Gelsenkirchen-Ückendorf. Das Gelsenkirchener Start-up Trust Certs hat ein Muster entwickelt, um Zeugnisse und Dokumente auf ihre Echtheit zu prüfen. Das steckt dahinter.

Einen klinisch reinen Eindruck macht das frisch bezogene Büro im Wissenschaftspark in Ückendorf. Die Einrichtung ist noch etwas überschaubar. Mirko Mollik steht an seinem Schreibtisch hinter zwei Monitoren, über dem Konferenztisch hängen neben einem Kleiderhaken zwei Auszeichnungen. Eine davon heimste das Start-up-Unternehmen in der vergangenen Woche ein.

Beim Landeswettbewerb „Neue Gründerzeit NRW“ in Düsseldorf belegte Trust Certs den zweiten Platz und wurde von NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) ausgezeichnet. Doch was steckt hinter dem Unternehmen, das Gründer Mollik Mitte 2019 ins Leben rief?

Gelsenkirchener Start-Up garantiert Echtheit von Zeugnissen

„Wir haben eine Art digitalen Notar entwickelt, um Zeugnisse und andere Dokumente fälschungssicher zu machen. Wir sind also präventiv tätig - wie eine Versicherung“, erläutert Mollik. Dieses Thema habe gerade in den vergangenen Jahren im Zuge diverser Plagiatsvorwürfe an Brisanz gewonnen, meint der 26-Jährige und benennt noch ein anderes Beispiel: „Bei Bewerbungen ist der Druck groß. Es gibt oft wenige Stellen - da kann es auch vielleicht sein, dass jemand aus einem dreiwöchigen ein dreimonatiges Praktikum macht oder sich bessere Noten gibt. Es gibt Zahlen, wonach jeder zehnte Absolvent sein Zeugnis fälscht.“

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Mollik und seine neun Mitarbeiter haben sich auf die Fahnen geschrieben, Unternehmen oder Behörden ein Instrument an die Hand zu geben, das die Echtheit von Nachweisen garantiert. Dabei greift das Start-up, dessen Namen sich aus dem englischen mit „Vertrauen und Zertifikat“ übersetzen lässt, auf die Blockchain-Technologie zurück. „Sie ist dafür bekannt, manipulationssicher zu sein. Jedes Dokument bekommt eine Prüfsumme - quasi wie ein Fingerabdruck, den es nur einmal gibt“, erklärt Mollik.

Der Gang zum Amt ist nicht mehr nötig

Trust Certs bietet einen kostenlosen Service an, bei dem man auf der Webseite oder per QR-Code Dokumente verifizieren kann. Auf diese Weise habe das Start-up nach eigenen Angaben bereits mehr als 12.000 Zeugnisse an der FOM-Hochschule in Essen abgesichert.

Zusätzliche Expertise

Neben seinen neun Mitarbeitern greift Mirko Mollik außerdem auf die Expertise von drei Mentoren zurück, die Kontakte zu verschiedene Unternehmen haben und bei der Kundenakquise helfen. „Sie sind für uns der Türöffner. In diesem Bereich geht viel über persönliche Kontakte“, erzählt Mollik.

Das Verfahren bringt auch zwei Nebeneffekte mit sich: Während der Corona-Pandemie konnte man sich beispielsweise für die Beglaubigung eines Zeugnisses den Gang zum Amt schenken. „Vieles wurde zu dieser Zeit digitalisiert. Das spart natürlich Papier und ist gut für die Umwelt“, betont der aus Aachen stammende Mollik.

Von der Westfälischen Hochschule geht es in den Wissenschaftspark

Die Idee zur Gründung hatte er im Frühjahr 2018. An der Westfälischen Hochschule machte der Geschäftsführer den Bachelor in Informatik und anschließend den Master in Internetsicherheit. Nach einigen Projekten in diesem Bereich gründete er aus dem Institut für Interne Sicherheit Trust Certs.

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Aus Kostengründen habe man anfangs die Räumlichkeiten der Westfälischen Hochschule benutzt, um Personal einstellen zu können: „Aber wir wollten auch irgendwann auf eigenen Beinen stehen.“ Also folgte vor wenigen Wochen der Umzug in den Wissenschaftspark. Die Freude darüber verdirbt ihm auch nicht die Tatsache, dass wegen Corona zwei DAX-Unternehmen Projekte mit dem Start-up aus dem Ruhrgebiet abgesagt haben. „Wir beraten aktuell eine Steuerkanzlei in Dortmund und Straßen.NRW bei der Genehmigung von Baustellen“, verrät er. Zudem glaubt er, dass er mit seinem Angebot eine Nische geschaffen hat, die Potenzial für Wachstum bietet. Platz an der Wand für weitere Auszeichnungen sollte dann auch vorhanden sein.