Gelsenkirchen. Der Sieben-Tage-Wert ist in Gelsenkirchen erstmals über 100 Fälle je 100.000 Einwohner gestiegen. Bundesweit ist der Wert nur in 18 Städten höher

Eindringlich hatte Gesundheitsdezernent Luidger Wolterhoff noch vor einigen Tagen an die Gelsenkirchener appelliert, sich möglichst nicht mehr zu verabreden und soziale Kontakte auf das unbedingt Notwendige herunterzufahren. „Das Virus ist zurück. Und zwar mit aller Wucht. Wir können uns die Sorglosigkeit, die sich über den Sommer eingeschlichen haben mag, definitiv nicht mehr leisten. Ich appelliere dringend an jeden einzelnen, sich zu fragen, ob alles, was erlaubt ist, auch unbedingt nötig ist“, mahnte Wolterhoff angesichts eines Inzidenzwertes von 78,6 (Infektionen binnen sieben Tagen je 100.000 Einwohner).

Nur vier Tage danach, am Dienstag (20.10.), ist der für die Coronaschutzmaßnahmen maßgebende Wert zwischen Scholven und Rotthausen erstmals dreistellig und auf 104,8 gestiegen. Auf der Corona-Landkarte des Robert-Koch-Instituts ist Gelsenkirchen damit nun dunkelrot gefärbt. Nur in 20 Städten und Kreisen deutschlandweit ist der Inzidenzwert überhaupt noch höher als in der Emscher-Stadt – und darunter sind allein drei Berliner Bezirke.

Mit den höchsten Inzidenzwert deutschlandweit

Die höchsten Werte bundesweit verzeichnen die Gesundheitsbehörden weiterhin im Landkreis Berchtesgadener Land. Angesichts der ungebremsten Ausbreitung des Coronavirus gelten dort nun die bayernweit ersten Ausgangsbeschränkungen seit dem Lockdown im Frühjahr. Die eigene Wohnung darf ab 14 Uhr nur noch aus triftigen Gründen verlassen werden. Schulen, Kitas, Freizeiteinrichtungen und Restaurants müssen schließen, Veranstaltungen werden untersagt.

Von solchen drastischen Maßnahmen sind Gelsenkirchen und NRW noch vergleichsweise weit entfernt, aber auch hier wurden in der Nacht zu Dienstag die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus abermals verschärft. Seit Mitternacht gilt die Maskenpflicht nun auch in den Innenstädten in der Altstadt und in Buer und darüber hinaus auch auf den Marktplätzen und in einigen Fußgängerzonen (Eine Liste aller Straßen, in denen die Maskenpflicht gilt, finden Sie hier.).

Bei Verstoß gegen die Maskenpflicht drohen Bußgelder bis 500 Euro

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Dass die neue Verordnung noch nicht bei allen angekommen ist oder schlicht ignoriert wird, ist am Dienstagmorgen, noch vor Öffnung der meisten Geschäfte, rund um die Bahnhofstraße unübersehbar. Der Kommunale Ordnungsdienst der Stadt werde auf die Einhaltung der Maskenpflicht achten und Bürger zunächst auf die neue Pflicht aufmerksam machen, erklärt die Stadt. „Da setzen wir auf Aufklärung und Einsicht bei den Gelsenkirchenern“, so Gesundheitsdezernent Luidger Wolterhoff.

Am Mittag ist das Bild in den Fußgängerzonen dann auch schon ein ganz anderes. Bis auf wenige Ausnahmen, halten sich die Gelsenkirchener an die Maskenpflicht. Allerdings können bei Zuwiderhandlung und wiederholten Verstößen Bußgelder bis zu 500 Euro drohen.

Seit Inkrafttreten der ersten Coronaschutzverordnung im Frühjahr wurden in Gelsenkirchen insgesamt 1379 Verstöße geahndet, zu denen jeweils ein Bußgeldverfahren eingeleitet wurde (Stand 2. Oktober). In der Summe geht es dabei um einen Betrag von insgesamt 443.665 Euro.

Wo der Inzidenzwert höher ist als in Gelsenkirchen (Stand, 20.10.2020)

Berchtesgadener Land: 236

Delmenhorst: 211,5

Berlin-Neukölln: 156,6

Cloppenburg: 145,3

Rottal-Inn: 134,2

Berlin Bezirk Mitte: 124,7

St. Wendel Landkreis: 123,6

Frankfurt am Main: 122

Erzgebirgskreis: 117,9

Weiden in der Oberpfalz: 117

Herne: 115,7

Eifelkreis Bitburg-Prüm: 114,1

Vechta (Oldenburg): 109,9

Idar-Oberstein: 109,9

Solingen: 109,3

Kassel: 107,8

Berlin-Tempelhof: 107,7

Aachen: 106,8

Notheim Landkreis: 105,1

Schweinfurt: 104,8

Gelsenkirchen : 104,8