen. Kurz: Mit den Text- und Liedvorschlägen , den Impulsen und Ausmalbildern können Gläubige ihren eigenen Weihnachtsgottesdienst zu Hause feiern oder über das Geschehen in der Krippe nachdenken. Schon zu Ostern hatte Pastor Bernd Steinrötter von der katholischen Liebfrauen-Gemeinde der Pfarrei St. Hippolytus eine ähnliche Idee gehabt und es damit sogar bis in überregionale Medien geschafft.
Gelsenkirchener Pastor Beukenbusch und sieben Frauen befüllen Taschen in Teamarbeit
Dass beim Tüten-Packen Teamarbeit gefragt ist, versteht sich für alle Mitglieder der Arbeitsgruppe von selbst. Nadine Urlacher, Pastoralassistentin für den Pfarrei-Entwicklungsprozess, hat die Kartons mit den frisch gedruckten Texten und Malvorlagen schon in den Saal getragen – nun ist es an den übrigen, die Tüten aufzustellen und so zu befüllen, dass am Ende nichts fehlt.
Da die Übersicht zu behalten, ist gar nicht so einfach. Jeder schnappt sich einen Stapel Papier und beginnt, die Tischreihen abzuschreiten. Dabei stehen die Taschen so dicht, dass Konzentration gefragt ist. Sich über die Tüten hinweg Neuigkeiten erzählen? Schwierig. Nur Herz-Jesu-Pastor Alois Beukenbusch versucht, die Stimmung aufzulockern und stimmt schon mal den Rolf-Zuckowski-Gassenhauer „In der Weihnachtsbäckerei“ an. Mit Erfolg: An den Augen seiner Packgehilfinnen ist deutlich zu sehen, wie sie unter der Maske lächeln müssen.
Anleitungen für den Hausgottesdienst und Ausmalbilder für Kinder
Was die Empfänger der Taschen konkret erwartet? „Es ist sowohl etwas für Erwachsene als auch für Kinder dabei. Und eine Überraschung, handsigniert“, erzählt Nadine Urlacher. Die Anleitung für den Hausgottesdienst enthält etwa den gesamten Ablauf - vom Entzünden einer Kerze über Lieder, Gebete und Evangelium bis hin zu Fürbitten und Vaterunser. Auf einem anderen Faltblatt findet sich ein religiöser Impuls und auf einer Postkarte die Weihnachtsgrüße von Propst Pottbäcker . Kleinere Kinder können etwa eine Aufstellkrippe aus Tonpapier bemalen.
Schon seit einigen Wochen wird in den Kirchen, in Aushängen und auf der Homepage auf die Aktion aufmerksam gemacht. „Interessierte können die Taschen noch bis zum 11. Dezember bestellen, solange der Vorrat reicht“, so Nadine Urlacher. Rund 250 sind bisher geordert worden, „wir haben also noch Luft nach oben.“ Die Kinder der elf katholischen Kitas und der zwei katholischen Grundschulen der Pfarrei – Im Emscherbruch und Barbaraschule – erhalten die Tüten ohnehin, so dass 1150 bereits verplant sind.
Süßigkeiten werden die Empfänger übrigens vergeblich suchen. „Davon haben die Leute im Advent doch schon genug“, meint Pastor Beukenbusch. Kein Wunder: Ihm geht’s wie den anderen zu Weihnachten um die geistige, ja: geistliche Nahrung. „In der Coronakrise, da der Austausch bei geselligen Adventskaffeetrinken ausfällt und sich auch nicht jeder in den Gottesdienst traut, da fehlt das mehr denn je.“
Auch interessant
- Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung zum Coronavirus in Gelsenkirchen in unserem Newsblog
- Lesen Sie mehr Geschichten aus Gelsenkirchen
- Oder folgen Sie der WAZ Gelsenkirchen auf Facebook