Gelsenkirchen-Buer. Gelsenkirchen hat Sicherheitspoller an der oberen Hochstraße und vor der Volksbank installieren lassen. Sie sollen Lkw-Attentate erschweren.
Slalom laufen an der oberen Hochstraße und am Goldbergplatz: Was in den vergangenen Wochen nötig war, um Baustellen zu umrunden, daran werden sich die Besucher der buerschen City gewöhnen müssen – dauerhaft, wohlgemerkt. Nach den hitzigen Diskussionen um mobile Elemente im vergangenen Jahr hat die Stadt nun, wie schon damals geplant, fest installierte Zufahrtssperren zur Terrorabwehr errichten lassen. Sie sollen verhindern, dass Attentäter mit Fahrzeugen in Menschenmengen rasen, um sie gezielt zu verletzen oder gar zu töten.
Platziert wurden die Edelstahloptik-Poller in zwei Reihen: im Bereich der Volksbank sowie direkt im Zugangsbereich der Hochstraße. „Die Standorte wurden mit der Polizei abgestimmt“, betont Stadtsprecher Martin Schulmann. Hintergrund der Maßnahme sind Anschläge wie die von Berlin und Nizza 2016 und Barcelona 2017, nach denen das Innenministerium alle Polizeidienststellen aufforderte, mit den Kommunen Zufahrtsbereiche zu identifizieren, die einer dauerhaften Absicherung bedürfen – in Gelsenkirchen sind das die Zufahrten zur Hochstraße und zum Heinrich-König-Platz.
Mobile Sperren vor Weihnachtsmarkt in Gelsenkirchen-Buer sorgten 2019 für Ärger
Während die zwei Sicherheitspoller an der Ebertstraße bereits seit vielen Monaten zum Stadtbild gehören, waren in Buer umständlichere Abstimmungen etwa in Bezug auf die Fernwärmeleitung nötig. Auch eine Stadtinfotafel musste versetzt werden. Deshalb kamen 2019 beim Weihnachtsmarkt auf der Hochstraße vorübergehend mobile Truck-Sperren zum Einsatz, die prompt für Ärger sorgten: Die Werbegemeinschaft Buer kritisierte, dass der Platz für das Riesenrad nicht mehr ausreiche und nicht mehr so viele Verkaufshütten wie gewohnt aufgestellt werden könnten, was wiederum mit Umsatzeinbußen einhergehe.
Um die Konstruktionen zu kaschieren, dekorierte sie sie mit Tannenbäumen, was wiederum die Verwaltung auf den Plan rief: Die Bäume versperrten die Sichtachse von Bussen und Bahnen auf die Fußgängerzone und wirkten für Fußgänger wie eine Stolperfalle, hieß es. Die Kaufleute mussten die Tannen erst auf Höhe der Sperren kappen und schließlich komplett entfernen.
Von ursprünglicher Ausführung als Blumenkästen rückte die Stadt ab
Die Zeit dieser Improvisation ist durch die aktuelle 150.000-Euro-Investition aber nun vorbei. Spätestens am 23./24. November sollen die letzten Pflasterarbeiten voraussichtlich abgeschlossen und die Warnbaken verschwunden sein.
Wie die Werbegemeinschaft die Zylinder in Edelstahloptik bewertet? „Sie sind schon ziemlich überproportioniert“, meint der Vorsitzende „Ole“ Siemienski. „Aber wir sind froh, dass die Stadt auf unsere Anregung eingegangen ist und von der ursprünglichen Planung abgesehen hat, die Poller als Blumenkasten auszuführen.“
Crashtests haben Wirksamkeit der Poller bestätigt
Die Händler hatten befürchtet, dass sich die Sperren zu einer „Dreckecke“ entwickeln könnten, falls Pflanzen herausgerissen und die Kübel als Mülleimer missbraucht würden. „Mit der jetzigen Lösung können wir hingegen leben – auch wenn es nach wie vor sehr bedauerlich ist, dass wir künftig auf das Riesenrad und drei bis fünf Hütten und deren Standgelder verzichten müssen.“ Auch müsse die Werbegemeinschaft einen neuen Standort für das Kinderkarussell suchen (siehe Info-Text).
Ansonsten gelte es, Weihnachtsmarkt und andere Veranstaltungen wie das Cityfest den Pollern künftig anzupassen. Das Anliegen, mehr Sicherheit in die City zu bringen, sei ja durchaus wichtig. Für Feuerwehrfahrzeuge und Polizei sowie für den Lieferverkehr bleibt auch in Zukunft genügend Platz: Sie können um die Sperren herumfahren.
Das könnten zwar auch Terroristen, räumt Stadtsprecher Martin Schulmann auf Nachfrage ein. „Aber nun fehlt der Platz für den Anlauf“, sprich: Sie könnten ihre Fahrzeuge nicht mehr so stark beschleunigen und damit weniger Wucht entwickeln. Crashtests haben ergeben, dass die Sicherheitspoller-Reihe an der Hochstraße Fahrzeuge mit einem tatsächlichen Gewicht von 7,5 Tonnen bei einem Tempo von 80 Stundenkilometern wirksam aufhält.
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