Gelsenkirchen-Buer. Die Orgel in St. Urbanus in Gelsenkirchen-Buer ist um ein Klangelement erweitert worden. Anfang Oktober steht die Tuba-Einweihung an.

Für Carsten Böckmann geht in diesen Tagen ein großer Wunsch in Erfüllung. „Ich spreche schon seit Jahren über eine Tuba für die Orgel in St. Urbanus. Teilweise habe ich die Menschen in der Pfarrei schon damit genervt“, räumt der Kirchenmusiker offen ein und lacht. „Irgendwann, nach einer Chorprobe, haben wir zu dritt zusammen bei einem Bierchen zusammen gesessen und gesagt, wir gehen das jetzt an.“

Orgelarbeiten in Gelsenkirchen sind abgeschlossen

Kaum ein Jahr später trägt das Engagement Früchte: Die Orgelbauer waren in diesen Tagen da, die Arbeiten sind abgeschlossen. Rund 30.000 Euro kostet die Erweiterung des ohnehin schon großen Instrumentes um 82 Pfeifen, die den Klang einer Tuba nachempfinden. „Wir haben Pfeifenpatenschaften vergeben, zum letzten Weihnachtsfest aus alten Pfeifen Weihnachtsengel gebastelt und verkauft – und wir hatten einige Sponsoren“, erzählt der Kantor, der zurecht stolz ist, dass man auf diesem Wege die Finanzierung stemmte.

Die „alten“ und die „neuen“ Töne müssen harmonieren

Um 82 Pfeifen, die den Klang einer Tuba nachempfinden, wurde die Orgel erweitert. Kantor Karsten Böckmann plant in St. Urbanus ein ganz besonders Einweihungskonzert.
Um 82 Pfeifen, die den Klang einer Tuba nachempfinden, wurde die Orgel erweitert. Kantor Karsten Böckmann plant in St. Urbanus ein ganz besonders Einweihungskonzert. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Musikalisch werde sich das rentieren, ist Carsten Böckmann überzeugt. „Dieser Klang hat schon gefehlt.“ Allerdings ordne er sich nun ein in das gesamte Klangbild, erklärt Orgelbauer Eberhard Hilse. „Die Tuba ist nicht so laut, wie es zum Beispiel in England üblich ist.“ Da gingen die Klänge durch Mark und Bein. „Überhaupt sind die Orgeln dort lauter.“ Hier ist die größte Herausforderung: Die „alten“ und die „neuen“ Töne müssen harmonieren. „Die Orgel ist ein ganz individuelles Instrument und in jeder Kirche anders“, so der Fachmann. „Der Klang der neuen Pfeifen muss zur Orgel passen. Die hat ja ein Gesamtkonzept“, ergänzt Stefan Reider, der zweite Orgelbauer, der in Urbanus im Einsatz ist.

Alle Pfeifen sind Maßanfertigungen für die buersche Propsteikirche

Eine solche klangliche Feinarbeit, das erfordere viel Zeit vor Ort und ein gutes Gefühl für das Instrument. Etwas einfacher ist die Erweiterung der Orgel durch den technischen Fortschritt. „Die Verbindung zwischen den Tasten und den Pfeifen muss ja hergestellt werden“, erklärt Carsten Böckmann. „Da hilft uns natürlich heute die Computertechnik.“ Dennoch steckt viel Handarbeit darin: Ein neuer Windkasten ist eingebaut, alle 82 Pfeifen sind Maßanfertigungen für die buersche Propsteikirche.

Die 1972 erbaute Orgel stammt von Franz Breil aus Dorsten.  Es ist bereits das dritte Instrument, das die seit 1836 in Dorsten ansässige Orgelbauerfamilie  für St. Urbanus in Buer baute. Die große Orgel hat 50 Register.
Die 1972 erbaute Orgel stammt von Franz Breil aus Dorsten. Es ist bereits das dritte Instrument, das die seit 1836 in Dorsten ansässige Orgelbauerfamilie für St. Urbanus in Buer baute. Die große Orgel hat 50 Register. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Das neue Register lässt sich in drei Tonlagen einteilen

Cheforganist der Westminster Abbey

Für die neuen Orgelpfeifen steht am Sonntag, 4. Oktober, um 16 Uhr ein Einweihungskonzert an. Zu Gast ist dann kein geringerer als James O’Donnell, Cheforganist der Westminster Abbey in London. Eintritt: frei.

James O’Donnell gilt als einer der führenden Musiker seiner Generation in England und erhielt mehrfach wichtige Musikpreise. An der Westminster Abbey verantwortet er die Musik bei offiziellen Anlässen, wie zum Beispiel der Hochzeit von Prinz William und Catherine Middleton im Jahre 2011.

Die moderne Technik wirkt sich auch auf das Spiel aus. „Das neue Register lässt sich in drei Tonlagen einteilen: hoch, mittel und tief. Die lassen sich getrennt den Manualen und Pedalen zuordnen“, erklärt der Organist, dass er vor jedem Stück diesen Teil des Instrumentes seinen Vorstellungen entsprechend programmieren kann. Es liegt bei ihm, ob er etwa die tiefe Tuba besser mit dem Fuß bedient oder ob sie über eins der Manuale, also die Tastaturen, gespielt wird. Nicht nur deshalb beginnt für Carsten Böckmann nun die Zeit der Eingewöhnung. „Aber das geht schnell.“ Zumal er sich, das verrät er, einbringen konnte in die Planung, dieser Teil des Instrumentes somit nach seinen Bedürfnissen und Vorstellungen gestaltet ist.

Das ist für die Zuhörer eine Überraschung

Ob der Kirchenmusiker nun noch von weiteren Pfeifen in „seiner“ Orgel träumt? Da lacht er verschmitzt und verrät, die Tuba sei gar nicht alles, was neu ist. Es gebe da noch etwas. „Mehr will ich aber noch nicht verraten. Das ist für die Zuhörer eine Überraschung.“