Gelsenkirchen-Altstadt. Am 1. April 2021 startet ein Bauprojekt in der Gelsenkirchener City. Auf 500 Quadratmetern soll Wohnraum für zwölf Menschen entstehen.

Ein besonderes Wohnprojekt entsteht an der Bahnhofstraße 49: Die zweite Etage des ehemaligen Kaufhauses über der „Back-Factory“ wird in eine Wohngemeinschaft für Menschen mit körperlichen Einschränkungen umgebaut.

Auf insgesamt 500 Quadratmetern sollen zukünftig zwölf junge Frauen und Männer einziehen können. Die Umbaumaßnahmen des Rohbaus starten am 1. April 2021, die Verträge dafür wurden kürzlich mit dem Eigentümer der Immobilie unterzeichnet. Bereits jetzt können sich Interessierte bewerben.

Die Gelsenkirchener WG deckt eine Angebotslücke ab

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Die Vermittlungsplattform „Careunities“ wurde vom Bauplanungsunternehmen Hettwer Plan GmbH vor drei Jahren ins Leben gerufen. Ziel ist es, jungen Menschen mit einer körperlichen Behinderung einen geeigneten Wohnraum anzubieten, in dem sie möglichst selbstbestimmt leben können.

„Wir haben gemerkt: Angebote für Menschen mit Handicap im erwerbsfähigen Alter gibt es wenige, aber die Nachfrage danach ist sehr groß“, sagt Nick Klassen von „Careunities“. Gerade für Menschen, die vorher bei den Eltern gelebt haben, sei das Angebot auch ein guter Test, bevor es in komplett eigene vier Wände geht.

Vier Präsenzkräfte ohne Handicap sind ebenfalls vorgesehen

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Ähnliche Wohnformen, bei denen das Unternehmen der Vermieter ist, gibt es bereits in Hagen, Bad Iburg, Detmold und in Stuhr. Dort leben Menschen mit und ohne Handicap als WG zusammen. Das Durchschnittsalter beträgt 30 Jahre.

„Für die Zwölfer-WG in der Gelsenkirchener Innenstadt sind vier Präsenzkräfte ohne Handicap vorgesehen, die täglich zwei bis drei Stunden ihre Hilfe anbieten und im Haushalt unterstützen. Als Gegenleistung können sie in der Wohngemeinschaft kostenfrei leben“, erklärt Klassen. Das können beispielsweise Menschen sein, die im Pflegereich beruflich tätig sind, aber auch Menschen, die völlig fachfremd sind. „Careunities“ agiert ausschließlich als Vermieter, der ambulante Pflegedienst kann eigenständig von den WG-Bewohnern gewählt werden.

Bei einem Casting werden die Bewohner ausgesucht

Vor dem Einzug findet ein von „Careunities“ organisiertes Casting statt, bei dem sich die Personen, die nicht älter als 60 Jahre sein sollten, kennenlernen. „Aus Erfahrung haben wir gelernt, dass es besser funktioniert, wenn anschließend monatlich lediglich zwei neue Bewohner einziehen, anstatt alle zeitgleich“, sagt Expansionsleiter Klassen.

Der Wohnbereich wird barrierefrei gestaltet. So entstehen breite Flure, ein Abstellraum für Rollstühle, eine Küche mit höhenverstellbaren Möbeln, auch ein zusätzliches Gästezimmer wird es nach Abschluss der Bauarbeiten geben. Ebenfalls wird ein Aufzug für die WG ins Haus eingebaut. Klassen, der viel von moderner Technik hält, sagt: „Smart Home ist auch ein Thema. Die WG wird so eingerichtet sein, dass sich beispielsweise Licht oder die Heizung übers Handy steuern lassen.“

Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollen die Bewohner eingezogen sein

Mehr Infos im Netz

Bewerben können sich Interessierte über die Webseite www.careunities.de . Die Wohnung wird auch auf www.wg-gesucht.de oder wohnsinn.org, einer Plattform für inklusives Wohnen , zu finden sein.

Nicht nur als Wohnungssuchender sondern auch als Wohnungsanbietende r kann man sich auf der Webseite registrieren. Pflegedienstleister , die interessiert an dem Projekt sind, können ebenfalls zu „Careunities“ Kontakt aufnehmen.

Die Zielsetzung für den Umbau ist sportlich. Innerhalb von drei Monaten sollen die Räumlichkeiten, die sich derzeit noch im kompletten Rohbau befinden, umgebaut werden. Als spätester Einzugstermin wurde der 1. September 2021 festgelegt.

Die Warmmiete inklusive Nebenkosten und der möblierten Einrichtung beträgt 650 bis 700 Euro. Die genaue Finanzierung ist abhängig vom Pflegegrad des jeweiligen Bewohners. Mieter einer Wohngemeinschaft mit einem Pflegegrad erhalten monatlich zudem eine Pauschale von 214 Euro, die sie für eine zusätzliche Unterstützungskraft in ihrer Wohngemeinschaft nutzen können.

Das Unternehmen möchte deutschlandweit „Careunities“-Wohnprojekte für Menschen mit Handicap realisieren. Geplant sind bereits weitere WGs in Hagen, Velbert und Wuppertal.

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