Gelsenkirchen-Feldmark. Bis zum Nachmittag mussten die Musiker wegen Corona bangen. Dann kam aber „Grünes Licht“ für die Ü-30-Party im Zirkus Probst in Gelsenkirchen.
Wenn die Vorzeichen so übel sind, kann am Ende nur ein Riesenerfolg herauskommen. Die Erleichterung bei Künstlern und Besuchern war spürbar, die Atmosphäre im Zirkuszelt war voller Energie. Denn noch bis um 15.30 Uhr am Nachmittag mussten Marcus Becker mit seiner Band „Take5“ und die Mannschaft vom Circus Probst am Revierpark bangen, dann war klar: Die Ü 30-Party am Abend konnte steigen, trotz der gerade verschärften Umgangsregeln wegen der rapide steigenden Corona-Fallzahlen. Nägelkauen bis zum Schluss hieß das.
Gerade einmal 100 Gäste hätten sich im Rund der Arena verlieren dürfen, aber zum Glück zeigte Gelsenkirchens Stadtverwaltung Milde angesichts des Hygienekonzepts im Circus Probst, das sich schon über den ganzen bisherigen Kultursommer bewährt hatte. So durften es 250 Party-Fans sein, doch hatte Organisator Marcus Becker bereits 264 bezahlte Reservierungen. „Das waren drei schlaflose Nächte“, stöhnt er nach unzähligen E-Mails und Anrufen.
Fans spendeten sogar den Eintritt
„90 haben dann aber doch noch zurückgezogen, damit lagen wir unter der Maximalzahl“, erzählt der Gelsenkirchener Bandleader, „denn viele wollten doch nicht kommen, wenn sie den ganzen Abend praktisch durchgehend die Masken tragen mussten“. Großen Dank richtet er deshalb vor allem an die Fans, die trotzdem ihren Eintritt nicht zurück bekommen wollten, sondern ihn quasi gespendet haben.
https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/10-gruende-den-gelsenkirchen-newsletter-gratis-zu-abonnieren-id230667312.html Die Party bot noch vor dem tatsächlichen Start weitere Überraschungen. „Wir hatten die Nummer mit einem Feuerschlucker eingebaut, und der ist auf den letzten Drücker noch in Quarantäne geschickt worden“, berichtet Becker. Aber Circus-Chefin Brigitte Probst sprang ein und bot mit ihren Leuten „auch noch richtig was fürs Auge. Das war einfach gigantisch, wie die Frau uns geholfen hat“, macht Becker mit Riesendank ein Kompliment.
Probst hofft inständig auf das Weihnachtsprogramm
Die Zelt-Herrin selbst fasst es am Tisch der Eingangskontrolle kurz: „Wemmer nix mache, geh’ mer auch kaputt.“ Allerdings sind ihre Sorgen noch nicht ausgeräumt, was den Weihnachtszirkus angeht, denn ohne die Einnahmen aus dieser Zeit müsste sie aufs Neue um die Existenz des Traditionsunternehmens fürchten. Mit vielleicht 100 Zuschauern im Manegenrund würde es kaum reichen, die laufenden Kosten zu decken.
Oberwasser bekommt die resolute Frau aber allein dadurch, dass seit Beginn des „Notprogramms“ im Zelt am Revierpark nicht eine Nachverfolgung wegen einer Covid-19-Ansteckung durchgeführt werden musste und sie praktisch in ständigem Kontakt mit dem Krisenstab der Stadtverwaltung steht.
Nebelmaschine und Mitsingen auch unter der Maske
„Wir wollen zeigen, dass Feiern, dass Party auch jetzt bei Corona geht, wollen ein Signal für die ganze Branche geben, die jetzt richtig leiden muss“, hat sich auch Marcus Becker wieder aufgerappelt. Seine Band zeigt deshalb an diesem Abend kämpferisch das Motto „Corona kann uns mal“ auf den schwarzen Shirts.
Im Doppelpack
Not macht erfinderisch, gerade unter den immer wieder wechselnden Einschränkungen durch die Pandemie. Circus-Chefin Brigitte Probst hatte sich schon auf das große Konzert von „Diary of Dreams“ gefreut. „Ausverkauft“ prangte schon im Programm, 250 Gäste hätten kommen können.
Das machte die jüngste Verschärfung der Corona-Kontaktregeln unmöglich, aber die Band splittete spontan den 20-Uhr-Gig am Samstag auf zwei Durchgänge für jeweils 125 Besucher. Was dann den neuen Regeln entsprach.
Die Aufwärm-Runde für die Lokalmatadoren hatte das Akustik-Duo „Migenda & Friend“, Rainer Migenda und Klaus Sonntag, schon bravourös erledigt, als dann „Take5“ durch den Trockeneisnebel das Pedal auf Vollgas durchdrückte: Robbie Williams „Let me entertain you“ war ein verheißungsvoller Start, fast niemand der Ü-30-Fans auf den Bänken blieb sitzen.
Die Combo legte sofort nach mit Andreas Bourani und „Ein Hoch auf uns“ und mixte gleich noch kräftig durch mit einem musikalischen Ausflug in die 80er Jahre: „Just can’t get enough“ von Depeche Mode sollte für einen langen Abend garantieren. „Artig bis um halb elf wegen der Sperrstunde“, stellt Frontmann Marcus Becker klar, und zum traditionellen „Rausschmeißer“ von „Take5“, dem „Purple Rain“ von Prince. Und hochzufriedenen Gesichtern, auch unter der Maske.
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